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Hans Schliepmann: Von altem und neuem Ornament.
* 1_ r*
paul burck.
Bleistift-Studie.
weniger Aufgeblasenheit, behandelt haben.
Kehrt man doch z. B., »um eine Empfindung
ganz rein darzustellen und intensiv heraus-
zuarbeiten«, mehrfach zur Pantomime zurück
— die bereits ein gewisser Thespis vor
drittehalb Jahrtausenden für — erweiterungs-
bedürftig hielt! So werden die Modernsten
im Grunde zu »Primitiven«, die das Ein-
fachste, nur leider nichts weniger als naiv,
zur Wirkung bringen möchten.
Ich sehe die Zeit kommen, wo diese
Abgrundtiefen die weltverschiedenen Seelen-
vibrationen darlegen werden, die ein Winkel
von 47° und einer von 1230 erzeugt, wo sie
die Verzweiflung schildern, die der plebejische
Farbenakkord eines, auf einen »lachsalven-
rothen« Hummer gefallenen »heiser-grünen«
Salatblattes erzeugt. Denn schon sind wir
bei einem ziemlichen — Götzendienst der
Linie angekommen. Ueberall tritt sie in
unerhörten Abmessungen auf, bald mehr
Regenwurm oder Gekröse, bald mehr Blut-
egel oder Klex. Hier zeigt sich's ganz deut-
lich, wie die manirirt Primitiven ein Element
aus einem grösseren Ganzen herausgreifen,
es mit Hochdruck zu etwas Daseinerfüllendem
aufblähen, wie sie mit Quacksalberwichtigkeit
jeder kleinen Nüance einen Begeisterungs-
werth beilegen und mit Augurenstolz ein-
ander vorreden, in der künstlerischen Aus-
bildung des Lallens sei just die exquisiteste
Kunst zu schmecken! — Ich übertreibe? —
O bitte! Nur ein klein wenig, um das zu
kennzeichnen, was die neue Kunstweise Ein-
zelner vermeiden soll. (Forts, folgt.)
Hans Schliepmann-Berlin.
Hans Schliepmann: Von altem und neuem Ornament.
* 1_ r*
paul burck.
Bleistift-Studie.
weniger Aufgeblasenheit, behandelt haben.
Kehrt man doch z. B., »um eine Empfindung
ganz rein darzustellen und intensiv heraus-
zuarbeiten«, mehrfach zur Pantomime zurück
— die bereits ein gewisser Thespis vor
drittehalb Jahrtausenden für — erweiterungs-
bedürftig hielt! So werden die Modernsten
im Grunde zu »Primitiven«, die das Ein-
fachste, nur leider nichts weniger als naiv,
zur Wirkung bringen möchten.
Ich sehe die Zeit kommen, wo diese
Abgrundtiefen die weltverschiedenen Seelen-
vibrationen darlegen werden, die ein Winkel
von 47° und einer von 1230 erzeugt, wo sie
die Verzweiflung schildern, die der plebejische
Farbenakkord eines, auf einen »lachsalven-
rothen« Hummer gefallenen »heiser-grünen«
Salatblattes erzeugt. Denn schon sind wir
bei einem ziemlichen — Götzendienst der
Linie angekommen. Ueberall tritt sie in
unerhörten Abmessungen auf, bald mehr
Regenwurm oder Gekröse, bald mehr Blut-
egel oder Klex. Hier zeigt sich's ganz deut-
lich, wie die manirirt Primitiven ein Element
aus einem grösseren Ganzen herausgreifen,
es mit Hochdruck zu etwas Daseinerfüllendem
aufblähen, wie sie mit Quacksalberwichtigkeit
jeder kleinen Nüance einen Begeisterungs-
werth beilegen und mit Augurenstolz ein-
ander vorreden, in der künstlerischen Aus-
bildung des Lallens sei just die exquisiteste
Kunst zu schmecken! — Ich übertreibe? —
O bitte! Nur ein klein wenig, um das zu
kennzeichnen, was die neue Kunstweise Ein-
zelner vermeiden soll. (Forts, folgt.)
Hans Schliepmann-Berlin.