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Hrrmann Muthesius: Ueber häusliche Bau-Kunst.
hans christiansen.
Dekoratives Gemälde.
quickung und Labung am häuslichen Herde
angekündigt, wenn er sich müde heimwärts
bewegte. Das Fenster erzählt das Innere
des Hauses, wenn es nicht nach italienischen
Axen, sondern nach den Beleuchtungs-
bedürfnissen angeordnet ist. Die Hausthüre,
unter einem niedrigen Vordach angebracht
lässt das Schützende des Hauses vorahnen.
Die Hecke, das Gartenthor, sie bergen
ästhetische Wirkungen schon in ihrem Wesen.
Solche aus den natürlichen Bestandtheilen
des Hauses entwickelten Motive haben den
Stamm unserer Hausbaukunst zu bilden, weil
sie uns rein menschlich, an der Wurzel
unseres Wesens berühren. Und von alle-
dem abgesehen bringen sie noch einen
anderen unendlichen Vortheil mit sich: sie
sind immer örtlich und nie international, sie
stellen uns auf den richtigen Boden der ört-
lich gefärbten Kunst. Der Nordländer wird
das hohe, den Regen ableitende Dach,
Schornstein und Ofen und den Abschluss
von der rauhen Natur fordern, dem Süd-
länder wird das flache Dach, auf dem er in
den Sommernächten sitzen kann, die Loggia
und die breite Terrasse ansprechen. Eine
internationale Hausbaukunst gibt es nicht,
und so hat das italienische, römische, arabische
und jedes andere Haus für uns nur ein theo-
retisches Interesse, jeder Versuch es ganz
oder in Bestandtheilen in unser Klima ein-
zuführen wird scheitern und hat für uns, die
wir der Sammlung so sehr bedürfen, nur
die Bedeutung der sinnlosen Kuristver-
schwendung und unsachlicher Zersplitterung.
Hermann Müthesius—London.
Hrrmann Muthesius: Ueber häusliche Bau-Kunst.
hans christiansen.
Dekoratives Gemälde.
quickung und Labung am häuslichen Herde
angekündigt, wenn er sich müde heimwärts
bewegte. Das Fenster erzählt das Innere
des Hauses, wenn es nicht nach italienischen
Axen, sondern nach den Beleuchtungs-
bedürfnissen angeordnet ist. Die Hausthüre,
unter einem niedrigen Vordach angebracht
lässt das Schützende des Hauses vorahnen.
Die Hecke, das Gartenthor, sie bergen
ästhetische Wirkungen schon in ihrem Wesen.
Solche aus den natürlichen Bestandtheilen
des Hauses entwickelten Motive haben den
Stamm unserer Hausbaukunst zu bilden, weil
sie uns rein menschlich, an der Wurzel
unseres Wesens berühren. Und von alle-
dem abgesehen bringen sie noch einen
anderen unendlichen Vortheil mit sich: sie
sind immer örtlich und nie international, sie
stellen uns auf den richtigen Boden der ört-
lich gefärbten Kunst. Der Nordländer wird
das hohe, den Regen ableitende Dach,
Schornstein und Ofen und den Abschluss
von der rauhen Natur fordern, dem Süd-
länder wird das flache Dach, auf dem er in
den Sommernächten sitzen kann, die Loggia
und die breite Terrasse ansprechen. Eine
internationale Hausbaukunst gibt es nicht,
und so hat das italienische, römische, arabische
und jedes andere Haus für uns nur ein theo-
retisches Interesse, jeder Versuch es ganz
oder in Bestandtheilen in unser Klima ein-
zuführen wird scheitern und hat für uns, die
wir der Sammlung so sehr bedürfen, nur
die Bedeutung der sinnlosen Kuristver-
schwendung und unsachlicher Zersplitterung.
Hermann Müthesius—London.