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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 6.1900

DOI Heft:
Heft 8 (Mai)
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Muthesius, Hermann: Über unsere häusliche Bau-Kunst, [2]
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https://doi.org/10.11588/diglit.6696#0096

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378 Hermann Muthesius—London:

Natürliche über das Gekünstelte. Eine ge-
wisse Aufrichtigkeit spricht unter Umständen
mehr an als die schöne Phrase. Die ganze
Entwickelung der Zivilisation geht auf Ver-
einfachung der Lebensformen. Der Asiate
ergeht sich noch in tausendfältigen Höflich-
keiten, während der Europäer den einfachen
Handdruck als Begrüssung angenommen hat.
Das seidengestickte Rokoko-Gewand des
vorigen Jahrhunderts haben wir durch den
einfachen schwarzen Anzug ersetzt. Unbe-
dingt hat die Architektur des praktischen
Lebens, vor allem aber die Hausbaukunst,
dieser Richtung zu folgen. Dies will keines-
wegs sagen, dass wir alles Künstlerische
aufgeben sollen, sondern nur, dass das, was
dem Wesen der Sache als »Kunst« zugesetzt
ist, dass das künstlerische Anhängsel über-
flüssig ist. Für die künstlerische Gestaltung

lieber häusliche Bau-Kunst.

bietet das Wesentliche selbst gerade Gelegen-
heit genug, wir brauchen es nicht in über-
flüssigen Zuthaten zu suchen.

Dieses Wesentliche ist nun aber im
Wohnhausbau entschieden die Gestaltung der
Wohnräume. Hier gilt es zunächst wieder
die natürlichen Bedingungen zu bedenken:
die Beleuchtung, die Zuführung der Sonne,
die Anordnung der Wärmequelle, die Schaff-
ung eines guten Arbeits- oder Familien-
versammlungsplatzes, den Standort der
nöthigen Gebrauchsmöbel. Aus allen diesen
Gesichtspunkten heraus hat sich die Form
des Zimmers zu entwickeln. Das wichtigste
ist die Lichtzuführungsfrage. Von den be-

hans christiansen. Thür-Behang.
Gewebt von der teppich-fabrik j. ginzkey —
maffersdorf (Böhmen) für Paris i^oo.
 
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