Ueber häusliche Bau-Kunst.
38i
HANS CHRISTIANSEN.
Meeres-Siudte in Pastell.
unbedingt in dem bei uns unentbehrlichen
grossen Familientisch zu suchen, einerlei, ob
dieser vor dem Sopha oder in der Mitte des
Zimmers steht. Ein Zimmer mit Kamin,
z. B. das englische drawing-room, hat
keinen eigentlichen Tisch, man hätte für
ihn keinen Standort. Man hilft sich hier
mit kleinen Stell-Tischen. Nur das Esszimmer
macht in dieser Hinsicht eine Ausnahme.
Neben der Gestaltung des Einzelzimmers
spielt natürlich die Anordnung der Zimmer
zu einander eine Hauptrolle. Wir lieben
die Verbindung der Zimmer und wollen statt
ihrer ja nicht die englische Sitte einführen,
die einzelnen Zimmer wie die Käfige ab-
zuschliessen. In Beziehung auf die Anein-
anderreihung der Zimmer, ebenso wie in der
Anlage von Treppen und Verbindungen
wird bei uns in der Regel ein grosses Ge-
schick entfaltet, sodass hier wenig zu be-
merken ist. Ein Wort muss aber noch über
die in neuerer Zeit in Aufnahme gekommene
Diele oder Halle gesagt werden. Sie ist
gewiss eines der künstlerisch dankbarsten
Motive und wer das Geld dazu liegen hat,
einen Raum einzig zur Erfüllung eines
ästhetischen Zweckes anzulegen, der mag
sie ruhig in sein Haus einfügen. Wer aber
auch nur einigermaassen sparsam zu bauen
hat, für den ist die Halle ein überflüssiger
Anhang, den er besser vermeiden sollte.
Man ist in Deutschland der Ansicht, dass
sie ein stehender englischer Hausbestandtheil
wäre. Dies ist ein Irrthum. Das kleinere und
mittlere englische Haus ist entschieden hallen-
los, erst in dem grösseren Landhause des
ausgesprochen reichen Mannes findet sie sich
ein. Man mag auch über ihre Gebrauchs-
fähigkeit sagen, was man will, sie ist in
Wirklichkeit verschwindend klein. Jeder
wird eine natürliche Abneigung haben, sich
in den offenen Weg zu setzen. Es ist wahr,
die sichtbare Entwickelung der Treppe bietet
eine Gelegenheit ersten Ranges zu einer
interessanten Raumgestaltung. Aber es gibt
eine Treppe, die weit angenehmer zu be-
1900. VIII. 6.
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HANS CHRISTIANSEN.
Meeres-Siudte in Pastell.
unbedingt in dem bei uns unentbehrlichen
grossen Familientisch zu suchen, einerlei, ob
dieser vor dem Sopha oder in der Mitte des
Zimmers steht. Ein Zimmer mit Kamin,
z. B. das englische drawing-room, hat
keinen eigentlichen Tisch, man hätte für
ihn keinen Standort. Man hilft sich hier
mit kleinen Stell-Tischen. Nur das Esszimmer
macht in dieser Hinsicht eine Ausnahme.
Neben der Gestaltung des Einzelzimmers
spielt natürlich die Anordnung der Zimmer
zu einander eine Hauptrolle. Wir lieben
die Verbindung der Zimmer und wollen statt
ihrer ja nicht die englische Sitte einführen,
die einzelnen Zimmer wie die Käfige ab-
zuschliessen. In Beziehung auf die Anein-
anderreihung der Zimmer, ebenso wie in der
Anlage von Treppen und Verbindungen
wird bei uns in der Regel ein grosses Ge-
schick entfaltet, sodass hier wenig zu be-
merken ist. Ein Wort muss aber noch über
die in neuerer Zeit in Aufnahme gekommene
Diele oder Halle gesagt werden. Sie ist
gewiss eines der künstlerisch dankbarsten
Motive und wer das Geld dazu liegen hat,
einen Raum einzig zur Erfüllung eines
ästhetischen Zweckes anzulegen, der mag
sie ruhig in sein Haus einfügen. Wer aber
auch nur einigermaassen sparsam zu bauen
hat, für den ist die Halle ein überflüssiger
Anhang, den er besser vermeiden sollte.
Man ist in Deutschland der Ansicht, dass
sie ein stehender englischer Hausbestandtheil
wäre. Dies ist ein Irrthum. Das kleinere und
mittlere englische Haus ist entschieden hallen-
los, erst in dem grösseren Landhause des
ausgesprochen reichen Mannes findet sie sich
ein. Man mag auch über ihre Gebrauchs-
fähigkeit sagen, was man will, sie ist in
Wirklichkeit verschwindend klein. Jeder
wird eine natürliche Abneigung haben, sich
in den offenen Weg zu setzen. Es ist wahr,
die sichtbare Entwickelung der Treppe bietet
eine Gelegenheit ersten Ranges zu einer
interessanten Raumgestaltung. Aber es gibt
eine Treppe, die weit angenehmer zu be-
1900. VIII. 6.