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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 6.1900

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Heft 12 (September)
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Kunst-Weberei in Ungarn
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Bücherschau
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https://doi.org/10.11588/diglit.6696#0308

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572 Kunst- Weberei. — Bücherschau: Architektonische Raumlehre.

und zwar unter dem Namen »Gross-Becs-
kereker Teppich-Fabrik«. Die Seele des
Ganzen war der Obergespan des Toron-
taler Comitates, Herr von Ronay, der, ge-
leitet von dem Gedanken, den langjährigen
Schulunterricht nutzbar zu machen und der
an gewerblichen Unternehmungen armen
Gegend eine Gelegenheit zum Broderwerb
für viele fleissige Hände zu geben, all seine
Kräfte aufbot, um im Rahmen der befolgten
ungarischen Handelspolitik eine Kunst-In-
dustrie auch in seinem Bezirke zu schaffen.

Allein Kunst und Geschäft sind zweier-
lei und gehen nicht immer friedlich zu-
sammen. Oft versteht die Kunst das Ge-
schäft nicht, und das Geschäft kümmert sich
oft nicht um die Kunst. Nach vierjährigem
Hinkränkeln musste die Fabrik liquidiren
und kam in die Hände von Holländischen
Aktionären. Gestützt auf genügendes Kapi-
tal" konnte die neue Fabrik, welche ihren
Namen änderte in Torontaler Teppich-Fabrik-
Aktien-G es ells chaf t, die ihr im Anfang in
den Weg gelegten Schwierigkeiten über-
winden. Hauptsache wurde die Smyrna-
Teppich - Fabrikation und die Anfertigung
von Teppichen auf mechanischem Wege; und
was die Fabrik, welche jetzt 200 Arbeiter
regelmässig beschäftigt, leistet, das mögen
die jetzt auf der Pariser Welt - Ausstellung
vorgeführten Teppiche, wovon wir einige im
August-Hefte abbildeten, beweisen. s.

Ä

BÜCHERJCHAU. SßJf

Architektonische Raumlehre von Gustav
Ebe (Dresden 1900, Gerhard Kühtmann). —
Der Verfasser verfolgt in seinem sehr in-
teressanten umfangreichen Buche (der zweite
Band erscheint demnächst) die Entwickelung
der Typen des Innenbaues, und geht damit
methodisch, jedoch nicht trocken dozirend
vön den ältesten Zeiten aus unter Begrün-
dung und Darlegung des Wesens, des Rau-
mes überhaupt — bis zunächst zum Abschluss
der gothischen Periode, und unterstützt
seinen Text durch 134 Abbildungen. Das
Buch wendet sich nicht allein an Fachkreise,
sondern sucht seine Leser allerorten im
grossen Publikum, und in der That, wer

sich, ohne Fachmann zu sein, allein für das
interessirt, was der Innenbau alter Tempel,
Grabmäler, Kirchen und Profanbauten be-
zweckt und ausdrückt, der findet eine gute
Stütze in den Erläuterungen und syste-
matischen Zusammenstellungen zahlreicher
Gruppen von Bautypen eben in diesem
Buche. Die beigegebenen Grundrisse, Auf-
risse und Schnitte beleben im Verein mit
Naturaufnahmen den an sich schon klaren
Text, und der gebildete Laie und nicht zu-
letzt der einfache Handwerker kann sein
Wissen auf zweckmässige Weise erweitern,
sein Verständniss festigen. Profanbauten,
namentlich aus der Zeit der romanischen
Baukunst, stehen naturgemäss hinter den
Sacralbauten zurück, denn davon ist leider
gar zu wenig erhalten. Was aber darüber
gesagt ist, bietet gleichfalls werthvolle
Fingerzeige dafür, wie aller Innenbau jeweils
sich aus den gerade herrschenden Bedürf-
nissen heraus entwickelt hat, und das ist ein
Punkt, der dem heutigen Bauhandwerk und
dem zeitgenössischen Publikum gar nicht
warm genug ans Herz gelegt werden kann
Denn die Alten bauten wie sie mussten,
darum werden wir die steinernen Zeugen
ihrer Zeit stets als künstlerisch empfundene
und wohldurchdachte Werke bewundern,
wir aber, wir äffen die Alten nach in
äusserlichen Formen und die Seele, beson-
ders der zweckgemässe und darum künst-
lerische Innenbau leidet darunter und ent-
spricht in den allermeisten Fällen weder
unserem Wesen und noch unserem eigent-
lichen Bedürfniss. Gerade jetzt, wo man
hie und da anfängt, sich zu einer besseren
Erkenntniss durchzuringen, bildet dies Buch
ein gutes Mittel, den Weg zu weiterer
Besserung zu ebnen.

£

Steinlein, die Verwendung des Marmors
(Eduard Pohl, München 1899). — Dies kleine
Büchlein wird manchem Baumeister, man-
chem Künstler und auch dem Publikum
gute Dienste thun, ausser durch die An-
gabe der verschiedenen Verwendungsart der
zahlreichen Marmorsorten zu allerlei Bau-,
Einrichtungs- und Schmuckzwecken beson-
ders durch sein ausführliches Verzeichniss
 
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