Zur Exlibris-Mode.
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auf jenen Menschen mit dem unruhigen
Karakter oder diesen zarten Lyriker bezogen
werden. Es ist aber nicht ausgeschlossen,
dass bei den oben erwähnten einfachen
Namen - Exlibris in Schrift und Ornament
und Farbe Rücksicht genommen wird auf
die Individualität des Besitzers. Mit rein-
formalen Mitteln der Linienführung und
Farbenstimmung lässtsich zwanglos seelisches
Wesen karakterisieren. Das Ornament um
den Namen könnte ferner auch die Be-
stimmung des Exlibris, nämlich Ergreifen
und Festhalten des Buches und Abschreckung
von Dieben, zum Ausdruck bringen, natür-
lich ohne Allegorie und Bilderrätsel, durch
einfache, unmittelbar wirkende künstlerische
Mittel; auch Figuren zu diesem Ornament
zu verwenden, steht dem Künstler frei. —
Wir sahen schon, dass Wappen ein sehr
passender Vorwurf für Exlibris sind. Für
Private dürfte sich jedoch das Entwerfen
von neuen Wappen nicht empfehlen, wohl
aber für Vereine und grössere Anstalten;
man übersehe nur nicht, sie im wirklichen
Wappenstil zu halten, da Verstösse gegen
die von alters her festgelegten Regeln der
Heraldik das Auge jedes Kundigen beleidigen
würden; die blosse Darstellung einer Pflanze,
eines Tieres oder eines Menschen genügt hiezu
nicht. Auch soll das Bildliche im Wappen
stets einfach und leicht verständlich sein,
man strebe nicht nach dem Ruhme grossen
Scharfsinnes oder genauer Geschichtskennt-
nisse. Ein Arbeiter für eine Gewerkschafts-
Bibliothek, die typische Darstellung eines
Arztes für einen Ärzteverein reichen voll-
kommen aus. Als sehr schwierig aber sehe
ich es an, sonstwie Figürliches dem Exlibris
als Schmuck beizugeben; es ist logisch nur
berechtigt, wenn es deutlich den Stempel
der blossen Zugabe, des Schmuckes trägt,
und das Hauptgewicht dem eigentlichen
Exlibris gewahrt bleibt.
Ich habe mich immer gewundert, weshalb
sich gerade für Exlibris so viele Liebhaber
und Sammler gefunden haben, und brillant
illustrierte Bücher oft unbeachtet vorüber-
gehen. Wie gut wäre es, wenn auch Siegel
und Stempel, Firmenauf drücke, Briefköpfe
und Verlagssignets Sammler fänden; sicher
wird hierin schon manches Gute geleistet;
aber es wäre nicht unwahrscheinlich, dass
man ihnen dann noch mehr Sorgfalt zu-
wenden würde. a. jaumann—München.
f. n1gg—magdeburg. Entwurf zu Kunstverglasung.
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auf jenen Menschen mit dem unruhigen
Karakter oder diesen zarten Lyriker bezogen
werden. Es ist aber nicht ausgeschlossen,
dass bei den oben erwähnten einfachen
Namen - Exlibris in Schrift und Ornament
und Farbe Rücksicht genommen wird auf
die Individualität des Besitzers. Mit rein-
formalen Mitteln der Linienführung und
Farbenstimmung lässtsich zwanglos seelisches
Wesen karakterisieren. Das Ornament um
den Namen könnte ferner auch die Be-
stimmung des Exlibris, nämlich Ergreifen
und Festhalten des Buches und Abschreckung
von Dieben, zum Ausdruck bringen, natür-
lich ohne Allegorie und Bilderrätsel, durch
einfache, unmittelbar wirkende künstlerische
Mittel; auch Figuren zu diesem Ornament
zu verwenden, steht dem Künstler frei. —
Wir sahen schon, dass Wappen ein sehr
passender Vorwurf für Exlibris sind. Für
Private dürfte sich jedoch das Entwerfen
von neuen Wappen nicht empfehlen, wohl
aber für Vereine und grössere Anstalten;
man übersehe nur nicht, sie im wirklichen
Wappenstil zu halten, da Verstösse gegen
die von alters her festgelegten Regeln der
Heraldik das Auge jedes Kundigen beleidigen
würden; die blosse Darstellung einer Pflanze,
eines Tieres oder eines Menschen genügt hiezu
nicht. Auch soll das Bildliche im Wappen
stets einfach und leicht verständlich sein,
man strebe nicht nach dem Ruhme grossen
Scharfsinnes oder genauer Geschichtskennt-
nisse. Ein Arbeiter für eine Gewerkschafts-
Bibliothek, die typische Darstellung eines
Arztes für einen Ärzteverein reichen voll-
kommen aus. Als sehr schwierig aber sehe
ich es an, sonstwie Figürliches dem Exlibris
als Schmuck beizugeben; es ist logisch nur
berechtigt, wenn es deutlich den Stempel
der blossen Zugabe, des Schmuckes trägt,
und das Hauptgewicht dem eigentlichen
Exlibris gewahrt bleibt.
Ich habe mich immer gewundert, weshalb
sich gerade für Exlibris so viele Liebhaber
und Sammler gefunden haben, und brillant
illustrierte Bücher oft unbeachtet vorüber-
gehen. Wie gut wäre es, wenn auch Siegel
und Stempel, Firmenauf drücke, Briefköpfe
und Verlagssignets Sammler fänden; sicher
wird hierin schon manches Gute geleistet;
aber es wäre nicht unwahrscheinlich, dass
man ihnen dann noch mehr Sorgfalt zu-
wenden würde. a. jaumann—München.
f. n1gg—magdeburg. Entwurf zu Kunstverglasung.