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Einiges über die Medaille.
patriz huber. Detail nebenstehenden Möbels.
Aus dem Atelier des Bildhauers Habich.
nichts mehr zu thun haben. (So Hamburg
(Choleramedaille), Berlin bei Gelegenheit der
Feier der technischen Hochschule, Frankfurt
zur Goethefeier, Mainz zum Gutenbergfest etc.)
Wenn nun trotzdem die Medaille in Deutsch-
land noch nicht zu jener Blüthe gelangen
kann, zu der sie sich in Frankreich und auch
zum Theil in Oesterreich entfaltet hat, so
liegt das, abgesehen davon, dass die Beweg-
ung in Frankreich älter ist und von dort
ausging, dass Frankreich auf diesem Gebiete
wie dem der Skulptur überhaupt eine ganz
andere Vergangenheit und Entwicke-
lung hinter sich hat, hauptsächlich an
drei Ursachen:
Erstens: Die Künstler. Wir haben
noch nicht jene Schaar grosser, wahr-
haft bedeutender Künstler, wie sie
Frankreich in der Medaille schon hervor-
gebracht hat. Doch liegt das weniger
an den Künstlern selbst (ich meine
nicht nur die, die sich jetzt schon mit
der Medaille beschäftigen, sondern die
Künstler überhaupt), als vielmehr an
den Technikern und hauptsächlich am
Publikum. Wenn die Anwendung der
Medaille und Plakette eine allgemei-
nere, wenn gewissermaassen das wirk-
liche Bedürfniss nach Künstlern auf
diesem Gebiete ein grösseres geworden
sein wird, dann werden auch die
Künstler dafür sich finden und heran-
bilden, und unter denen anderer Zweige,
unter den Malern und Bildhauern, die
sich jetzt nur mit Staffeleibildern und
Salon-Plastik beschäftigen, wird eben-
so sicher manch echtes und gutes Talent
für die Medaille stecken, wie unter
ihnen manch echtes und gutes Talent
für die angewendete Kunst gesteckt hat.
Zweitens: Die Techniker. Das
Fehlen geschickter, künstlerisch ge-
schulter Techniker ist mindestens ein
ebenso grosses Uebel für die Medaille,
wie der Mangel an guten Künstlern.
Wir können in Deutschland noch keine
Reduktionen bekommen, wie sie für
die französischen Medailleure in Frank-
reich angefertigt werden, und wir be-
kommen auch keine Güsse, wie sie der
französische Meister hervorbringt, der die
herrlichen Stücke für Roty, Chaplain u. s. w.
giesst. Und wenn ein Künstler, der sich
mit der Medaille beschäftigt, nicht auch zu-
gleich Metalltechniker ist, so wird er heute
schwerlich ein Stück herausbringen, das zum
Schluss dem entspricht, was er erwartet hat
und das gut und treu wiedergibt, was er in
sein Modell hineingelegt hatte. Die tech-
nischen Mängel, an denen die Medaille bei
uns noch krankt, näher darzulegen, wäre
wohl nur für den Fachmann von Interesse,
Einiges über die Medaille.
patriz huber. Detail nebenstehenden Möbels.
Aus dem Atelier des Bildhauers Habich.
nichts mehr zu thun haben. (So Hamburg
(Choleramedaille), Berlin bei Gelegenheit der
Feier der technischen Hochschule, Frankfurt
zur Goethefeier, Mainz zum Gutenbergfest etc.)
Wenn nun trotzdem die Medaille in Deutsch-
land noch nicht zu jener Blüthe gelangen
kann, zu der sie sich in Frankreich und auch
zum Theil in Oesterreich entfaltet hat, so
liegt das, abgesehen davon, dass die Beweg-
ung in Frankreich älter ist und von dort
ausging, dass Frankreich auf diesem Gebiete
wie dem der Skulptur überhaupt eine ganz
andere Vergangenheit und Entwicke-
lung hinter sich hat, hauptsächlich an
drei Ursachen:
Erstens: Die Künstler. Wir haben
noch nicht jene Schaar grosser, wahr-
haft bedeutender Künstler, wie sie
Frankreich in der Medaille schon hervor-
gebracht hat. Doch liegt das weniger
an den Künstlern selbst (ich meine
nicht nur die, die sich jetzt schon mit
der Medaille beschäftigen, sondern die
Künstler überhaupt), als vielmehr an
den Technikern und hauptsächlich am
Publikum. Wenn die Anwendung der
Medaille und Plakette eine allgemei-
nere, wenn gewissermaassen das wirk-
liche Bedürfniss nach Künstlern auf
diesem Gebiete ein grösseres geworden
sein wird, dann werden auch die
Künstler dafür sich finden und heran-
bilden, und unter denen anderer Zweige,
unter den Malern und Bildhauern, die
sich jetzt nur mit Staffeleibildern und
Salon-Plastik beschäftigen, wird eben-
so sicher manch echtes und gutes Talent
für die Medaille stecken, wie unter
ihnen manch echtes und gutes Talent
für die angewendete Kunst gesteckt hat.
Zweitens: Die Techniker. Das
Fehlen geschickter, künstlerisch ge-
schulter Techniker ist mindestens ein
ebenso grosses Uebel für die Medaille,
wie der Mangel an guten Künstlern.
Wir können in Deutschland noch keine
Reduktionen bekommen, wie sie für
die französischen Medailleure in Frank-
reich angefertigt werden, und wir be-
kommen auch keine Güsse, wie sie der
französische Meister hervorbringt, der die
herrlichen Stücke für Roty, Chaplain u. s. w.
giesst. Und wenn ein Künstler, der sich
mit der Medaille beschäftigt, nicht auch zu-
gleich Metalltechniker ist, so wird er heute
schwerlich ein Stück herausbringen, das zum
Schluss dem entspricht, was er erwartet hat
und das gut und treu wiedergibt, was er in
sein Modell hineingelegt hatte. Die tech-
nischen Mängel, an denen die Medaille bei
uns noch krankt, näher darzulegen, wäre
wohl nur für den Fachmann von Interesse,