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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 37.1915-1916

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Schmidt, Karl Eugen: Die Kunst auf der Weltausstellung in San Francisco
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https://doi.org/10.11588/diglit.8533#0292

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DIE KUNST AUF DER WELTAUSSTELLUNG IN SAN FRANCISCO.

Eine rechte Weltausstellung ist die Veran-
staltung zu San Francisco nicht, denn der
für unsere Begriffe wichtigste Teil der Welt
fehlt hier. Das deutsche Reich, Österreich,
Großbritannien, Rußland, Spanien, die Schweiz
haben die Einladung zur Beteiligung an dem
Unternehmen abgelehnt und sind gar nicht oder
mit lückenbüßenden Privatleistungen vertreten,
die gar keine Vertretung wünschenswerter er-
scheinen lassen. Diese Haltung der meisten
europäischen Nationen ist verständlich, wenn
man einzig und allein die praktische und mate-
rielle Seite der Dinge betrachtet. Die Ameri-
kaner haben alle Waren mit so hohen Einfuhr-
zöllen belegt, daß nur noch solche Dinge mit
Gewinn in den Vereinigten Staaten verkauft
werden können, die wie der französische Wein
oder die deutschen Chemikalien hier nicht ge-

wonnen werden. Warum also die großen Kosten
einer Ausstellung übernehmen, wenn man doch
keine Geschäfte machen kann? So haben das
Deutsche Reich und die anderen europäischen
Staaten überlegt, als sie die amerikanische Ein-
ladung ablehnten. Die Italiener und die Skan-
dinavier haben sich beteiligt, weil es ihnen
darum zu tun war, das Band zwischen dem
alten Vaterlande und ihren in den Vereinigten
Staaten lebenden Landsleuten aufrecht zu hal-
ten und fester zu knüpfen, ein Grund, der hof-
fentlich in kommenden Zeiten auch für das
durch die Erfahrungen des Krieges belehrte
Deutsche Reich gelten wird.

Die Franzosen haben sich beteiligt, weil sie
nach Amerika Dinge ausführen, die dort nicht
hergestellt werden können, und weil ihnen in
dieser Zeit sehr daran gelegen ist, sich von ihrer

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