Reform des Zeichen-Unterrichts.
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selbst für den eigentlichen Unterricht ent-
lastet und der Korrektur mehr Zeit widmen
kann. Natürlich müssen diese Assistenten
Lehramts - Kandidaten des Zeichen - Unter-
richtes sein, wodurch zu-
gleich erreicht würde, dass
sie viel besser als bisher
in den praktischen Unter-
richt eingeführt würden. Die
meisten unserer Zeichen-
Lehrer treten in dieser
Hinsicht völlig ungenügend
vorbereitet ihr Amt an.
Ob diesen Zeichen-Lehr-
amts - Assistenten damit
vielleicht die Ableistung
eines Probejahres zur Be-
dingung gemacht würde,
müssten wir natürlich der
Erwägung der Behörden
anheimgeben. Selbst bei
Wegfall einer Vergütung
für dieses Jahr würde das
für den einzelnen kein
grosses Opfer bedeuten, denn bei vielen
anderen Berufen wird ein solches Probejahr
auch gefordert. Das Ansehen des Zeichen-
lehrer-Standes wird damit nur gehoben, und
wenn seine Körperschaft erreicht, dass die
Vertreter dieses Standes nicht mehr als Lehr-
kräfte zweiten und dritten, oder gar noch
tieferen, Ranges angesehen werden, dann
dürfte die grössere Berufsfreude auch eine
höhere Wertung des Zeichen - Unterrichtes
und damit eine fruchtbarere Förderung der
zeichnerischen, ja künstlerischen Betätigung
unserer Kinder erhoffen lassen. — Doch eine
grosse Lücke wird nach wie vor offen bleiben.
Ist noch keine Aussicht
vorhanden, dass dem Mo-
dellier-Unterricht eine dem
Zeichen - Unterricht eben-
bürtige Beachtung zu teil
wird? Wozu die einseitige
Bevorzugung der bildar-
tigen Wiedergabe gegen-
ständlicher Vorbilder auf
der Fläche, da doch gerade
die körperhafte Nachbil-
dung, weil das Vorstellungs-
Vermögen unterstützend,
für die Gesamt-Ausbildung
von grösster Tragweite sein
würde! Ich würde gern
jede Art Handfertigkeits-
Unterricht ausserhalb der
Schule sehen — wenn der
Modellier - Unterricht obli-
gatorisch in den Schulen eingeführt würde,
dem voraus natürlich gehen müsste, dass
der Zeichen-Unterricht auch für die oberen
Klassen der Gymnasien obligatorisch würde
Was reden wir immer von einer Kultur
der Kunst, wo so wenig Verständnis dafür
herrscht, was den Anfängen dieser Kultur
vorauszugehen hat. Finden diese Worte auch
nur teilweise Zustimmung, dann erstarkt auch
der Wille —■ zu bessern, otto schulze—köln.
f. nigg—
magdeburg.
kunst-
verglasungen.
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selbst für den eigentlichen Unterricht ent-
lastet und der Korrektur mehr Zeit widmen
kann. Natürlich müssen diese Assistenten
Lehramts - Kandidaten des Zeichen - Unter-
richtes sein, wodurch zu-
gleich erreicht würde, dass
sie viel besser als bisher
in den praktischen Unter-
richt eingeführt würden. Die
meisten unserer Zeichen-
Lehrer treten in dieser
Hinsicht völlig ungenügend
vorbereitet ihr Amt an.
Ob diesen Zeichen-Lehr-
amts - Assistenten damit
vielleicht die Ableistung
eines Probejahres zur Be-
dingung gemacht würde,
müssten wir natürlich der
Erwägung der Behörden
anheimgeben. Selbst bei
Wegfall einer Vergütung
für dieses Jahr würde das
für den einzelnen kein
grosses Opfer bedeuten, denn bei vielen
anderen Berufen wird ein solches Probejahr
auch gefordert. Das Ansehen des Zeichen-
lehrer-Standes wird damit nur gehoben, und
wenn seine Körperschaft erreicht, dass die
Vertreter dieses Standes nicht mehr als Lehr-
kräfte zweiten und dritten, oder gar noch
tieferen, Ranges angesehen werden, dann
dürfte die grössere Berufsfreude auch eine
höhere Wertung des Zeichen - Unterrichtes
und damit eine fruchtbarere Förderung der
zeichnerischen, ja künstlerischen Betätigung
unserer Kinder erhoffen lassen. — Doch eine
grosse Lücke wird nach wie vor offen bleiben.
Ist noch keine Aussicht
vorhanden, dass dem Mo-
dellier-Unterricht eine dem
Zeichen - Unterricht eben-
bürtige Beachtung zu teil
wird? Wozu die einseitige
Bevorzugung der bildar-
tigen Wiedergabe gegen-
ständlicher Vorbilder auf
der Fläche, da doch gerade
die körperhafte Nachbil-
dung, weil das Vorstellungs-
Vermögen unterstützend,
für die Gesamt-Ausbildung
von grösster Tragweite sein
würde! Ich würde gern
jede Art Handfertigkeits-
Unterricht ausserhalb der
Schule sehen — wenn der
Modellier - Unterricht obli-
gatorisch in den Schulen eingeführt würde,
dem voraus natürlich gehen müsste, dass
der Zeichen-Unterricht auch für die oberen
Klassen der Gymnasien obligatorisch würde
Was reden wir immer von einer Kultur
der Kunst, wo so wenig Verständnis dafür
herrscht, was den Anfängen dieser Kultur
vorauszugehen hat. Finden diese Worte auch
nur teilweise Zustimmung, dann erstarkt auch
der Wille —■ zu bessern, otto schulze—köln.
f. nigg—
magdeburg.
kunst-
verglasungen.