M. Rapstiber—Berlin: Ernst Moritz Geyger.
401
IDEAL-FRAUENKOPF. BRONZE-RELIEF. KÖNIGLICHE GALERIE DRESDEN.
Die weitausgreifende Linie gibt ein Gegen-
gewicht zu der übergrossen Bogenkurve und
sozusagen eine Basis zu dem angezogenen
rechten Arm in die Gesamtkomposition und
die also balancierte Proportion bedingt die
monumentale Grösse und statuarische Ruhe
des herrlichen Kunstwerks. Der Marmorstier
entstand in den Jahren 1897—1900. Er
wurde 1902 im Humboldthain zu Berlin an
einem günstigen Platze aufgestellt, zur Er-
lrinerung daran modellierte Geyger die Stier-
Medaille und die Inschrift auf dem Revers
gibt einen Anhalt, welchen Hauptgedanken
der Künstler in diesem seinem Meisterwerk
symbolisiert hat. Das Bildwerk ist drei
Meter lang und in weissem Laaser Marmor
ausgeführt. Der Arbeit liegen natürlich die
eingehendsten Naturstudien zugrunde. Jahre-
lang Hess Geyger den Prachtstier in Marignolle
unter seinen Augen arbeiten, sodass er sich
ln alle Eigenarten dieser stolzen Kraftnatur
einlebte und dann hat er mit einer unend-
lichen Liebe die Grösse und Wucht wie die
kleinsten Einzelzüge in die monumentale
Form gefasst. Man muss wohl bis zur Antike
zurückgehen, um ein Gegenstück zu dieser
Leistung zu finden.
Tetzt tritt wiederum eine eigentümliche
Wendung in Geygers Schaffen ein. Nach
Vollendung der grossen und zeitraubenden
Werke gelüstet es ihn hie und da in schnellem
Wurf sein bildnerisches Talent zu betätigen.
In diesem Sinne wären einige Schnellarbeiten
und Impromptus aus den Jahren 1900 und
1901 zu erwähnen. So die Bronze - Büsten
des bekannten Dresdener Bildhauers Robert
Diez, des Ober-Regierungsrates von Seydlitz,
Bildwerke von frappanter Naturwahrheit,
ferner modellierte der Künstler in kaum
mehr als drei Stunden das Bildnis seines
frischen Söhnleins Gabriel und schuf das
lebensgrosse Terracotta-Bildnis seiner Mutter,
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IDEAL-FRAUENKOPF. BRONZE-RELIEF. KÖNIGLICHE GALERIE DRESDEN.
Die weitausgreifende Linie gibt ein Gegen-
gewicht zu der übergrossen Bogenkurve und
sozusagen eine Basis zu dem angezogenen
rechten Arm in die Gesamtkomposition und
die also balancierte Proportion bedingt die
monumentale Grösse und statuarische Ruhe
des herrlichen Kunstwerks. Der Marmorstier
entstand in den Jahren 1897—1900. Er
wurde 1902 im Humboldthain zu Berlin an
einem günstigen Platze aufgestellt, zur Er-
lrinerung daran modellierte Geyger die Stier-
Medaille und die Inschrift auf dem Revers
gibt einen Anhalt, welchen Hauptgedanken
der Künstler in diesem seinem Meisterwerk
symbolisiert hat. Das Bildwerk ist drei
Meter lang und in weissem Laaser Marmor
ausgeführt. Der Arbeit liegen natürlich die
eingehendsten Naturstudien zugrunde. Jahre-
lang Hess Geyger den Prachtstier in Marignolle
unter seinen Augen arbeiten, sodass er sich
ln alle Eigenarten dieser stolzen Kraftnatur
einlebte und dann hat er mit einer unend-
lichen Liebe die Grösse und Wucht wie die
kleinsten Einzelzüge in die monumentale
Form gefasst. Man muss wohl bis zur Antike
zurückgehen, um ein Gegenstück zu dieser
Leistung zu finden.
Tetzt tritt wiederum eine eigentümliche
Wendung in Geygers Schaffen ein. Nach
Vollendung der grossen und zeitraubenden
Werke gelüstet es ihn hie und da in schnellem
Wurf sein bildnerisches Talent zu betätigen.
In diesem Sinne wären einige Schnellarbeiten
und Impromptus aus den Jahren 1900 und
1901 zu erwähnen. So die Bronze - Büsten
des bekannten Dresdener Bildhauers Robert
Diez, des Ober-Regierungsrates von Seydlitz,
Bildwerke von frappanter Naturwahrheit,
ferner modellierte der Künstler in kaum
mehr als drei Stunden das Bildnis seines
frischen Söhnleins Gabriel und schuf das
lebensgrosse Terracotta-Bildnis seiner Mutter,