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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 14.1904

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Jaumann, Anton: Die Gesetze des Mosaiks, [1]
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https://doi.org/10.11588/diglit.7009#0107

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458

A. Jaumann: Die Gesetze des Mosaiks.

ARCHIT. E. BEUTINGER—DARMSTADT U. HEILBRONN.

Uns interessieren jetzt die aus Technik
und Verwendung des Mosaiks hervor-
gehenden und ihm eigentümlichen Ge-
setze. Freilich muss in der Praxis das
Mosaik oft dazu dienen, Öl- oder Fresko-
gemälde zu imitieren, die bekanntlich
unserm rauhen Klima nicht Stand halten.
Dafür erwies sich das Glasmosaik als
ebenso dauerhafter wie brillanter Ersatz.
Wenn nun gewiss diese neuerliche Vor-
liebe für unser schönes Mosaik nur zu
begrüssen ist, so muss man doch be-
dauern, dass in den meisten Fällen nicht
die Entwürfe der Technik, sondern die
Technik den Entwürfen sich anpassen
soll. Es wird einfach Ölmalerei durch
Mosaik wiedergegeben; dabei treten aber
gerade die hervorragendsten Schönheiten
des Mosaiks nicht in Erscheinung. — Es
könnte nun aber scheinen, dass eine
gewisse, in der neuesten Zeit besonders
geübte Manier in der Ölmalerei doch
eine nähere Verwandtschaft zum Mosaik
habe, ich meine den Pointiiiismus. Auch
da werden Punkte neben Punkte, Flecken
neben Flecken gesetzt und auf diese

Weise Figuren und Bilder erzeugt. Aber
die Verwandtschaft ist nicht so stark; denn
einmal sind dort die Punkte und Flecken
von sehr verschiedenen Formen, gross und
klein, regelmäßig und unregelmäßig, bald
gerade, bald krumme Striche bildend, was
alles dem Mosaik fremd ist; dann aber
führt der Pointiiiist seine Striche auch
über- und durcheinander, und überhaupt
hat er es auf etwas ganz anders abgesehen,
als eine wirkliche Mosaikwirkung: Die ein-
zelnen Farbtupfen sollen sich in unserm
Auge zu einer Mischfarbe vereinigen, viel-
leicht verbunden mit einem Flimmern, wie
es die Natur oft zeigt; ihm ist diese Manier
ein Mittel, um feine Licht- und Luft-
stimmungen wiederzugeben, was aber nie
Aufgabe des Mosaiks sein kann. Dieses
erheischt vielmehr, dabei bleibt es, eine be-
sondere Art der Zeichnung und Komposition.

Die Eigenart des Mosaiks besteht nun
aber darin, dass viele kleine Würfel zu-

Möbel des Speisezimmers im Hause Stolz in Heilbronn.
(Siehe S. 459.J
 
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