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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 6.1900

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Heft 9 (Juni)
DOI Artikel:
Schulze, Paul: Die Webekunst in Krefeld
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https://doi.org/10.11588/diglit.6696#0150

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428

Paul Schulze—Krefeld:

VAN DER WOUUE. Signet.

geringerer, als der
damals noch in
München weilende
Otto Eckmann, der
nun seine Eigenart
der Formen- und
Farbengebung zum
Schmuck Krefelder
Knüpfteppiche zur
Verfügung stellte. Die aus diesen Be-
ziehungen entstandenen Werke sind bekannt
und in dieser Zeitschrift bereits wieder-
gegeben. Es sind eigenartige Schöpfungen,
die zum Ruhme dieser neuen Fabrikate bei-
trugen und sie weit über den Standpunkt
allgemeiner Marktware erhoben. Natürlich
mussten die ursprünglichen einfachen Bahnen
der Herstellungsweise bald verlassen und
das ganze Unternehmen auf eine breitere, gut
finanzirte Grundlage gestellt werden, sodass
denn jetzt die Krefelder Teppich - Fabrik
Aktien-Gesellschaft vorm. Joh. Kneusels & Co.
in Bezug auf künstlerische Leistungen wohl
zu den allerersten ihrer Art gezählt werden
darf. Die Pariser Welt-Ausstellung wird
natürlich einige hervorragende Meisterwerke
derselben zeigen, unter welchen solche nach
Zeichnungen von Prof. Läugcr in Karlsruhe
nicht zu den uninteressantesten zählen dürften.

Sind die künstlerischen Erfolge der
Knüpf-Teppich-Industrie in Krefeld an sich
schon hoch erfreulich, so sind sie es um so
mehr, als sie anregend wirkten und Anlass
gaben zu lebhafter Thätigkeit in weiteren
neuen Zweigen der Textil - Industrie. Die
Herstellung kirchlicher Behangstoffe, zuerst
auch von M. Kneusels ausgeübt, ging nach
nicht langer Zeit von ihm auf Carl Herken
über. Auch dieser wich bald von der strengen
Formengebung mittelalterlicher Ornamentik,
wie die Kirche sie beliebt, ab, setzte sich,
nach dem Vorbild seines Vorgängers, mit
namhaften Künstlern in Verbindung und
schuf nach Zeichnungen H. E. Berlepsch's,
Otto Eckmann's, E. Nicolai's und H. van
der Woude's eine Reihe recht wirkungs-
voller Muster zweiseitiger, halbseidener
Möbelstoffe (Seite 422 ff.). Seine Firma ging
später in der von Wellmann & Mink auf.
E. Nicolai gehört einem Künstler-Dreiblatt

an, welches ausser ihm noch Hugo van der
Woude und Otto Westphal umfasst. Hugo
van der Woude ist in diesem Hefte mehr-
fach durch seine Schöpfungen vertreten
(vgl. Beilage), ebenso Otto Westphal, früher
Schüler der Preuss. höheren Webeschule in
Krefeld, durch seine Teppich - Entwürfe für
die Firma H. vom Bruck Söhne (Seite 420).
Auch diese Firma, die zu den ältesten Seiden-
Manufakturen Krefeld's gehört, hat in jüngster
Zeit die Teppich- nnd Läuferstoff-Weberei
als neuen Zweig aufgenommen, und durch
die Bevorzugung des neuen Stils manches
künstlerisch bedeutende Stück hergestellt.
Wie diese Firma für ihre Fabrikation sich
die Erfindung des mechanischen Doppel-
sammtstuhles in seiner weiteren Vervoll-
kommnung zu Nutze gemacht hat, so hat
eine zweite Seidenfirma Rieh. Scheidges &
Co. sich eine von ihr gemachte interessante
Verbesserung am mechanischen Sammt-
Stuhle patentiren lassen und nutzt sie nun
aus zur Herstellung von Möbel-Sammten.
Auch ihre neu eingeführten Muster verrathen
den Einfluss der neuen Stil-Richtung und
verdanken ihre Entstehung der künstlerischen
Hand E. Nicolai's. So zeigt sich denn ein
wesentlicher Fortschritt in der Richtung der
Einführung neuer Webe-Industrien in Kre-
feld, ein Fortschritt, der nicht so sehr in der
Menge des Hergestellten, als in der künst-
lerischen Ausgestaltung desselben im durch-
aus modernen Stil-Karakter liegt.

Neben diesen auf Krefeld's Boden neuen
Textil-Industrien steht die alte langeinge-
sessene Industrie der Verarbeitung des edelsten
Webematerials, der Seide, mächtig da. Von
welchem Schaffensfleiss zeugt der Auf-
schwung, den die
Seiden - Industrie
seit ihrem Ur-
sprung in Kre-
feld genommen
hat! Im Jahre
1898 waren 25
Sammt- und 43

Seiden - Stoff-
Fabriken , sowie
11 Fabriken für
Stoff und Sammt

V. D. VELDE. Signet für Holler.
 
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