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Anton Jaumann-—München:
wachsende Kunstjünger in der gleichen Lage wie
er zu sein scheinen. — Die Fantasie allein, und
wäre sie noch so reich, genügt nicht; selbst ein
Böcklin kam ohne ein emsigstes Naturstudium nicht
aus. Man sieht diesen Bergen und Burgen, den
Wolken und Wäldern und andern Naturwesen in
C. Kunst's Zeichnungen an, dass ihm dabei das
entsprechende Naturstudium noch mangelte. Nicht
nur darum, dass seine Wolken und Felsen, seine
Bäume und Blumen als solche erkannt werden,
ist es nötig, dass der Zeichner die karakteristischen
Formen der Naturgebilde beherrsche, mit diesen
Formen sind ihm auch die wichtigsten Wirkungs-
mittel gegeben; Wucht und Zerrissenheit der Berge,
sanfte Umrisslinien des Laubwaldes, leiser oder
stürmischer Zug der Wolken, launiges Auftauchen
und Verschwinden von Weg- und Flussläufen, Auf
und Ab im Gelände, all das ist geeignet, neue
Schönheiten in ein Bild zu bringen und es um so
viel wertvoller zu machen. Das »Auswendig-
können« ist gerade für Fantasiemaler so notwendig,
wie für einen. Nur wenn sie die Formen der
Natur beherrschen, wird ihnen die so befruchtete
Fantasie immer neue Formen liefern und werden
sie fähig sein, die Eingebungen der Fantasie auf
dem Papier oder Leinwand restlos und glaub-
würdig darzustellen. — Gewiss müssen solche
Künstler auch Akt zeichnen; doch es ist für ihre
Ausbildung nicht von so überragender Bedeutung.
Der grosse Bereich ihres übrigen Studiums aber
scheint auf unseren Akademieen keine Pflegestätte
zu besitzen; hier sind sie zum grössten Teil auf ihre
eigene Initiative und ihre persönliche Pädagogik
angewiesen. — anton jaumann—München.
Anton Jaumann-—München:
wachsende Kunstjünger in der gleichen Lage wie
er zu sein scheinen. — Die Fantasie allein, und
wäre sie noch so reich, genügt nicht; selbst ein
Böcklin kam ohne ein emsigstes Naturstudium nicht
aus. Man sieht diesen Bergen und Burgen, den
Wolken und Wäldern und andern Naturwesen in
C. Kunst's Zeichnungen an, dass ihm dabei das
entsprechende Naturstudium noch mangelte. Nicht
nur darum, dass seine Wolken und Felsen, seine
Bäume und Blumen als solche erkannt werden,
ist es nötig, dass der Zeichner die karakteristischen
Formen der Naturgebilde beherrsche, mit diesen
Formen sind ihm auch die wichtigsten Wirkungs-
mittel gegeben; Wucht und Zerrissenheit der Berge,
sanfte Umrisslinien des Laubwaldes, leiser oder
stürmischer Zug der Wolken, launiges Auftauchen
und Verschwinden von Weg- und Flussläufen, Auf
und Ab im Gelände, all das ist geeignet, neue
Schönheiten in ein Bild zu bringen und es um so
viel wertvoller zu machen. Das »Auswendig-
können« ist gerade für Fantasiemaler so notwendig,
wie für einen. Nur wenn sie die Formen der
Natur beherrschen, wird ihnen die so befruchtete
Fantasie immer neue Formen liefern und werden
sie fähig sein, die Eingebungen der Fantasie auf
dem Papier oder Leinwand restlos und glaub-
würdig darzustellen. — Gewiss müssen solche
Künstler auch Akt zeichnen; doch es ist für ihre
Ausbildung nicht von so überragender Bedeutung.
Der grosse Bereich ihres übrigen Studiums aber
scheint auf unseren Akademieen keine Pflegestätte
zu besitzen; hier sind sie zum grössten Teil auf ihre
eigene Initiative und ihre persönliche Pädagogik
angewiesen. — anton jaumann—München.