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Hans Christiansen: Hie Volkskunst.
hans christiansen. »Die sieben Schwäne». Schreib-Mappe in farbig gebeiztem Leder.
Ausgeführt von w. collin—Berlin für Paris 1900.
heut, nach erfolgter Wiederbelebung hat sie
das Verlorene noch nicht wiedergewonnen,
man könnte wohl sagen, sie, die am ehesten
Volkskunst sein könnte, ist am meisten davon
entfernt. Und woran mag das liegen?
Statt schöner Einfachheit — Luxus,
Pomp, statt frischen Naturstudiums — Tradi-
tion, statt Herzenssache — reine Geschäfts-
sache — so schaut es in unserem Kunst-
handwerk aus und deshalb muss es Klage-
und Scheltworte über sich ergehen lassen:
»Treibhauspflanze, Luxusgewerbe, Ornament-
flunkerei, Mummenschanz von Stilarten« —
so muss er sich nennen hören, von einsichts-
vollen Männern — und wer wollte diese
herben und ernsten Anklagen Lügen strafen?
Jene getreuen Eckarte, die da warnten
und mahnten, haben schon lang all die Schäden
aufgedeckt und Wege zur Besseruug gewiesen,
aber bis heute sind die Parteien noch immer
sehr ungleich, noch immer ist die Schaar derer
die kleinere, die da ankämpfen gegen die
drei grossen Feinde einer gesunden Kunst,
den Luxus, den Zopf und das Philisterthum!
Drum glauben auch wir nicht müssig
bleiben zu dürfen und wollen versuchen, vor-
erst namentlich aus dem in Hamburg an-
gesammelten reichen Material künstlerischen
Könnens und opferwilliger Überzeugung
eine neue Streitwaffe zu schmieden, die jene
Vorfechter unterstützen könne im Kampf
um die Befreiung der Kunst, die mithelfen
könne, es zu dem zu machen, was es sein
muss, zur ersten nothwendigen Stufe der
echten grunddeutschen Volkskunst!
Möchte es uns gelingen, jenen alten,
unermüdlichen Streitern recht, recht viele
neue zuzuführen, geeint in dem alten Streit-
ruf, den wir heute zumal auf's Neue mit Be-
geisterung und gewisser Zuversicht erheben:
»Hie Volkskunst«.
Hans Christiansen,
Hans Christiansen: Hie Volkskunst.
hans christiansen. »Die sieben Schwäne». Schreib-Mappe in farbig gebeiztem Leder.
Ausgeführt von w. collin—Berlin für Paris 1900.
heut, nach erfolgter Wiederbelebung hat sie
das Verlorene noch nicht wiedergewonnen,
man könnte wohl sagen, sie, die am ehesten
Volkskunst sein könnte, ist am meisten davon
entfernt. Und woran mag das liegen?
Statt schöner Einfachheit — Luxus,
Pomp, statt frischen Naturstudiums — Tradi-
tion, statt Herzenssache — reine Geschäfts-
sache — so schaut es in unserem Kunst-
handwerk aus und deshalb muss es Klage-
und Scheltworte über sich ergehen lassen:
»Treibhauspflanze, Luxusgewerbe, Ornament-
flunkerei, Mummenschanz von Stilarten« —
so muss er sich nennen hören, von einsichts-
vollen Männern — und wer wollte diese
herben und ernsten Anklagen Lügen strafen?
Jene getreuen Eckarte, die da warnten
und mahnten, haben schon lang all die Schäden
aufgedeckt und Wege zur Besseruug gewiesen,
aber bis heute sind die Parteien noch immer
sehr ungleich, noch immer ist die Schaar derer
die kleinere, die da ankämpfen gegen die
drei grossen Feinde einer gesunden Kunst,
den Luxus, den Zopf und das Philisterthum!
Drum glauben auch wir nicht müssig
bleiben zu dürfen und wollen versuchen, vor-
erst namentlich aus dem in Hamburg an-
gesammelten reichen Material künstlerischen
Könnens und opferwilliger Überzeugung
eine neue Streitwaffe zu schmieden, die jene
Vorfechter unterstützen könne im Kampf
um die Befreiung der Kunst, die mithelfen
könne, es zu dem zu machen, was es sein
muss, zur ersten nothwendigen Stufe der
echten grunddeutschen Volkskunst!
Möchte es uns gelingen, jenen alten,
unermüdlichen Streitern recht, recht viele
neue zuzuführen, geeint in dem alten Streit-
ruf, den wir heute zumal auf's Neue mit Be-
geisterung und gewisser Zuversicht erheben:
»Hie Volkskunst«.
Hans Christiansen,