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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 6.1900

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Heft 10 (Juli)
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Der Katalog der deutschen Abtheilung
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https://doi.org/10.11588/diglit.6696#0204

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Der Katalog der deutschen Abtheilung.

olbrtch: Skulpturen-Ständer.

HAKICH: Bronze, »Badende«., ausgef. von
den »Vereinigt. Werkstätten« in München.
Vgl. grössere Reproduktion Heft 4 S. 167.

gruppen einen bestimmenden Einfluss auszuüben. —
Der Ausbau des Hauses. Im Geiste der historischen
Richtung findet noch vielfach eine starke Belastung
mit Zierformen statt, doch weicht diese Richtung an
den Hauptstätten, besonders in Berlin, merkbar einer
einfachen Formensprache. An Stelle der Stuckarbeit
tritt am Aussenbau der Haustein oder einfaches Balken-
und Ziegelwerk, im Innern, statt geformter Gips-
ornomente, frei geschnittener Stuck. Bei den Thür-
einfassungen und Vertäfelungen werden architekto-
nische Formen allmählich abgestossen, statt deren
erscheinen glatte oder leicht geschwungene Linien.

Die in der Renaissancebewegung beliebten Ein-
bauten beschränken sich auf Fensterplatz und Kamin,
das Zimmer soll weiträumig- und umwandlungsfähig
sein. Die düstere Tönung der letzten Jahre weicht
durchweg lichten Farben. In der Ausmalung tritt an
Stelle bildartiger Darstellungen wirklich dekorativ
Erfundenes, leicht umrissenes stilisirtes Ranken- und
Blumenwerk mit eingestreuten Figuren, alles körper-
los in hellen Lokalfarben, als wirkliches Flächendekor.

Die modernen Tapeten sind durchaus in gleichem
Geiste erfunden, Blatt- und Blumenmuster, die sich
wenig bemerkbar machen und nur die Grundfarbe
leicht beleben. Die Papiertapete begnügt sich damit,
als bedrucktes Papier zu erscheinen und will nicht
Stoff oder Leder nachahmen. Der Abschluss der
Wände und Decken wird nicht mehr durch Stuck-
friese, sondern durch gemalte oder gedruckte Borten
bewirkt. Neben dieser modernen Richtung nimmt
die ältere Richtung mit ihren vielfach vortrefflichen
Leistungen noch den viel breiteren Platz ein.

Das eigentlich moderne Mobiliar kämpft im Sinne
der amerikanischen Einrichtungen gegen das feste
Einbauen. Man verbannt aus den Zimmern die hohen
schweren Schränke, die feststehenden grossen Divans
und die grossen schwerbeweglichen Tische. Man gibt
den Sitzmöbeln mannigfache, den Gestaltungen ver-
schiedener Körper sich anschmiegende Formen und
hält alles so leicht, dass man die Möbel je nach dem
augenblicklichen Bedürfniss gruppiren kann. Die Er-
findung auf diesem Gebiete ist so rege, dass sie es
zu festen Typen noch nicht gebracht hat. Da man
die architektonische Formensprache ablehnt, so kommt
man entweder zu leicht geschwungenen, dem Pflanzen-
wuchs entlehnten Umrissen oder auf rein konstruk-
tivem Wege zu zimmermannsartigen eckigen Gerüsten.
Für gebogene Möbel hat die Holzbehandlung des
Schiffbaues vielfach Motive hergeben müssen. Die
Schnitzerei tritt an diesen Möbeln zurück, die Fläche
 
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