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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 14.1904

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Pforzheimer Fein-Metallarbeiten auf der Welt-Ausstellung St. Louis
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https://doi.org/10.11588/diglit.7009#0155

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506 Pforzheimer Fein-Metallarbeiten auf der Welt-Ausstellung St. Louis.

Aderung, oder eine mineralogische Neuheit,
Azuridin genannt, zur Verwendung kam,
letzteres ein amerikanischer Stein von grüner
Grundfarbe mit blauen Flecken.

Die Pforzheimer Künstler, welche zu den
abgebildeten Schmucksachen Entwürfe und
Modelle geliefert haben, sind die Professoren
Kleemann, Wolber und Müller-Salem. Bild-
hauer Prof. Wolber hat die beiden Kopf-
broschen, die Plakettknöpfe und die grössere
Bronzeplakette beigesteuert, deren klare und
weichfliessende Modellierung sich den Be-
dingungen der Kleinplastik so glücklich an-
passt. Besonders darf wohl auf die Dorn-
röschenbrosche, als ein nach Komposition
und Durchführung besonders glückliches
Stück, aufmerksam gemacht werden.

Von Professor Kleemann rühren die vier
Broschen her unter der Bronzeplakette. Ihre
zierliche und geschmeidige Linienführung
trägt im wesentlichen den Karakter des
Goldes. Als bedeutsames Ziermittel ist hier
das jetzt wieder mehr in Aufnahme gekommene
Email ä jour verwendet, dessen weiche Töne
mit dem verwendeten Steinmaterial (Opal und
Türkisenmatrix) beson-
ders gut zusammen-
gehen. — Herber und
straffer in der Linien-
führung sind die Ar-
beiten nach Entwürfen
von Professor Müller—
Salem. Von wuchtiger
Ruhe ist die schmied-
eiserne Kassette; für
die kreisrunde Füll-
ung auf dem Deckel,
Dornröschen darstel-
lend, hat der Künstler
auf die alte und leider
gegenwärtig so ganz
vernachlässigte Tech-
nik des Grubenemail
zurückgegriffen. — Auf
die beiden Anhänger
desselben Künstlers
sei noch aufmerksam
gemacht. Ich habe das
Gefühl, als ob der
rechtsabgebildete eine

Fortentwickelung der Komposition des andern
sei. — Die letztabgebildete Serie von Schmuck-
stücken ist nach Entwürfen des jungen
Stuttgarter Künstlers Franz Böres entstanden.
Ohne seine Selbständigkeit irgend anzutasten,
möchte man sagen, dass er die letzten Kon-
sequenzen aus einer Ornamentierungsweise
zieht, die durch Behrens und Olbrich in
unsere Kunst eingeführt worden ist: Nicht
nur jeder Anklang an eine Naturform, auch
der freie Zug der Hand ist vermieden zu
Gunsten der geraden, resp. geometrischen
Linie. In dem Rahmen dieser strengen
Selbstbeschränkung zeigt Böres in der Tat
aussergewöhnliche Qualitäten. Mit den ab-
gebildeten Stücken ist eine unleugbare Be-
reicherung des Formenschatzes der modernen
Schmuckkunst gegeben. Die Ausführung
ist in Silber mit durchgeputzter Oxydierung
und tiefblauem Email gegeben.

Die abgebildeten und besprochenen Ar-
beiten haben durchweg von den ausführenden
Firmen Th. Fahrner, Fr. Kärcher, Zerenner,
Lauer & Wiedmann eine verständnisvolle
und gediegene Durchbildung erfahren. Das
ist um so anerkennens-
werter, als die äusserst
reservierte Modellie-
rung derselben eine
sehr feinfühlige Hand
erfordert. r. r.

B1

franz bores—stuttgart.
thf.od. fahrner — pforzheim.

entwurf.
ausführung.

IERICHTIGUNG.
Im Aprilheft der
»Deutsche Kunst und
Dekoration« ist in der
I. Veröffentlichung der
Antworten auf die Um-
frage »Welcher Gegen-
stand ist kunstgewerb-
lich?« auf Seite 418
unten unter 3 der Aus-
führungen Professor
Dr. Paul Johannes Ree
—Nürnberg zu ändern:
»dass die freie künst-
lerische Fantasie schon
das Gepräge verleiht«.

die redaktion.
 
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