Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 6.1900

DOI Heft:
Heft 10 (Juli)
DOI Artikel:
Osborn, Max: Franz Metzner
DOI Seite / Zitierlink:
https://doi.org/10.11588/diglit.6696#0211

DWork-Logo
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Franz Metzner.

483

Ernst, mit dem er seinen
künstlerischen Beruf auf-
fasst, die unerbittliche
Energie, mit der er den
Kampf gegen Zweifel
und Schwanken in der
eigenen Brust aufgenom-
men, das tiefe Verständ-
niss für die Geheimnisse
der Form und die Sehn-
sucht nach einem gross-
zügigen monumentalen
Stil. — Unsere Abbil-
dungen zeigen, dass Metz-
ners Arbeiten sich in zwei
Gruppen scheiden. In der
einen bethätigen sich rea-
listische Neigungen; zu
ihr gehört der »Römer«,
das erste selbständige,
von fernher an ähnliche
Darstellungen Rudolph
Maisons erinnernde Werk
des Künstlers, das 1898
zur Ausstellung kam,
dann der ergreifende
Kopf der kranken Frau,
die so bitter - wehmüthig
aus den Falten des
weichen Kissens heraus-
blickt, u. die entzückende
Porträt-Statuette einer im
bequemen Fauteuil lässig
hingegossenen jungen
Dame. Auch der Ent-
wurf eines Liszt-Denkmals, mit dem Metzner
sich erfolglos an der Weimarer Konkurrenz
betheiligte, und der junge Faun, der so possir-
lich auf einem Erdwall ausruht, stehen auf
dieser Liste. Auffallend ist in diesen Arbeiten
der ausgesprochene Sinn für den Reiz weicher,
leicht bewegter Linien. Alle diese Figuren
sitzen oder liegen, am liebsten haben sie noch
dazu die Beine übereinandergeschlagen, und
Metzner beweist ein ausserordentliches Ge-
schick in der scharfen Erfassung und treffen-
den Lösung der eigenthümlich komplizirten
Formprobleme, die sich dadurch ergeben.
Man beobachte, wie überaus natürlich und
ungezwungen die Stellung der Gestalten ist,

CARL BERNEWITZ—BERLIN.

Ausgeführt von der Kgl.

Zier - Vase » Sommer-Lust«.
Porzellan-Manufaktur—Charlottenburg.

mit welcher Schmiegsamkeit sich die Linien
ihrer Körper aus den Linien der Bank, des
Kopfkissens, der Sessel, des Erdhügels los-
lösen. — Ganz andere Ziele verfolgt Metzner in
der zweiten Gruppe. Hier sind die realistischen
Neigungen in den Hintergrund gedrängt.
Es herrscht das Streben nach Stil, nach
dekorativer und monumentaler Wirkung. Das
Prinzip der Auswahl wird noch strenger
gehandhabt; nur ganz wenige entscheidende
Formen werden berücksichtigt. An Stelle
der weichen, graziösen Linien treten herbe,
feierliche. Das plastische Element wird gleich-
sam von einem architektonischen durch-
drungen, und es entstehen Kompositionen,
 
Annotationen