Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 6.1900

DOI Heft:
Heft 10 (Juli)
DOI Artikel:
Osborn, Max: Franz Metzner
DOI Seite / Zitierlink:
https://doi.org/10.11588/diglit.6696#0215

DWork-Logo
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Dr. Max Osborn: Franz Metzner.

487

FRANZ METZNER—BERLIN. Urne mit Masken.

Ausgeführt von der Kgl. Porzellan-Manufaktur—Charlottenburg für die Welt-Ausstellung.

die etwa in Otto Rieths phantastische Bauten
hineinpassen würden. In den Köpfen der
»Willenskraft« und der Medusa ringt dieser
Wille Metzners nach Gestaltung. In ein-
fachen, grossen Zügen sind sie aufgebaut.
Um jeder Gefahr der Zersplitterung in Kleinig-
keiten zu entgehen, ist der »Willenskraft«
ein eigenthümlicher, archaischer Kopfputz auf-
gesetzt, der die Haare verdeckt. Das Marmor-
gesicht der Medusa sollen nach der Absicht
des Künstlers bronzene Schlangen umgeben,
dass der Farbenkontrast die dekorative Wirk-
ung steigert. Seltsam mag es erscheinen,
dass auch eine »Porträt-Büste« in dieser
Manier gehalten ist; das merkwürdige Modell,
ein Vegetarianer, bei dem die dauernde
Pflanzenkost den Bau der Knochen und
Muskeln so sonderbar von allem Fett, an
dem wir Fleischesser leiden, befreit hat,
mag den Bildhauer verleitet haben, einmal
ein lebendes Vorbild in strengster Stilisirung
fast dekorativ wiederzugeben.

Metzners dekorative Begabung aber fand
alsbald ein lohnendes Feld zur freiesten Be-
thätigung: die Berliner Königliche Porzellan-

manufaktur betraute ihn mit der Herstellung
von Modellen, um ihre neuen Mischungen zu
erproben. Mit Feuereifer ging er ans Werk.
Jetzt kam es ihm zu statten, dass er vordem
alle Handwerksarbeiten kennen gelernt, die
im Bereiche des Bildhauers liegen. Er wusste,
was der Künstler dem Material schuldet, für
das seine Entwürfe bestimmt sind, und er
vertiefte sich in das Wesen der Porzellan-
technik, um seine Arbeiten ganz ihrem
Karakter anzupassen. Er suchte die Eigen-
schaften der harten und doch zarten Masse,
den satten Glanz der gebrannten Farben, den
leuchtenden Schimmer der Glasuren zu nutzen,
und wusste mit der Zeit immer geschickter
seine Figuren und Reliefs so zu modelliren,
dass alle Störungen durch Zusammentreffen
der Farben im Feuer oder durch unver-
muthete Senkungen und Stockungen des
Glasflusses vermieden wurden. Die Modelle,
mit denen er auf Grund dieser technischen
Erfahrungen hervortrat, sind so eigenartig
und originell, dass die danach ausgeführten
Stücke in der That ein Kapitel für sich in
der modernen Keramik bilden. Metzner schuf
 
Annotationen