DOI Heft:
Heft 11 (August)
DOI Artikel:Osborn, Max: Von der Welt-Ausstellung
DOI Seite / Zitierlink: https://doi.org/10.11588/diglit.6696#0272
538
Dr. Max Osborn: Von der Welt-Ausstellung.
WALTHER GEORGI—MÜNCHEN.
Wand-Gemälde in vorstehendem Räume.
die wichtigen Amerikaner, werden achsel-
zuckend durch die deutschen Säle gehen
und werden finden, dass man doch auch in
Zukunft gut daran thue, französische und
englische Bilder zu kaufen. Und in ähnlicher
Weise verderben sich die Berliner Kunst-
gewerbler ihren europäischen Kredit. Das
ist sehr undiplomatisch. Denn eine Welt-
Ausstellung trägt ungeheuer viel zur Bildung
des allgemeinen Werth-Urtheils bei. Die
Folgen dieser Lässigkeit werden sich im
nächsten Jahrzehnt schon bemerkbar machen.
Die einzige wirklich imposante Leistung
des Berliner Kunstgewerbes ist der grosse
Saal Melchior Lechters, der sich nun bald
— bis auf das dekorative Wandgemälde, das
wohl erst im Herbst zur Stelle sein wird —
den Besuchern endlich ganz fertig präsentiren
kann. Aber auch zu dieser Arbeit ist die
Anregung nicht von Berlin, sondern von der
Kölner Firma H. Pallenberg ausgegangen.
In der ganzen deutschen Klasse 66 »Feste
Dekoration von öffentlichen Gebäuden und
von Wohnräumen« sieht man von Berlins
Leistungsfähigkeit nur verschwindende Pro-
ben. Das Anziehendste davon sind noch
die kleinen Nischen im Treppenhause von
H. Werle und Max Bodenheim, von denen
dies Heft einige Abbildungen bringt. Es
sind zwei behagliche deutsche Märchen-
Ecken, in denen Werle mit Geschick
hier der Dornröschen - Geschichte, dort der
Erzählung von den sieben Raben die Mo-
tive entnahm. Die Dornröschen-Nische wird
beherrscht von einer sehr hübschen Kamin-
Parthie; in der Mitte sieht man ein Relief:
das schlafende Prinzesschen, von Dornen-
gestrüpp umrankt (einen Originalabguss vom
Modell in Bronze auf Platten von grie-
chischem Marmor), seitlich oben tauchen auf
Tiffanyglas - Grund, hinter dem elektrische
Glühlichtsbirnen angebracht sind, die schnar-
chenden Wächter auf. Rosenhecken und
Dorn enges trüpp sind überall als dekorative
Elemente verwerthet: in der Paneelirung,
am Plafond, in den Stickereien der Wände
Dr. Max Osborn: Von der Welt-Ausstellung.
WALTHER GEORGI—MÜNCHEN.
Wand-Gemälde in vorstehendem Räume.
die wichtigen Amerikaner, werden achsel-
zuckend durch die deutschen Säle gehen
und werden finden, dass man doch auch in
Zukunft gut daran thue, französische und
englische Bilder zu kaufen. Und in ähnlicher
Weise verderben sich die Berliner Kunst-
gewerbler ihren europäischen Kredit. Das
ist sehr undiplomatisch. Denn eine Welt-
Ausstellung trägt ungeheuer viel zur Bildung
des allgemeinen Werth-Urtheils bei. Die
Folgen dieser Lässigkeit werden sich im
nächsten Jahrzehnt schon bemerkbar machen.
Die einzige wirklich imposante Leistung
des Berliner Kunstgewerbes ist der grosse
Saal Melchior Lechters, der sich nun bald
— bis auf das dekorative Wandgemälde, das
wohl erst im Herbst zur Stelle sein wird —
den Besuchern endlich ganz fertig präsentiren
kann. Aber auch zu dieser Arbeit ist die
Anregung nicht von Berlin, sondern von der
Kölner Firma H. Pallenberg ausgegangen.
In der ganzen deutschen Klasse 66 »Feste
Dekoration von öffentlichen Gebäuden und
von Wohnräumen« sieht man von Berlins
Leistungsfähigkeit nur verschwindende Pro-
ben. Das Anziehendste davon sind noch
die kleinen Nischen im Treppenhause von
H. Werle und Max Bodenheim, von denen
dies Heft einige Abbildungen bringt. Es
sind zwei behagliche deutsche Märchen-
Ecken, in denen Werle mit Geschick
hier der Dornröschen - Geschichte, dort der
Erzählung von den sieben Raben die Mo-
tive entnahm. Die Dornröschen-Nische wird
beherrscht von einer sehr hübschen Kamin-
Parthie; in der Mitte sieht man ein Relief:
das schlafende Prinzesschen, von Dornen-
gestrüpp umrankt (einen Originalabguss vom
Modell in Bronze auf Platten von grie-
chischem Marmor), seitlich oben tauchen auf
Tiffanyglas - Grund, hinter dem elektrische
Glühlichtsbirnen angebracht sind, die schnar-
chenden Wächter auf. Rosenhecken und
Dorn enges trüpp sind überall als dekorative
Elemente verwerthet: in der Paneelirung,
am Plafond, in den Stickereien der Wände