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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 37.1915-1916

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Koch, Andreas: Vorwort zum 19. Jahrgang
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https://doi.org/10.11588/diglit.8533#0017

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VORWORT ZUM 19. JAHRGANG.

Der erste Knegsjahrgang dieser friedlichsten aller Zeitschriften ist abgelaufen. Wir
treten in den zweiten ein! - Was Schliefjen diese Worte in sich an Mühe und
Opfern, aber auch an frohen Enttäuschungen, an Stolz und kühnem Hoffen! Unsere
Feinde wollten nicht mehr und nicht weniger als den militärischen und wirtschaft-
lichen Ruin Deutschlands. Wie ist es anders gekommen! Die Anstrengungen der
Gegner haben nur bewirkt, daß das Große im deutschen Wesen, das man
über gewissen Mängeln der Form übersehen hatte, hell vorallerWelt erstrahlte!
Der deutsche Riese erhob sich und vollbrachte in einer sachlichen und sozusagen
bürgerlichen Begeisterung Taten von einer sagenhaften Gewalt. Handel und Wirtschaft
sind nicht erstickt; wir leben, atmen und - essen! Ein gesteigertes Lebensgefühl erfüllt
das deutsche Volk. Während die tapferen Heere ringsum den Feind abwehren, blüht
und wirkt im Innern deutscher Geist und deutsche Kultur fast unge-
gart! Man kann Deutschland wohl vom Meere und von einigen Erdteilen ab-
schließen aber man kann es nicht abschließen von den unversieglichen Quellen, die
innere Kräfte, inneren Reichtum spenden. -

Diese seltsamen Kriegsschicksale Deutschlands spiegeln sich auch in dem wieder,
was unserer Zeitschrift widerfuhr. Beim Beginn des Krieges hatte keine Zeitschrift,
am allerwenigsten eine Kunstzeitschrift, Grund, besonders vertrauensvoll in die Zu-
kunft zu schauen. Im gesamten feindlichen Ausland hat denn auch der Krieg unter
den Zeitschriften verheerend gewirkt. Viele sind eines plößlichen Todes verschieden.
Ein paar nur fristen ein kümmerliches Dasein. Auch wir haben die anfänglichen
Begleiterscheinungen des Krieges, die sich zunächst in falsch verstandener Sparsam-
keit äußerten, zu spüren bekommen - in Gestalt einer großen Anzahl von Abbestel-
lungen. Zwar erfolgten sie durchweg mit dem Ausdruck des lebhaftesten Bedauerns
aber man glaubte sich - selbst bis in die sehr vermögenden Kreise hinein - zu
spartanischer Einschränkung verpflichtet! Bis allmählich das Staunen und die Er-
kenntnis kam, daß nicht ein Zehntel der befürchteten Störungen wirklich eintrat und
daß die wichtigere Pflicht die war: die mühsam errungenen Kulturgüter
des Friedens nach Kräften über den Krieg hinweg zu erhalten! Da
erlebten wir die Freude, die einen Augenblick verlorenen Freunde in stattlicher Schar
zurückkehren zu sehen. Daß aber troßdem die Aufrechterhaltung einer so anspruchs-
vollen Zeitschrift in diesen schweren Zeiten nichts weiter ist, als ein der Kunst und
der vaterländischen Kultur gebrachtes Opfer, das bedarf für den, der die Ver-
hältnisse kennt, kaum der Erwähnung! Die Einberufungen, die vermehrten Kosten
die Schwierigkeit der Stoffbeschaffung, der gänzliche Ausfall an Anzeigeneinnahmen'
all das bedeutet eine erhebliche Erschwerung des Weitererscheinens einer so kost-
spieligen Zeitschrift. Der Ausweg, weniger oder minderes zu bieten, kam von vorn-
herein nicht in Betracht. Wahrlich, es war keine leichte Aufgabe, wenn diese Zeitschrift
troß Kriegsgeschrei und harter Zeit kein im Wert oder Umfang schwächeres
Heft herausgebracht hat! Das Gleiche darf ich auch von meinen beiden anderen
Zeitschriften, der „Innen-Dekoration" und der „Stickerei- und Spißen-Rundschau" sagen.
 
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