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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 6.1900

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Heft 9 (Juni)
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Pezold, Leopold von: Karlsruher Kunst-Genossenschaft
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https://doi.org/10.11588/diglit.6696#0164

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aus dem tiefen Blau des Meeres hat ragen,
bunte Blumen und mattgrünes Gestrüpp
aus den Spalten und Ritzen des Gesteins
hervordringen, Menschenhausungen den Berg
hinan hat klettern sehen, der vergisst den
Reichthum an Licht und Farben, die Weite
des Meeres, das Leuchten der Bergwand
nicht, die reiche Dekoration, mit welcher
die Natur hier ihre Effekte spielen lässt.

»Aber es ist die Fremde, was hier
gemalt ist, Koulisse und theatralischer Luxus,
- man male uns doch die Heimath, man
gebe uns statt dieser buntfarbigen Vedoute
ein Stück Vaterland, man schaffe uns intime
Landschaften!« Das sind Vorwürfe und
Forderungen, die sich in neuester Zeit als
patriotische Moral geben und auch mitunter
in Gegensatz zur älteren Kunstweise gesetzt
werden. Manche der Jüngeren nehmen für sich
das Verdienst in Anspruch, »die Schönheit
der Heimath entdeckt« zu haben. In welchem

Umfange ist das Wort Heimath hier zu
verstehen? Ist damit im Gegensatz zu der
Riviera Wielandt's oder der britischen Küste
des — leider hier nicht vertretenen Hellwag
oder den ebenso schmerzlich vermissten
holländischen Marinen des Prof. Jenner
u. a., ist unter der neuentdeckten Heimath
der Jüngeren Deutsches Vaterland im
Gegensatz zum Ausland zu verstehen ? Dann
sei daran erinnert, dass der Vorzug der
Entdeckung seiner Schönheiten wohl frühe-
ren Generationen nicht genommen werden
kann. Rheinland und Eifel, Franken und
Rügen, Harz und Lüneburger Heide, der
deutsche Wald, das deutsche Thal, die
deutsche Ebene sind von der deutschen
Kunst schon lange in ihren Schönheiten
gepriesen und aufgedeckt. Auch Worpswede
ist in dieser Richtung vorgegangen. Soll
»Heimath« hier aber speziell das badische
Land heissen, dann sei Gerechtigkeit geübt
 
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