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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 6.1900

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Heft 10 (Juli)
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Osborn, Max: Erster Rundgang durch die deutsche u. oesterreichische Abtheilung
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https://doi.org/10.11588/diglit.6696#0193

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Dr. Max Osborn: Erster Rundgang.

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Kunst - Töpfereien von
Scharvogel, Schmuz-Bau-
diss, Elisabeth Schmidt-
Pecht und den anderen
bekannten Meistern deut-
scher Poterien seien die
in kräftigen Formen ge-
haltenen, einfachen Stein-
gutsachen von Franz Ant.
Mehlem in Bonn hervor-
gehoben. — Sehr inter-
essant ist es, wie sich von
diesem in der Entwicke-
lung begriffenen deutschen
Stil die österreichische Art
scheidet. Oder vielmehr:
die Wiener Art. Denn
für die deutschredenden
Habsburgischen Länder
kommt ja fast allein die
alte Kaiserstadt an der
Donau in Betracht; sie ist
es, die dem ganzen jungen
österreichischen Kunst-
gewerbe den Stempel auf-
gedrückt hat. Was hier
immer geleistet wird, ist
echtes Erzeugniss der
Wiener Kultur. Es ist
viel Grazie und Liebens-
würdigkeit, vor allem un-
endlich viel sicherer Ge-
schmack und wahre Ele-
ganz in diesen Arbeiten;
daneben aber auch ein
Quantum absichtlich zur
Schau getragener Fesch-
heit, bewusster Koketterie, anmuthig deka-
denter Blasirtheit, ein herziges bisserl Gigerl-
thum. Für die Ewigkeit sind diese Sachen
nicht gemacht. Aber für den Augenblick
sind sie entzückend. Es ist kein Zufall,
dass den Oesterreichern gerade die dekora-
tive Ausgestaltung ihrer Kunstsäle (im Palais
des beaux arts an der Avenue Nicolas II.)
so glänzend gelungen ist. Was hier Joseph
Urban in den zwei Räumen für die Künstler-
Genossenschaft und Joseph Hojjmann in
denen für die Wiener Sezession geleistet,
ist schlechthin musterhaft. Hofjmann hat

PROF. J. M. OLBRICH.

Vitrine für Nippes-Sachen.

daneben in einem Interieur — dem einzigen
österreichischen, das bisher ganz fertig ist
— gezeigt, wie sich dieser elegante Stil in
einem Wohnraum gut verwerthen lässt.
Auch die aparten grauen Möbel von Ungetüm
aus Wien lassen das erkennen. Den Höhe-
punkt dieser österreichischen Abtheilung
wird freilich erst das »moderne Interieur«
bilden, das ein Komitee von Wiener Kunst-
gewerbetreibenden nach dem Entwürfe JoseJ
Olbrichs ausstellt. Ich habe bis heute davon
nur einige Theile sehen können, die aus
dem ungeheueren Durcheinander der Auf-
 
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