DOI Artikel:
Michel, Willhelm: Idealistische Kunst
DOI Seite / Zitierlink: https://doi.org/10.11588/diglit.7137#0196
Idealistische Kunst.
Blumentisch. Arbeit aus gehämmertem Kupfer.
vegetativen Lebens, von dem sie erzeugt
wurde. Die Frucht ist die Brücke zwischen
Mensch und Baum, sie ist nichts anderes
als: der Baum in seiner Beziehung zu uns.
Die Idee ist ihrerseits nichts anderes als:
das Leben in seiner Beziehung zu dem
schaffenden lebenshungrigen Menschengeiste.
Tausende von bunten Leinwanden gehen
alljährlich aus unseren Ateliers hervor und
— es ist fast unglaublich, aber wahr —
nahezu keine einzige hat uns ein Wort vom
grossen Leben der Gegenwart zu sagen.
»Wo ist das Leben?« möchte man die Schlaf-
wandelnden anrufen, »seid Ihr denn blind?« —
Ach nein, aber sie sehen vor lauter »Leben«
das Leben nicht! Zwischen Modell und
Allegorie schwanken sie steuerlos umher
und finden die Strasse nicht, die zwischen
beiden hinausführt in fruchtbares Land. Sie
meinen, der Künstler müsse sehen, sehen,
sehen; aber der Hauptberuf des Künstlers
188
ist leben und wieder leben, und erst, wenn
wir uns wieder aufs Leben verstehen, wird
an Stelle des Modellsklaven wieder der Heer-
führer der luftigen Hülfstruppen des Lebens
auftauchen: an Stelle des demütigen »Be-
obachters« der Schöpfer, w. michkl—München.
£
Im Februarheft 1904 veröffentlichten wir eine
grössere Serie Arbeiten und Entwürfe aus dem
Nachlass von Patriz Huber f. Darunter befinden
sich auch die Skizzen zu einem Empfangszimmer
für ein Haus in Leipzig, dessen Fertigstellung
der so viel betrauerte junge Künstler nicht mehr
erleben sollte. Die Zeitschrift »Innen-Dekoration«,
Verlags-Anstalt Alexander Koch—Darmstadt, ver-
öffentlicht nun im Dezemberheft 1904 diesen
ganz vorzüglich geratenen Raum, der erst vor
wenigen Monaten fertiggestellt worden ist. d. r.
Palmentopf aus gehämmert. Kupfer auf schmiedeis. Ständer.
Hohenzollern-Kunstgewerbehaus, H. Hirschwald—Berlin.
Blumentisch. Arbeit aus gehämmertem Kupfer.
vegetativen Lebens, von dem sie erzeugt
wurde. Die Frucht ist die Brücke zwischen
Mensch und Baum, sie ist nichts anderes
als: der Baum in seiner Beziehung zu uns.
Die Idee ist ihrerseits nichts anderes als:
das Leben in seiner Beziehung zu dem
schaffenden lebenshungrigen Menschengeiste.
Tausende von bunten Leinwanden gehen
alljährlich aus unseren Ateliers hervor und
— es ist fast unglaublich, aber wahr —
nahezu keine einzige hat uns ein Wort vom
grossen Leben der Gegenwart zu sagen.
»Wo ist das Leben?« möchte man die Schlaf-
wandelnden anrufen, »seid Ihr denn blind?« —
Ach nein, aber sie sehen vor lauter »Leben«
das Leben nicht! Zwischen Modell und
Allegorie schwanken sie steuerlos umher
und finden die Strasse nicht, die zwischen
beiden hinausführt in fruchtbares Land. Sie
meinen, der Künstler müsse sehen, sehen,
sehen; aber der Hauptberuf des Künstlers
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ist leben und wieder leben, und erst, wenn
wir uns wieder aufs Leben verstehen, wird
an Stelle des Modellsklaven wieder der Heer-
führer der luftigen Hülfstruppen des Lebens
auftauchen: an Stelle des demütigen »Be-
obachters« der Schöpfer, w. michkl—München.
£
Im Februarheft 1904 veröffentlichten wir eine
grössere Serie Arbeiten und Entwürfe aus dem
Nachlass von Patriz Huber f. Darunter befinden
sich auch die Skizzen zu einem Empfangszimmer
für ein Haus in Leipzig, dessen Fertigstellung
der so viel betrauerte junge Künstler nicht mehr
erleben sollte. Die Zeitschrift »Innen-Dekoration«,
Verlags-Anstalt Alexander Koch—Darmstadt, ver-
öffentlicht nun im Dezemberheft 1904 diesen
ganz vorzüglich geratenen Raum, der erst vor
wenigen Monaten fertiggestellt worden ist. d. r.
Palmentopf aus gehämmert. Kupfer auf schmiedeis. Ständer.
Hohenzollern-Kunstgewerbehaus, H. Hirschwald—Berlin.