Die Fotografie auf der Dresdner Kunst-Ausstellung.
sein, ohne dass man ihnen deswegen doch
irgendwie die künstlerische Begabung ab-
sprechen dürfte. Sie beweisen nur, dass man
künstlerisch schöpferisch begabt sein kann,
ohne die künstlerische Handgeschicklichkeit
dazu zu besitzen. Von einem »Raphael ohne
Hände« hat bekanntlich einmal Lessing ge-
sprochen. Viele von diesen modernen Kunst-
Fotografen machen den Eindruck, als ob sie
einem solchem Begriffe ziemlich nahe kämen.
Auf diese Weise sind die Werke geschaffen
worden, die jetzt in Dresden zum ersten Male
in eine Kunst-Ausstellung eingezogen und
damit als etwas der eigentlichen Kunst Gleich-
artiges auch von dieser Seite aus anerkannt
worden sind. Es hat einige Zeit gedauert,
bis man so weit gekommen ist. Vorurteil,
Unverstand, selbst Konkurrenzneid haben
lange genug das wirklich Künstlerische an
diesen Dingen nicht sehen wollen. Gegen-
über den Leistungen jedoch, die jetzt vor-
liegen, sind Kritik und Missachtung ver-
stummt. Auch auf der Dresdner Ausstellung
hat die künstlerische Fotografie einen vollen
Erfolg davongetragen. Eine verständnisvolle
Auslese, von dem Dresdner Berufs- und
Kunstfotografen Hugo Erfurth vorgenommen,
zeigt hier das Höchste und die ganze
Mannigfaltigkeit dessen, was bisher erreicht
worden ist. So kann diese Ausstellung wohl
für diese Bewegung als ein neuer Schritt
nach vorwärts betrachtet werden, der ihr
die Gunst des grösseren Publikums erobert
hat. — Im einzelnen fallen zunächst die
Werke der Wiener, resp. österreichischen
Kunstfotografen auf. Die österreichischen
Fotografen sind die eigentlichen Bahnbrecher
auf diesem Gebiete, die Ausbilder des Gummi-
drucks, damit die Begründer der Monumental-
fotografie. In der Tat erheben sich in ihren
Porträts die Herren Kühn, Spitzer, Henne-
berg (vgl. Abb. S. 690) zu einer Grösse der
Auffassung und Tiefe des Tons, die man
auf diesem Gebiet bis vor kurzem kaum für
möglich gehalten hätte. Es dürfte nicht all-
zuviel Porträtmaler geben, die auf diesem
Gebiete mit der Hand erreichen, was hier
halbwegs durch Mechanik zuwege gebracht
wird. Nicht minder erstaunlich sind die
Landschaftsbilder Hennebergs, Watzeks und
683
N. PERSCHEID—LEIPZIG. Damen-Bildnis.
Kühns (vgl. Abb. S. 685, 689). Sie zeigen die-
selbe Einfachheit und Grösse, hier verbunden
mit Weichheit oder, wie jene Porträts, mit
Kraft des Gegensatzes. Nach den Wienern
kommen dann die Hamburger, die zuerst
diese Bewegung in Deutschland aufgebracht
und auf Anregung der Wiener hin gleich-
falls den Gummidruck kultiviert haben. Hier
sind die Gebr. Hofmeister, Müller, Dr. Arning,
Troch u. a. (vgl. Abb. S. 680, 686) zu nennen.
Ihnen schliessen sich Scharf—Crefeld, Weimer
—Darmstadt und Eugen Frank—München
an, welch' letzterer sich seine besondere
Spezialität, kleine Aktbilder in dämmeriger
Beleuchtung, geschaffen hat. In scharfem
Gegensatz zu den Hauptbestrebungen dieser
zeigen sich die Kunstfotografen Amerikas,
in welchem Lande allein neben Deutschland
sein, ohne dass man ihnen deswegen doch
irgendwie die künstlerische Begabung ab-
sprechen dürfte. Sie beweisen nur, dass man
künstlerisch schöpferisch begabt sein kann,
ohne die künstlerische Handgeschicklichkeit
dazu zu besitzen. Von einem »Raphael ohne
Hände« hat bekanntlich einmal Lessing ge-
sprochen. Viele von diesen modernen Kunst-
Fotografen machen den Eindruck, als ob sie
einem solchem Begriffe ziemlich nahe kämen.
Auf diese Weise sind die Werke geschaffen
worden, die jetzt in Dresden zum ersten Male
in eine Kunst-Ausstellung eingezogen und
damit als etwas der eigentlichen Kunst Gleich-
artiges auch von dieser Seite aus anerkannt
worden sind. Es hat einige Zeit gedauert,
bis man so weit gekommen ist. Vorurteil,
Unverstand, selbst Konkurrenzneid haben
lange genug das wirklich Künstlerische an
diesen Dingen nicht sehen wollen. Gegen-
über den Leistungen jedoch, die jetzt vor-
liegen, sind Kritik und Missachtung ver-
stummt. Auch auf der Dresdner Ausstellung
hat die künstlerische Fotografie einen vollen
Erfolg davongetragen. Eine verständnisvolle
Auslese, von dem Dresdner Berufs- und
Kunstfotografen Hugo Erfurth vorgenommen,
zeigt hier das Höchste und die ganze
Mannigfaltigkeit dessen, was bisher erreicht
worden ist. So kann diese Ausstellung wohl
für diese Bewegung als ein neuer Schritt
nach vorwärts betrachtet werden, der ihr
die Gunst des grösseren Publikums erobert
hat. — Im einzelnen fallen zunächst die
Werke der Wiener, resp. österreichischen
Kunstfotografen auf. Die österreichischen
Fotografen sind die eigentlichen Bahnbrecher
auf diesem Gebiete, die Ausbilder des Gummi-
drucks, damit die Begründer der Monumental-
fotografie. In der Tat erheben sich in ihren
Porträts die Herren Kühn, Spitzer, Henne-
berg (vgl. Abb. S. 690) zu einer Grösse der
Auffassung und Tiefe des Tons, die man
auf diesem Gebiet bis vor kurzem kaum für
möglich gehalten hätte. Es dürfte nicht all-
zuviel Porträtmaler geben, die auf diesem
Gebiete mit der Hand erreichen, was hier
halbwegs durch Mechanik zuwege gebracht
wird. Nicht minder erstaunlich sind die
Landschaftsbilder Hennebergs, Watzeks und
683
N. PERSCHEID—LEIPZIG. Damen-Bildnis.
Kühns (vgl. Abb. S. 685, 689). Sie zeigen die-
selbe Einfachheit und Grösse, hier verbunden
mit Weichheit oder, wie jene Porträts, mit
Kraft des Gegensatzes. Nach den Wienern
kommen dann die Hamburger, die zuerst
diese Bewegung in Deutschland aufgebracht
und auf Anregung der Wiener hin gleich-
falls den Gummidruck kultiviert haben. Hier
sind die Gebr. Hofmeister, Müller, Dr. Arning,
Troch u. a. (vgl. Abb. S. 680, 686) zu nennen.
Ihnen schliessen sich Scharf—Crefeld, Weimer
—Darmstadt und Eugen Frank—München
an, welch' letzterer sich seine besondere
Spezialität, kleine Aktbilder in dämmeriger
Beleuchtung, geschaffen hat. In scharfem
Gegensatz zu den Hauptbestrebungen dieser
zeigen sich die Kunstfotografen Amerikas,
in welchem Lande allein neben Deutschland