5i 6 H. E. Berlepsch-Valencias: Der Katalog der deutschen Abtheilung.
tierische Aufgabe gelöst. Zahlreich sind die
im Text zerstreuten einfachen Zierstücke,
zur Auseinanderhaltung einzelner Absätze,
oder als Schlussvignetten verwendet. In
allem dokumentirt sich wohlüberlegter Wille;
nirgends spricht falsche Genialthuerei ihr
prahlerisches, aufdringliches Wort.
Vom nämlichen Künstler rührt auch
das Vorsatzpapier, sowie die Einband-Zeich-
nung her. Die technische Ausführung des
Umschlages geschah in der Leipziger Buch-
binderei- A kticn - Gesellschaft (vorm. Gustav
Fritzsche); den fein getönten licht grau-
bräunlichen Stoff zum Deckelbezug lieferte
Krumhof & Afinger in Berlin.
Was das erstere, das Vorsatzpapier, an-
geht, so ist Pankok von der Gepflogenheit
abgewichen, dasselbe gemustert, also tapeten-
artig zu behandeln. Er hat vielmehr eine
seitengrosse ornamentale Komposition zur
Verwendung gebracht. Sie ist an und für
sich originell erfunden, indess haftet ihr
vielleicht der Nachtheil an, den Blick all-
zusehr auf sich zu ziehen, sich zu einer
Hauptsache zu machen, den auf den folgen-
den Blättern stehenden Titel etwas zu be-
einträchtigen. Hier wäre vielleicht eine
weniger auffallende Art des Schmuckes an-
gezeigt gewesen. Um so feiner wirkt da-
gegen der Deckel, auf dem der Titel des
Buches in klarer, durch keinerlei Nebenwerk
beeinträchtigter Weise als Hauptsache dem
Blick begegnet. Das in feinem Violett, ge-
brochenem Grün und ganz mattem Rosa
gehaltene, den unteren Abschluss des
Deckels bildende Ornament steht vorzüglich
im Räume und schliesst diesen ersten, in die
Augen fallenden Theil des umfangreichen
Katalog-Bandes sehr gut ab.
Soll ein resümirendes Urtheil abgegeben
werden, so kann es nur lauten: Klarheit
der Anordnung, sachliche, kurzgefasste Be-
handlung der Materie in den schriftstelle-
rischen Parthien zeichnen das Buch nach
der einen, vorzüglicher Druck, origineller,
dabei nicht aufdringlich wirkender künstle-
rischer Schmuck, der mit dem Satz in
seiner gediegenen Schlichtheit harmonirt,
zeichnen das Buch nach der anderen Seite
aus. H. E. Berlepsch-Valendas—München.
£
NOTIZ. Nachdem die Reichsdruckerei
und Deutschlands offizielle Vertretung
auf der Welt - Ausstellung in so muster-
gültiger und bedeutsamer Weise mit dem
vorliegenden Kataloge auf die modernen
Bestrebungen eingegangen sind, berührt es
um so peinlicher, dass die Gutenberg-Feier
gezeigt hat, wie weit das Buchgewerbe selbst
im allgemeinen noch von einer Neubelebung
des Geschmackes entfernt ist. In den Tagen
dieser Feier flogen uns Fest-Blätter aller
Art auf den Redaktions - Tisch, bei deren
Anblick uns die Haare zu Berge standen.
Um so dankenswerther ist es, dass die
Reichs - Regierung mit dem Katalog voran-
gegangen ist auf der Bahn zum Guten und
Schönen! Möge sie Viele überzeugt haben!
tierische Aufgabe gelöst. Zahlreich sind die
im Text zerstreuten einfachen Zierstücke,
zur Auseinanderhaltung einzelner Absätze,
oder als Schlussvignetten verwendet. In
allem dokumentirt sich wohlüberlegter Wille;
nirgends spricht falsche Genialthuerei ihr
prahlerisches, aufdringliches Wort.
Vom nämlichen Künstler rührt auch
das Vorsatzpapier, sowie die Einband-Zeich-
nung her. Die technische Ausführung des
Umschlages geschah in der Leipziger Buch-
binderei- A kticn - Gesellschaft (vorm. Gustav
Fritzsche); den fein getönten licht grau-
bräunlichen Stoff zum Deckelbezug lieferte
Krumhof & Afinger in Berlin.
Was das erstere, das Vorsatzpapier, an-
geht, so ist Pankok von der Gepflogenheit
abgewichen, dasselbe gemustert, also tapeten-
artig zu behandeln. Er hat vielmehr eine
seitengrosse ornamentale Komposition zur
Verwendung gebracht. Sie ist an und für
sich originell erfunden, indess haftet ihr
vielleicht der Nachtheil an, den Blick all-
zusehr auf sich zu ziehen, sich zu einer
Hauptsache zu machen, den auf den folgen-
den Blättern stehenden Titel etwas zu be-
einträchtigen. Hier wäre vielleicht eine
weniger auffallende Art des Schmuckes an-
gezeigt gewesen. Um so feiner wirkt da-
gegen der Deckel, auf dem der Titel des
Buches in klarer, durch keinerlei Nebenwerk
beeinträchtigter Weise als Hauptsache dem
Blick begegnet. Das in feinem Violett, ge-
brochenem Grün und ganz mattem Rosa
gehaltene, den unteren Abschluss des
Deckels bildende Ornament steht vorzüglich
im Räume und schliesst diesen ersten, in die
Augen fallenden Theil des umfangreichen
Katalog-Bandes sehr gut ab.
Soll ein resümirendes Urtheil abgegeben
werden, so kann es nur lauten: Klarheit
der Anordnung, sachliche, kurzgefasste Be-
handlung der Materie in den schriftstelle-
rischen Parthien zeichnen das Buch nach
der einen, vorzüglicher Druck, origineller,
dabei nicht aufdringlich wirkender künstle-
rischer Schmuck, der mit dem Satz in
seiner gediegenen Schlichtheit harmonirt,
zeichnen das Buch nach der anderen Seite
aus. H. E. Berlepsch-Valendas—München.
£
NOTIZ. Nachdem die Reichsdruckerei
und Deutschlands offizielle Vertretung
auf der Welt - Ausstellung in so muster-
gültiger und bedeutsamer Weise mit dem
vorliegenden Kataloge auf die modernen
Bestrebungen eingegangen sind, berührt es
um so peinlicher, dass die Gutenberg-Feier
gezeigt hat, wie weit das Buchgewerbe selbst
im allgemeinen noch von einer Neubelebung
des Geschmackes entfernt ist. In den Tagen
dieser Feier flogen uns Fest-Blätter aller
Art auf den Redaktions - Tisch, bei deren
Anblick uns die Haare zu Berge standen.
Um so dankenswerther ist es, dass die
Reichs - Regierung mit dem Katalog voran-
gegangen ist auf der Bahn zum Guten und
Schönen! Möge sie Viele überzeugt haben!