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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 14.1904

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Kohut, Adolph: Bund, Werkstätte für angewandte Kunst in Berlin
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https://doi.org/10.11588/diglit.7009#0260

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Dr. Adolph Kohut: Bund, Werkstätte für angewandte Kunst in Berlin. 611

HERM. SCHEFFLER—BERLIN.

papiere, Plakate, Tapeten, Lederarbeiten,
Stoffmuster, Teppiche, Stickereien, Ent-
würfe für dekorative Malerei und Plastik,
Kunstverglasungen, Metallgeräte, Schmuck-
sachen, Glas, Porzellan, Möbel etc. Es muss
diesen jungen Talenten die Anerkennung
gezollt werden, dass ihre Leist-
ungen sich durch Gediegen-
heit, Geschmack und ehrliches
Streben auszeichnen, so dass
es gerechtfertigt erscheint,
wenn auf dieselben die Auf-
merksamkeit des grossen
Publikums hingelenkt wird.
— Die in dem vorliegenden
Heft unserer Zeitschrift re-
produzierten Arbeiten dieser
aufstrebenden und ringenden
Kunstjünger werden gewiss
dazu beitragen, das hier aus-
gesprochene günstige Urteil
zu bestätigen. — W. Belling
neigt in seinen Arbeiten zum
Naiv - Humoristischen; er hat drollige Ein-
fälle und ein feines Verständnis für das
Drastisch - Komische und Derbe. Mit Vor-
liebe verwendet er Tiermotive, wobei das
Schalkhafte und Urwüchsige eine hervor-
ragende Rolle spielt; er erstrebt keine un-
mittelbare Naturwahrheit, sondern eine rein
dekorative Wirkung.
Sein Pelikan mit dem
Fisch im Schnabel ^^sfi
z. B., dieser Vielfrass
unter den Vögeln, und
die übrigen Tierspezies,
die er uns vorführt,
zeugen zugleich von

junge Bildhauer H. Schmidt,
ein Schüler Ludwig Manzels.
Dieser künstlerische Bund der
Jugend und der Freundschaft
hat bisher Arbeiten geschaffen,
die einen stark ornamentalen
Karakter besitzen. Die beste
Seite dieser Vereinigung ist
ein im modernen Sinne gut
empfundenes Flachornament in
jeder Beziehung, angewandt
auf Buchschmuck, Vorsatz-

der feinen Beobachtungsgabe des Künstlers
für die Psyche des Tieres.

Humoristisch ist auch die Begabung
Hermann Schefflers, der seine stilistische
Eigenart in Randleisten, Vignetten, Exlibris-
Zeichen etc. kräftig und effektvoll zu zeigen
sucht. — Paul Speer ist ein

fßsm
Wims

W. BELLING—BERLIN.

W. BELLING—BERLIN.

W. BELLING—BERLIN

Meister in bezug auf archi-
tektonische Schönheit; sein
Aufbau ist tadellos, und er
weiss mit grosser Sicherheit
seine eleganten Dekorations-
stücke zu geben. Typisch ist
für diesen jungen Künstler,
dass er seine meisten Orna-
mente aus dem Tierreiche
wählt. Auch seine hier re-
produzierte ornamentale Um-
rahmung — ein Motiv mit
leicht ans Empire anklingen-
den Säulen — sein Vor-
satzpapier für die Innen-
seite eines Buches, seine Ge-
schäftskarte für einen Modesalon mit stilisierten
Kranichen etc. legen ein rühmliches Zeug-
nis für das Talent und den Geschmack des
Künstlers ab.

Curt Brieger ist der Poet des Bundes,
dessen dichterisches und zartes Empfinden
in all seinen Arbeiten zutage tritt. Während
Paul Speer den Schwer-
punkt seines Schaffens
auf das Ornamentale,
Dekorative und den
Aufbau legt, zeigt
Brieger eine besondere
Feinheit in den De-
tails. Sein gesticktes
 
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