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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 6.1900

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Heft 9 (Juni)
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Pezold, Leopold von: Karlsruher Kunst-Genossenschaft
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https://doi.org/10.11588/diglit.6696#0166

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L. von Pezold: Karlsruher Kunst-Genossenschaft.

PROF. FERD. KELLER—KARLSRUHE. Phantasie.

und auch Schirmer und seiner Schule das
Verständniss für die Schönheit dieser engeren
Heimath nicht abgesprochen. Fahrbach,
Ebel, Vollweider u. v. a. haben schon vor
einem Menschenalter aus dem reichen Born
badischer Landes-Schönheit geschöpft. Auch
unsere kleine Reihe von Bildern zeigen in
//esse's »Ueberlingen«, in Nagel's stillem
»Wald« und in Prof. Krauskopfs radirter
»Abendstimmung« die Heimath und wie
leicht hätte sich diese Reihe verlängern
lassen, wenn Prof. Krabbes, Prof. Knorr,
Wilh. Schroedter, Max Frey, der Maler der
Reichenau Tyrahn u. a. beigesteuert hätten.

Leider ebenso beschränkt und allzu un-
genügend an Zahl der Bilder, um das Ge-
sammtbild künstlerischen Schaffens in der
»Genossenschaft« erkennen zu lassen, stellt
sich die Figurenmalerei dar. Aber sie er-
scheint darum nicht weniger werthvoll.

Prof. Ferdinand^Keller, dessen poetische
Landschaft schon erwähnt wurde, hat aus
seinem eigensten Gebiete, dem der dekora-
tiven Grossmalerei, einen grossen Entwurf
geboten, der ihm bei einer Konkurrenz in
Hamburg den ersten Preis eingetragen hat:
ein Bild von der Thätigkeit, Macht und
Blüthe der stolzen Hansestadt, das ihr neues
Rathhaus schmücken soll. Dergleichen Dar-
stellungen fordern nicht blos eine ausser-

ordentliche Komposition, in welcher die
Fülle allegorischer und legendärer Gestalten
durch ihre Anordnung verständlich und
künstlerisch wirkungsreich zusammengehalten
oder geschieden werden muss, sondern auch
eine kräftige, glanzvolle Farbengebung, vor
allem aber eine vornehme Ruhe in aller
Bewegung, ein Maass im Schwünge des
idealisirten Vorgangs, ein Pathos des Vor-
trags, wie es im Stoffe selbst liegt. Keller's
Befähigung, wie seine ausserordentliche
Technik lassen ihn diese Forderungen leicht
erfüllen. Vor allem ist ihm jenes noth-
wendige Pathos eigen, das sich über die
gewöhnliche Bewegung und Haltung erhebt
und doch nicht zu hohler Theaterpose wird.
Diese Eigenschaft seiner Kunst setzt ihn in
scharfen Gegensatz zu dem, was sich heute
das »Moderne« nennt und von keinerlei
Pathos, noch auch von irgend welchen
Stoffen wissen will, welche die Nothwendig-
keit einer Erhöhung der Seelenstimmung
und der körperlichen Erscheinung, also des
Pathos, in sich tragen. Eine interessante
Allegorie und eine ihr Ross bändigende
Walküre zeigen den Meister von dieser
Seite, leider bietet er diesmal keines der
Bildnisse, in welchen er jene Anlage in

PROF. K. RITTER—KARLSRUHE. Studie.
 
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