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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 14.1904

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Michel, Wilhelm: Die Vereinigten Werkstätten München in der Ausstellung des Deutschen Künstlerbundes in München
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https://doi.org/10.11588/diglit.7009#0303

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654

Wilhelm Michel: Die Vereinigten Werkstätten in München.

anläge, die auf einem reizenden Vorsatz von
radial gestellten roten Ziegelsteinen den
schmiedeeisernen Kamin mit Rost trägt. Die
blaugrünen Kacheln, die dunklen, strengen
Töne des Schmiedeeisens und die roten Ziegel
geben einen wundervollen Farbenakkord.
Wesentlich verstärkt wird derselbe durch
das grosse Gemälde, das in die Nische ober-
halb der Feuerstelle eingelassen und durch
das von unten heraufsteigende Mosaik der
schrägen Nischenwände sehr geschickt in
die ganze Heizanlage hineinbezogen ist.

Der Spiegel hat hübsche Seitenschränkchen,
die bis zu halber Höhe reichen und dem
ganzen, im Verein mit dem Untersatz, einen
gefälligen statischen Anblick geben. Das
Eckschränkchen rechts vom Kamin ist mir
persönlich etwas zu »geometrisch«, besonders
der hinten aufgesetzte Käfig und vorn die
ausgesparte Ecke wissen sich dem Auge
nicht recht zu empfehlen. Sofa, Tisch und
Sessel haben durchgehends die einfachsten,
zurückhaltendsten Formen und heben sich
ausgezeichnet von der etwas helleren Tapete
ab. Einen freundlichen Farbfleck bringt der

ganz helle Blumentisch in das ganze hinein.
Ein sehr wirkungsvolles Stück ist der grotten-
artige Plafond, der sich sanft an den Wänden
emporwölbt. In der Mitte trägt er eine
gerauhte Ellipse, die mit sternartigen blauen
Punkten geschmückt ist und den sehr ein-
fachen Messing-Lüster mit hängenden Glüh-
birnen für elektrisches Licht trägt.

Was diese Ausstellung sonst noch bietet
(Keramik von Scharvogel, Amstelhoek) ist
den Lesern dieser Blätter schon grösstenteils
bekannt, teils gehört es, wie die vielen Er-
zeugnisse der Kleinplastik, nicht hierher. Es
sei nur erwähnt, dass die keramischen Pla-
stiken von Amstelhoek und von Mendez da
Costa (Eule, Ente) zu den reifsten Erzeug-
nissen dieses Kunstzweiges gehören, die
selbst an der Seite ähnlicher Arbeiten der
Japaner nicht zurückstehen würden.

Mit besonderem Vergnügen sieht man
in Bruno Pauls Festraum und seinem Ar-
beitszimmer einige Gemälde von — Stuck
die Wände zieren! Wenn man, was wohl
nicht zu umgehen, daraus die Annahme her-
leiten könnte, dass auch diese Grösse, die

BRUNO PAUL-MÜNCHEN.

Kamin im Arbeitszimmer.
 
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