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Peter Behrens: Die Dekoration der Bühne.
und den Gedanken, dass alles ein Spiel ist
vergessen zu machen, nie das höchste aller
Ziele der Kunst: das Erheben, erreicht werden
wird. Darum also soll sich die Malerei auf
der Bühne zum Vorgang verhalten, wie die
Musik zum Operntext; beides kann jeweilig
mehr in den Vordergrund treten, Musik oder
Text (Oper oder Melodrama), Vorgang oder
Dekoration (Drama oder Pantomime, Ballet).
Man sollte hier Wagners Ausspruch, dass
die Musik das hinzugeben soll, was das Wort
nicht sagen kann, auch noch auf die Malerei
ausdehnen und verlangen, dass wo Dekoration
verwandt wird, diese ebenfalls noch ein Neues,
das was nur die Malerei sagen kann, hinzugibt.
Goethe verlangte das Zusammenwirken
aller Künste auf der Bühne, und vor allen
Shakespeare legte den grössten Werth auf
Dekoration und Kostüme. Wenn wir wieder
zu der Ueberzeugung gekommen sein werden,
dass alle Künste: Dichtkunst, Musik, Malerei,
der Tanz, als gleichberechtigte, gleich vor-
nehme Künste, mit jeweiligem bescheidenen
Zurücktreten der einen oder der anderen,
zum Ganzen zu wirken berufen sind, werden
wir ein Theater erhalten, das eine Stätte der
Erbauung, der höchsten Feierlichkeit, der
erhabensten Feste, der reinsten Sittlichkeit
und der lehrreichsten Schule des Schönen
sein wird, des Schönen um dessenwillen wir
das Leben und die Menschen lieben.
Den Verwirklichungen dieser idealen
kulturerhöhenden Bestrebungen stellen sich
keine unüberwindbaren Schwierigkeiten ent-
gegen, da es sich im allgemeinen nicht darum
handeln wird ein »mehr« sondern ein »anders«
zu machen. Es gilt auch hier das uner-
schütterliche Dogma für jede Kunst: das
PETER BEHRENS—DARMSTADT.
Entwürfe für schmiedeiserne Gitter.
Peter Behrens: Die Dekoration der Bühne.
und den Gedanken, dass alles ein Spiel ist
vergessen zu machen, nie das höchste aller
Ziele der Kunst: das Erheben, erreicht werden
wird. Darum also soll sich die Malerei auf
der Bühne zum Vorgang verhalten, wie die
Musik zum Operntext; beides kann jeweilig
mehr in den Vordergrund treten, Musik oder
Text (Oper oder Melodrama), Vorgang oder
Dekoration (Drama oder Pantomime, Ballet).
Man sollte hier Wagners Ausspruch, dass
die Musik das hinzugeben soll, was das Wort
nicht sagen kann, auch noch auf die Malerei
ausdehnen und verlangen, dass wo Dekoration
verwandt wird, diese ebenfalls noch ein Neues,
das was nur die Malerei sagen kann, hinzugibt.
Goethe verlangte das Zusammenwirken
aller Künste auf der Bühne, und vor allen
Shakespeare legte den grössten Werth auf
Dekoration und Kostüme. Wenn wir wieder
zu der Ueberzeugung gekommen sein werden,
dass alle Künste: Dichtkunst, Musik, Malerei,
der Tanz, als gleichberechtigte, gleich vor-
nehme Künste, mit jeweiligem bescheidenen
Zurücktreten der einen oder der anderen,
zum Ganzen zu wirken berufen sind, werden
wir ein Theater erhalten, das eine Stätte der
Erbauung, der höchsten Feierlichkeit, der
erhabensten Feste, der reinsten Sittlichkeit
und der lehrreichsten Schule des Schönen
sein wird, des Schönen um dessenwillen wir
das Leben und die Menschen lieben.
Den Verwirklichungen dieser idealen
kulturerhöhenden Bestrebungen stellen sich
keine unüberwindbaren Schwierigkeiten ent-
gegen, da es sich im allgemeinen nicht darum
handeln wird ein »mehr« sondern ein »anders«
zu machen. Es gilt auch hier das uner-
schütterliche Dogma für jede Kunst: das
PETER BEHRENS—DARMSTADT.
Entwürfe für schmiedeiserne Gitter.