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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 14.1904

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Zimmermann, Ernst: Fotografie auf der Dresdner Kunst-Ausstellung
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https://doi.org/10.11588/diglit.7009#0325

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676

Dr. Ernst Zimmermann:

durch die Erfindung des Stereoskops ihm
auch das plastische Element, die 3. Dimension
verliehen ward. Die Bildnisfotografie indessen
führte die Eitelkeit des Menschen, der auch
in der Kunst nichts Realistisches, Unge-
schminktes, geschweige denn gar eine Über-
treibung sehen wollte, zu jenem leeren Schön-
heitsstreben, das dieser eigen, indem sie
hierbei zur Retouche griff, zunächst um jene
realistische Übertreibung der Fotografie zu
beseitigen, dann aber, um darüber hinaus
die Menschen zu verschönern und sie zu
geben, nicht wie sie waren, sondern wie sie
zu sein wünschten. Es war der erste Ver-

HUGO ERFURTH—DRESDEN.

such der Fotografie nach einer Richtung hin,
die man doch wohl nur als eine künstlerische
bezeichnen kann, aber es war ein ebenso
verfehltes, wie das ganze Streben der dama-
ligen Kunst ein verfehltes war. Die erste
Berührung der Kunst mit der Fotografie
ward ein Verhängnis.

Sie konnte auch erst eine gesunde werden
in einer Zeit, da die Kunst sich mindestens
gleichartig neben die Wissenschaft gestellt
hatte, da sie selber grösser, gesünder und
vor allem allumfassender geworden war.
Diese wirklich künstlerische Fotografie, die
nun seit kurzem in früher nie geahnten

Leistungen vor uns
liegt und immer
grösseren Beifall
und Anerkennung
findet, ist daher
erst eine Folge jener
künstlerischen Be-
wegung, die man
als die moderne zu
bezeichnen pflegt,
die alle eben genann-
ten Bestrebungen
in sich birgt. Sie
konnte auch nur im
Gefolge dieser Be-
wegung und in An-
betracht ihres zu-
nächst kunstkon-
trären Karakters
das letzte Gebiet
sein, das sich der
wahren Kunst un-
terwarf. Dafür je-
doch sind die Er-
folge auch desto
schnellere und über-
raschendere gewe-
sen. Es galt hier
nachzuholen. — Die
Möglichkeit, diese
zunächst rein me-
chanische Tätigkeit
überhaupt künstle-
risch zu verwenden,
lag in der Möglich-

Bildnü der Frau E. keit, sie trotz alle-
 
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