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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 14.1904

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Vollmar, H.: Deutsche Frauenkunst in St. Louis
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https://doi.org/10.11588/diglit.7009#0217

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568

H. Vollmar—Berlin: Deutsche Frauenkunst in St. Louis.

Wandbekleidung ziehen sich Gobelinmalereien
hin, in denen die Landschafterin Elisabeth
W. Eicken den deutschen Herbstwald stimm-
ungsvoll schildert.

Das rein malerische und künstlerische
Element tritt in einer ganzen Reihe von
Arbeiten zu Tage; Frl. Ciaire von Gersdorff,
die Hofdame der deutschen Kaiserin, welche
dem Verein seit Jahren Beweise ihres fördern-
den Interesses gegeben hat, steuerte einige
der geistreichen Porträtzeichnungen bei,
welche ihre Hand im Fluge am kaiserlichen
Teetisch schuf. Das Profilbild des Kaisers
ist besonders karakteristisch, aber auch die
Bildnisse des Reichskanzlers, der Erbprinzess
von Meiningen etc. überraschen durch ihre
lebensvolle Auffassung. Gute Originalradic-
rungen und Lithografieen stammen von
C. Paczka, Cl. E. Fischer und E. Lobedan.
M. v. Kendell schmükte einen kleinen Wand-
schirm mit meisterhaften märkischen Land-
schaften, Ilse Schütze und C. v. Sivers kom-
ponierten mehrere dekorativ sehr wirkungs-
volle Wandschirme, unter denen jener mit
den Engeln und Mohnblumen, für ein Kinder-
zimmer, besonders anziehend wirkt. M. Lent,
die erprobte Plakatzeichnerin, ist durch zwei
ihrer originellen farbenfrohen Kompositionen
in der Gruppe bestens vertreten.

Hervorragende Nadel - Malereien, d. h.

mustergiltige Stickereien nach eigenen Ent-
würfen rühren von C. v. Sivers, H. Iversen,
M. Block-Niendorff und C. v. Maitzahn her;
ihre Blumen und Blätter sind Leistungen,
die es mit den besten japanischen Produkten
aufnehmen können.

Eine Fächer-Malerin, die in geistvoller
Weise auf zartester Seidengaze Ornamente
und Pflanzen von seltener Farbenschöne
mit Nadel und Pinsel entstehen lässt, ist Frau
M. Erler, aber sie hat in mehreren Kolle-
ginnen hier ebenbürtige Rivalinnen.

Auch gediegene Schmelzarbeiten finden
sich unter den Ausstellungs-Objekten, Ger-
trud Bürger, die gewandte Illustratorin und
J)ora Kellner haben sehr gute Emaillen ge-
schaffen; eine Reihe feinsinniger Miniaturen
auf Elfenbein und Kupfer gemalt, vervoll-
ständigen diese Heerschau der Kleinkunst.
Die Keramik ist besonders glücklich, durch
M. Kirschners irisierende Gläser, sowie
durch C. Lobedans, S. L. Schlieders und
H. Lehnerts farbenfrohe Kunst - Töpfereien
in neuen Formen vertreten.

Die gesamte Darbietung des »Vereins der
Künstlerinnen« ist eine derartige, dass wir
mit Zuversicht sagen dürfen, sie werde in
St. Louis ein gewichtiges Wort von tüch-
tiger, sinniger, bisher oft unterschätzter
deutscher Frauenkunst mit zu reden haben.
 
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