Die Kgl. Porzellan-Manufaktur auf der Welt-Aus Stellung.
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sucht worden ist, hat man verzichtet und
völlig eigene Wege eingeschlagen.
In aller Stille hat der Direktor der
Manufaktur, Geh. Regierungsrath Dr. Hei-
necke, die Vorbereitungen getroffen und
eine neue Mischung von Weich-Porzellan er-
funden, die sich zur Anwendung eigenartiger
Glasuren und zur Herstellung plastischer
Keramiken modernen Stiles vortrefflich eignet.
Nach mühereichen Versuchen hat er eine
Masse hergestellt, die den gleichen Aus-
dehnungs-Koefficienten hat wie die Glasur, die
er verwerthen wollte, so dass die beiden
Elemente während des Brennprozesses keine
verschiedenen Wege wandeln, und die anderer-
seits den Künstlern der Fabrik eine ganz
andere Bewegungsfreiheit gestattete als das
alte Hart-Porzellan. Sie können damit um-
gehen, wie der Bildhauer mit dem Thon, so
dass die fertige Porzellanarbeit etwas von
dem persönlichen Reiz eines plastischen
Kunstwerkes erhält. Es gelang ferner, eine
Reihe von geeigneten jungen Bildhauern zu
gewinnen, die neben den in der Manufaktur
beschäftigten Künstlern, wie den Herren Prof.
Schley und Klein, vortrefflich brauchbare
Modelle lieferten: ausser Franz Metzner, von
KGL. PORZELLAN-MANUFAKTUR. Aschen-Schale.
KGL. POR/.ELLAN-MANUFAKTUR. Zier-Vase.
Ausgestellt auf der Pariser Welt-Ausstellung 1900.
dem an anderer Stelle dieses Heftes ausführ-
lich die Rede ist, hauptsächlich Emanuel
Schmutzer, Max Schrödter und Carl
Bernewitz, sämmtlich in Berlin.
Unsere Abbildungen, können leider eine
nur sehr unvollkommene Vorstellung von
diesen Dingen geben. Denn ihre Schönheit
beruht naturgemäss in erster Linie auf der
eigenartigen Farbengebung, auf dem Fluss
der Glasur und auf den entzückenden Krystalli-
sirungen der Glasmasse, in denen eine schier
unerschöpfliche Mannigfaltigkeit erreicht ist.
Bald ist das ganze Gefäss Übergossen mit
breiten Fluthen der merkwürdigsten Bildungen,
bald tauchen einzelne versprengte Sterne auf
weissem oder farbigem Grunde auf. Jetzt
sind es grosse Eisblumenbouquets, jetzt ein
Haufen glitzernder Diamanten. Dann wieder
schiessen krystallisirte Ströme, der himm-
lischen Milchstrasse vergleichbar, vom Boden
nach oben. Oder auf ruhig schimmernden
Flächen verschmelzen sich satte und zarte
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sucht worden ist, hat man verzichtet und
völlig eigene Wege eingeschlagen.
In aller Stille hat der Direktor der
Manufaktur, Geh. Regierungsrath Dr. Hei-
necke, die Vorbereitungen getroffen und
eine neue Mischung von Weich-Porzellan er-
funden, die sich zur Anwendung eigenartiger
Glasuren und zur Herstellung plastischer
Keramiken modernen Stiles vortrefflich eignet.
Nach mühereichen Versuchen hat er eine
Masse hergestellt, die den gleichen Aus-
dehnungs-Koefficienten hat wie die Glasur, die
er verwerthen wollte, so dass die beiden
Elemente während des Brennprozesses keine
verschiedenen Wege wandeln, und die anderer-
seits den Künstlern der Fabrik eine ganz
andere Bewegungsfreiheit gestattete als das
alte Hart-Porzellan. Sie können damit um-
gehen, wie der Bildhauer mit dem Thon, so
dass die fertige Porzellanarbeit etwas von
dem persönlichen Reiz eines plastischen
Kunstwerkes erhält. Es gelang ferner, eine
Reihe von geeigneten jungen Bildhauern zu
gewinnen, die neben den in der Manufaktur
beschäftigten Künstlern, wie den Herren Prof.
Schley und Klein, vortrefflich brauchbare
Modelle lieferten: ausser Franz Metzner, von
KGL. PORZELLAN-MANUFAKTUR. Aschen-Schale.
KGL. POR/.ELLAN-MANUFAKTUR. Zier-Vase.
Ausgestellt auf der Pariser Welt-Ausstellung 1900.
dem an anderer Stelle dieses Heftes ausführ-
lich die Rede ist, hauptsächlich Emanuel
Schmutzer, Max Schrödter und Carl
Bernewitz, sämmtlich in Berlin.
Unsere Abbildungen, können leider eine
nur sehr unvollkommene Vorstellung von
diesen Dingen geben. Denn ihre Schönheit
beruht naturgemäss in erster Linie auf der
eigenartigen Farbengebung, auf dem Fluss
der Glasur und auf den entzückenden Krystalli-
sirungen der Glasmasse, in denen eine schier
unerschöpfliche Mannigfaltigkeit erreicht ist.
Bald ist das ganze Gefäss Übergossen mit
breiten Fluthen der merkwürdigsten Bildungen,
bald tauchen einzelne versprengte Sterne auf
weissem oder farbigem Grunde auf. Jetzt
sind es grosse Eisblumenbouquets, jetzt ein
Haufen glitzernder Diamanten. Dann wieder
schiessen krystallisirte Ströme, der himm-
lischen Milchstrasse vergleichbar, vom Boden
nach oben. Oder auf ruhig schimmernden
Flächen verschmelzen sich satte und zarte