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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 6.1900

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Heft 11 (August)
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Berlepsch-Valendas, Hans E. von: Der Katalog der deutschen Abtheilung auf der Pariser Welt-Ausstellung 1900: und die moderne Buchausstattung
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https://doi.org/10.11588/diglit.6696#0242

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gesunden Weiterentwickelung dem krank-
haften Gedanken-Stillstand entgegensetzte.

Die wiedererlangte und konsequent
durchgeführte Behandlung des Buches als
Kunstwerk im Ganzen ist eine Wieder-Er-
rungenschaft unserer Tage. Die frische Be-
wegung auf dem Gebiete der dekorativen
Künste hat gerade hier ungemein fördernd
eingegriffen, mag auch mancher barocke
Einfall mit nebenher gelaufen sein. Zum
Schlüsse behält doch immer das Gesunde
einer Bewegung die Oberhand, während die
Auswüchse, in denen gar oft nichts anderes
als ein Ueberschuss von Kraft liegt, mehr
und mehr zurücktreten.

England, das schon zu wiederholten
Malen den Anstoss zu umwälzenden künst-
lerischen Bewegungen gab, ist auch diesmal
der Ausgangspunkt solcher Bestrebungen
gewesen. Auch dort, wie in Deutschland,
erst Anlehnung an ältere immer muster-
gültige Vorbilder, von denen indess nicht
die Einzelform kopirt wurde. Der künst-
lerische Geist der Vergangenheit vielmehr
war es, der seine Auferstehung fand, das
Streben, den Dingen nicht blos ein mehr

oder weniger künstlerisch geartetes Mäntel-
chen umzuhängen, sondern sie ihrem ganzen
Wesen nach künstlerisch zu gestalten. Worte
darüber zu verlieren, in welch ernster Weise
der leider viel zu früh verstorbene Morris
und Gleichgesinnte diesem Ziele Geltung zu
schaffen versuchten, hiesse Eulen nach Athen
tragen. Die künstlerische Gediegenheit der
Arbeit stand wieder obenan. Das war die
solide Basis, auf der weiter gebaut werden
konnte. Gerade im Buchschmuck kommt
dies ausserordentlich prägnant zur Geltung,
ganz im Gegensatze zu französischen Arbeiten
auf diesem Gebiete, die nicht an »sichere
Tradition« anknüpfend, vielfach fremde, vor
allem japanische Einflüsse unverarbeitet
wiedergeben, ohne desshalb das Originelle
japanischer Art zu haben. Wenn man theuere
Liebhaber-Ausgaben wie z. B. die von Mucha
illustrirte »Princesse Ilsee«, die Contes de
Haute-Lisse von Jerdmc Doucet, die Nouvelle
Bibliopolis von Octave Uzanne (ein Buch,
das u. a. speziell vom Buchschmucke handelt,
diesen aber bis zur Karrikatur steigert) und
ähnliche Erscheinungen durchgeht, so er-
staunt man über den einseitigen Reichthum
 
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