OTTO KOI']' MI NCHKN.
►NAUSIKA III*
KRIEGERGRABMAL UND KRIEGERDENKMAL.
Die Mannheimer Kunsthalle bringt unter die-
sem Titel eine umfangreiche Ausstellung,
die von Mannheim aus wenigstens in einzelnen
Abteilungen eine Rundfahrt durch die deutschen
Städte antreten soll. So traurig der Anlaß ist,
so sehr ist doch das Anpacken der Aufgabe
mitten im Kriege zu begrüßen. Schon zur Ab-
wehr des sich überall vordrängenden Unge-
schmacks, der in seiner geschäftigen Roheit
recht oft auf der Fährte der Todesanzeige die
Hinterbliebenen ungesäumt anfällt. Damit hat
man auch das Beste über sie gesagt — was kei-
nen Tadel für ihre fleißigen Veranstalter Storck
und Hartlaub in sich schließen soll. Sie konnten
nicht mehr geben als die deutsche Kunst ihnen
bot. Und das ist im Grunde nicht zu viel.
Muthesius hat wenigstens darin Recht behalten,
daß unser Kunstgewerbe (der Name Kunst
kommt für die Mehrzahl des Gebotenen nicht
in Frage) auch auf diesem Gebiet den Weg zum
Typus gefunden hat. Leider zu einem epigonen-
haften Typus, wenn man einer so breit strömen-
den Bewegung, die alle Anzeichen des Natur-
haften an sich trägt, mit Wertungen persönlichen
Bedauerns entgegentreten darf. Unzweifelhaft
sind gute achtzig Prozent des hier Neugeschaffe-
nen ohne den Klassizismus um die Wende des
18. zum 19. Jahrhundert nicht denkbar. Selbst
die Gartenarchitektur geht — gemessen an der
des Rokoko — nur schmale Wege in ein künst-
lerisches Neuland. Jedenfalls ist es unmöglich,
die Arbeiten dieser Ausstellung in einem Atem
mit stofflich verwandten Werken der Antike
und des Mittelalters zu nennen, von denen die
Ausstellung ein recht reichhaltiges Abbildungs-
Material beibringt. (Man vermißt nur Abgüsse
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►NAUSIKA III*
KRIEGERGRABMAL UND KRIEGERDENKMAL.
Die Mannheimer Kunsthalle bringt unter die-
sem Titel eine umfangreiche Ausstellung,
die von Mannheim aus wenigstens in einzelnen
Abteilungen eine Rundfahrt durch die deutschen
Städte antreten soll. So traurig der Anlaß ist,
so sehr ist doch das Anpacken der Aufgabe
mitten im Kriege zu begrüßen. Schon zur Ab-
wehr des sich überall vordrängenden Unge-
schmacks, der in seiner geschäftigen Roheit
recht oft auf der Fährte der Todesanzeige die
Hinterbliebenen ungesäumt anfällt. Damit hat
man auch das Beste über sie gesagt — was kei-
nen Tadel für ihre fleißigen Veranstalter Storck
und Hartlaub in sich schließen soll. Sie konnten
nicht mehr geben als die deutsche Kunst ihnen
bot. Und das ist im Grunde nicht zu viel.
Muthesius hat wenigstens darin Recht behalten,
daß unser Kunstgewerbe (der Name Kunst
kommt für die Mehrzahl des Gebotenen nicht
in Frage) auch auf diesem Gebiet den Weg zum
Typus gefunden hat. Leider zu einem epigonen-
haften Typus, wenn man einer so breit strömen-
den Bewegung, die alle Anzeichen des Natur-
haften an sich trägt, mit Wertungen persönlichen
Bedauerns entgegentreten darf. Unzweifelhaft
sind gute achtzig Prozent des hier Neugeschaffe-
nen ohne den Klassizismus um die Wende des
18. zum 19. Jahrhundert nicht denkbar. Selbst
die Gartenarchitektur geht — gemessen an der
des Rokoko — nur schmale Wege in ein künst-
lerisches Neuland. Jedenfalls ist es unmöglich,
die Arbeiten dieser Ausstellung in einem Atem
mit stofflich verwandten Werken der Antike
und des Mittelalters zu nennen, von denen die
Ausstellung ein recht reichhaltiges Abbildungs-
Material beibringt. (Man vermißt nur Abgüsse
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