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Vom alten und neuen Flach Ornament.
adolf simon— krefeld.
Entwürfe für silberne Gürtel-Schnallen.
wird seine Verwendung für die Wiederholung.
Durchaus vermieden werden muss für diesen
Fall namentlich die Darstellung eines be-
stimmten Vorganges. Ein Tiger im Kampf
mit einem Nashorn kann als Einzel-T) Erstellung
sehr wohl noch rein dekorativ behandelt
werden; wiederholt sich das Bild aber als
Fries oder als Flächen-Muster, so kann der
Eindruck geradezu peinigend wie Fieberwahn-
vorstellungen werden. Vor i o Jahren lachten
wir über Grossvaters Tapeten,' w.o schöne
Lauben ziegelverbandartig übereinander an-
geordnet waren, mit zärtlichen Paaren, Jägern
u. dgl.; aber die modernen Flamingofriese
und Tapeten (ganz abgesehen von dem etwas
bedenklichen Gewirr der Hälse) sind nur im
Einzelnen besser gezeichnet, im Prinzip aber
vielleicht eben so geschmacklos.
Noch ärger wird das, wenn nun gar die
menschliche Figur in solcher Weise unter
allem Aufwand von modernem Naturstudium
verwendet wird. Ein Fries von Engeln ist
noch sehr wohl denkbar; die Flügel bedingen
die Hauptmassen und damit eine so starke
Stilisirung, dass das menschenähnliche, zumal
bei der meist stark konfessionellen Bildung
der Gesichter, zurücktritt. Aehnliches könnte
vielleicht z. B. von Serpentin-Tänzerinnen
gelten, bei denen die faltigen Gewänder einen
straffen und eindrucksvollen Rhythmus her-
geben. Aber in beiden Fällen würde auch
der absolute Maassstab schon von bedeuten-
dem Einfluss sein. Werden die Figuren so
gross, dass man von Rechts wegen die Züge
des Gesichtes beim Ueberblick über das
Ganze erkennen muss, so müssen eben auch
die Einzelfiguren selbständige durchgebildete
Kunstwerke werden, wie z. B. die einzelnen
Putten bei Ghirlandajo u. a.; sonst wirkt das
Ganze schemenhaft, unfertig oder stümperhaft.
Dass der modernen Plakatkunst eine erheb-
liche Bedeutung zuzusprechen ist, kann nie-
mand mehr leugnen; dass aber diese Kunst
eine feiner durchgebildete für intimere Wir-
kungen verdrängen könne, werden selbst die
künstlich Voreingenommenen nicht behaupten.
Man kann einwerfen, dass ja gerade das
Dekorative das Wirksame der Plakatkunst
sei, dass sie dekorativ sei, weil sie nur einen
Auszug der Wirklichkeit, weil sie eine Stili-
sirung ganz auf Farbe und Linie gebe.
(Schiuss folgt.) Hans Schliepmann-Berlin.
adolf simon krefeld.
Vom alten und neuen Flach Ornament.
adolf simon— krefeld.
Entwürfe für silberne Gürtel-Schnallen.
wird seine Verwendung für die Wiederholung.
Durchaus vermieden werden muss für diesen
Fall namentlich die Darstellung eines be-
stimmten Vorganges. Ein Tiger im Kampf
mit einem Nashorn kann als Einzel-T) Erstellung
sehr wohl noch rein dekorativ behandelt
werden; wiederholt sich das Bild aber als
Fries oder als Flächen-Muster, so kann der
Eindruck geradezu peinigend wie Fieberwahn-
vorstellungen werden. Vor i o Jahren lachten
wir über Grossvaters Tapeten,' w.o schöne
Lauben ziegelverbandartig übereinander an-
geordnet waren, mit zärtlichen Paaren, Jägern
u. dgl.; aber die modernen Flamingofriese
und Tapeten (ganz abgesehen von dem etwas
bedenklichen Gewirr der Hälse) sind nur im
Einzelnen besser gezeichnet, im Prinzip aber
vielleicht eben so geschmacklos.
Noch ärger wird das, wenn nun gar die
menschliche Figur in solcher Weise unter
allem Aufwand von modernem Naturstudium
verwendet wird. Ein Fries von Engeln ist
noch sehr wohl denkbar; die Flügel bedingen
die Hauptmassen und damit eine so starke
Stilisirung, dass das menschenähnliche, zumal
bei der meist stark konfessionellen Bildung
der Gesichter, zurücktritt. Aehnliches könnte
vielleicht z. B. von Serpentin-Tänzerinnen
gelten, bei denen die faltigen Gewänder einen
straffen und eindrucksvollen Rhythmus her-
geben. Aber in beiden Fällen würde auch
der absolute Maassstab schon von bedeuten-
dem Einfluss sein. Werden die Figuren so
gross, dass man von Rechts wegen die Züge
des Gesichtes beim Ueberblick über das
Ganze erkennen muss, so müssen eben auch
die Einzelfiguren selbständige durchgebildete
Kunstwerke werden, wie z. B. die einzelnen
Putten bei Ghirlandajo u. a.; sonst wirkt das
Ganze schemenhaft, unfertig oder stümperhaft.
Dass der modernen Plakatkunst eine erheb-
liche Bedeutung zuzusprechen ist, kann nie-
mand mehr leugnen; dass aber diese Kunst
eine feiner durchgebildete für intimere Wir-
kungen verdrängen könne, werden selbst die
künstlich Voreingenommenen nicht behaupten.
Man kann einwerfen, dass ja gerade das
Dekorative das Wirksame der Plakatkunst
sei, dass sie dekorativ sei, weil sie nur einen
Auszug der Wirklichkeit, weil sie eine Stili-
sirung ganz auf Farbe und Linie gebe.
(Schiuss folgt.) Hans Schliepmann-Berlin.
adolf simon krefeld.