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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 14.1904

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Lyka, Karl: Drei ungarische Künstler: Alexander Nagy, Aladàr Kriesch, Eduard Wigand
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https://doi.org/10.11588/diglit.7009#0292

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Drei ungarische Künstler.

urwüchsige Sprache. An einigen Interieurs,
zu denen Wigand die Möbel schuf, und
Nagy und seine ihm künstlerisch ebenbürtige
Gattin die Textilstücke und Wanddekoration
komponierte, konnte man sehen, wie fein-
vertraulich sich eine im Volke geborene Kunst
auch im vornehmen Heim niederlässt. Die
Wigandschen Möbel entlehnten die auch deko-
rativ sehr wirksamen Holzverzapfungen und
Brettausschnitte aus der Volkskunst oder —
besser gesagt — veranschaulichen, wie sehr
sich die naiv-praktische Konstruktion des
Volkes für höhere künstlerische Zwecke
entwickeln lässt. Einige kleine Details unserer
Abbildung »Studie zu einer Küche« ent-
halten schon Anklänge zu den künstlerisch
entwickelten Interieurs von Wigand, auf
welche wir zielen. In reizendem Einklang
stand nun mit diesen Formen all das, was
Nagy an Textilsachen beigesteuert hatte.
Nicht etwa bäuerliche, hausbackene Arbeiten
von höchstens ethnografischem Interesse, wie
es so oft bei Verwertung der Volkskunst
geschieht: klare und in grosser Einfachheit

ALEXANDER NAGY. Radierung.

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ALEXANDER NAGY. Radierung.

entwickelte Kunst war das, die jedoch die
Blutsverwandtschaft mit der altungarischen
Hauskunst durchaus nicht leugnete.

So trafen sich die beiden Künstler in
gemeinsamem Suchen und in gemeinsamer
Arbeit. Nahe, sehr nahe stand ihnen der
Dritte, der Maler Aladär Kriesch.

Wohl ist er in Ungarn in erster Reihe
als Freskomaler bekannt. Seine Arbeiten
im neuen Parlament brachten ihm Aner-
kennung. Doch sind Kriegs - Szenen und
anderes aus dem Bereich der Historie nicht
das eigentliche Feld, wo er sich heimisch
fühlt. Beherrscht er die aparte Sprache des
Fresko, so dient ihm diese Fertigkeit viel-
mehr um Erlebtes, seelisch Verarbeitetes
darzustellen. Namentlich weisen hierher jene
Kartons, welche unsere Leser in diesem
Hefte finden. »Abschied« und »Wieder-
sehen« für ein Mausoleum — es war ein
Thema, welches er aus seiner inneren Bio-
grafie holen konnte. Daher das Eindring-
liche, das Überzeugende, was uns an diesen
 
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