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Dr. Th. Volbehr— Magdeburg:
stattet ausgiebige Schreibarbeit, er unterstützt
durch seine Form den Arm des Schreibenden
und ist geschickt, umfangreiche Aktenstücke
zu bergen und wiederum bequem zur Hand
HANS U. FRITZ V. HEIDER—MAGDEBURG. Wund-Brunnen.
Keramische Ausführung: Paul & Miller—Magdeburg.
zu legen. Und so geht es weiter. Nirgends
ist der Gebrauchszweck ausser Acht ge-
lassen, im Gegenteil, er ist das höchste Ge-
setz für jeden einzelnen Teil des Ganzen
gewesen. Daher hat man auch — und das
ist nicht etwa nebensächlich — das Gefühl,
als müsse der Raum vom Standpunkt der
Hygiene, vom Standpunkt ästhetischer Sauber-
keit mit besonderem Genüsse betrachtet
werden. Wie leicht lassen sich diese glatten
Wände mit den leichten Schwellungen und
Rundungen, mit den in der Fläche liegenden
Intarsien in tadelloser Reinheit erhalten. An
keiner Stelle gibt es Staubfänger.
Das alles sind Dinge, die dem praktischen
Sinne der Amerikaner unmittelbar einleuchten
werden. Und doch könnte kein Amerikaner
dies Zimmer entworfen und durchgeführt
haben. Denn der Inhalt, der in jene straffen,
klaren, logischen Formen gegossen ist, ist
ausgesprochen deutsch. Nicht nur deshalb,
weil überall deutsches Material verwandt
worden ist, sondern weil alles mit dem in-
timen Sinn für die stille Poesie des Heims
geschaffen ist. Wenn der Besucher in dieses
Zimmer treten wird, dann umfängt ihn eine
gedämpfte kühle Stimmung. Die Wandver-
täfelungen und Wandschränke sind durch-
gebeiztes graublaues Eschenholz, und dem
eigentümlich beruhigenden Ton dieses Holzes
ordnen sich alle Farben harmonisch ein.
Durch die weiten, hoch angebrachten Fenster
fällt im Mittelfeld das klare Tageslicht, durch
die breiten von Paul Bürck entworfenen
Rahmenfelder farbiges Licht in den ruhigen
tiefen Tönen, wie die Frühzeit deutscher
Kunst sie liebte: dominierend blau und rot
und dazu die majestätische Farbe des tiefen
Violett. In den gleichen Tönen ist der
Bürcksche Wandteppich komponiert, in den
gleichen der Fussbodenbelag Paul Längs, die
Kissen und Decken von Paul und Minna
Lang. Und in dieselben Töne spielen die
keramischen Arbeiten Hans von Heiders und
Fritz von Heiders hinein. Erweitert wird
dann diese knappe, vornehme Farbenskala
nach der einen Seite durch die hellen Töne
der Intarsien, der Beleuchtungs- und Behei-
zungskörper, nach der anderen durch das
Kleingerät aus schwarzpoliertem Gusseisen,
das auf Tischen und Schränken steht. Aber
das alles wirkt nur wie ein stärkeres Be-
tonen der Grundstimmung, wie ein Auf-
Dr. Th. Volbehr— Magdeburg:
stattet ausgiebige Schreibarbeit, er unterstützt
durch seine Form den Arm des Schreibenden
und ist geschickt, umfangreiche Aktenstücke
zu bergen und wiederum bequem zur Hand
HANS U. FRITZ V. HEIDER—MAGDEBURG. Wund-Brunnen.
Keramische Ausführung: Paul & Miller—Magdeburg.
zu legen. Und so geht es weiter. Nirgends
ist der Gebrauchszweck ausser Acht ge-
lassen, im Gegenteil, er ist das höchste Ge-
setz für jeden einzelnen Teil des Ganzen
gewesen. Daher hat man auch — und das
ist nicht etwa nebensächlich — das Gefühl,
als müsse der Raum vom Standpunkt der
Hygiene, vom Standpunkt ästhetischer Sauber-
keit mit besonderem Genüsse betrachtet
werden. Wie leicht lassen sich diese glatten
Wände mit den leichten Schwellungen und
Rundungen, mit den in der Fläche liegenden
Intarsien in tadelloser Reinheit erhalten. An
keiner Stelle gibt es Staubfänger.
Das alles sind Dinge, die dem praktischen
Sinne der Amerikaner unmittelbar einleuchten
werden. Und doch könnte kein Amerikaner
dies Zimmer entworfen und durchgeführt
haben. Denn der Inhalt, der in jene straffen,
klaren, logischen Formen gegossen ist, ist
ausgesprochen deutsch. Nicht nur deshalb,
weil überall deutsches Material verwandt
worden ist, sondern weil alles mit dem in-
timen Sinn für die stille Poesie des Heims
geschaffen ist. Wenn der Besucher in dieses
Zimmer treten wird, dann umfängt ihn eine
gedämpfte kühle Stimmung. Die Wandver-
täfelungen und Wandschränke sind durch-
gebeiztes graublaues Eschenholz, und dem
eigentümlich beruhigenden Ton dieses Holzes
ordnen sich alle Farben harmonisch ein.
Durch die weiten, hoch angebrachten Fenster
fällt im Mittelfeld das klare Tageslicht, durch
die breiten von Paul Bürck entworfenen
Rahmenfelder farbiges Licht in den ruhigen
tiefen Tönen, wie die Frühzeit deutscher
Kunst sie liebte: dominierend blau und rot
und dazu die majestätische Farbe des tiefen
Violett. In den gleichen Tönen ist der
Bürcksche Wandteppich komponiert, in den
gleichen der Fussbodenbelag Paul Längs, die
Kissen und Decken von Paul und Minna
Lang. Und in dieselben Töne spielen die
keramischen Arbeiten Hans von Heiders und
Fritz von Heiders hinein. Erweitert wird
dann diese knappe, vornehme Farbenskala
nach der einen Seite durch die hellen Töne
der Intarsien, der Beleuchtungs- und Behei-
zungskörper, nach der anderen durch das
Kleingerät aus schwarzpoliertem Gusseisen,
das auf Tischen und Schränken steht. Aber
das alles wirkt nur wie ein stärkeres Be-
tonen der Grundstimmung, wie ein Auf-