KLEINE KUNST-NACHRICHTEN.
OKTOBER 1915.
OFFENBACH. Der „Mann in Eisen" (Abb.
S. 185). Zu der Zahl der Nageldenkmäler,
die allerwärts in deutschen Gauen erstehen, um
Mittel aufzubringen, Kriegswunden und Kriegs-
leid zu lindern, nimmt der Offenbacher „ Mann
in Eisen" eine ganz besondere Stelle ein, er
wurde geschaffen von Männern, die in Feindes-
land ihr Leben in die Schanze geschlagen hatten,
draußen bluteten und nun zurückgekehrt sind
zur Heilung ihrer Wunden und Neuanpassung
an ihren altgewohnten Friedensberuf. Der
„Mann in Eisen" ist erstanden in dem hessi-
schen Zentrallazarett für Berufsübungen Kriegs-
beschädigter, Technische Lehranstalten, Offen-
bach am Main. — Goetz von Berlichingen, der
mannhafte Deutsche mit der eisernen Hand,
das Sinnbild der ungebrochenen Willenskraft
des Kriegsverstümmelten wurde den im Laza-
rett arbeitenden Kriegsbeschädigten als Ge-
danke und Vorwurf für das auszuführende Werk
gegeben. Der frühere Schüler der Technischen
Lehranstalten, Reservist Ernst Unger, ein
vielversprechender junger Bildhauer, dem eine
französische Granate drei Finger der linken
Hand zerrissen, hat das Modell dieser den un-
gebrochenen Glauben an deutsche Kraft wider-
spiegelnden Männergestalt geschaffen. Kriegs-
verletzte Schmiede des Lazaretts erstellten das
Eisengerüst und schmiedeten dem Manne das
blanke Schwert, kriegsverletzte Stukkateure
gössen die Form. Die Drehvorrichtung des
Denkmals erstand in der Maschinenwerkstätte.
Die vier zum Nageln benutzte Hämmer und
Hammerstiele kamen nach Entwürfen des kunst-
gewerblichen Zeichensaales in der Eisen- und
Holzdreherei zur Ausführung; die Nagelkisten
und Tische fertigte die Schreinerwerkstätte.
Die Architekten des Lazaretts entwarfen die
große, den Alicenplatz beherrschende fünf-
bogige Pfeilerhalle. Die Dekorationsmaler des
Lazaretts tönten die 2 l/a m hohe Holzfigur und
gaben unter Meister Throlls bewährter Leitung
der Halle den reichen dekorativen Farben-
schmuck. Die Abzeichen für die 150 beim Ver-
kauf der Nägel- und Postkarten tätigen Frauen
und Mädchen entstanden in der Druckerei und
Kartonnagewerkstätte des Lazaretts. Auch die
Vordrucke des „Eisernen Buches" besorgten
kriegsbeschädigte Setzer und Drucker. Ein im
Handel erschienenes, im Lazarett gefertigtes ge-
schmackvoll gestaltetes Sammelbuch für die in
zwölf verschiedenen Farben gehaltenen Nagel-
karten, spornt an zur Sammeltätigkeit. Die
Plakate und Postkarten zeichnete Franz Franke.
All das viele Drum und Dran, das eine der-
artige Veranstaltung immer im Gefolge hat,
wurde bei dem Offenbacher Mann in künstle-
rische Form gekleidet, eine mühsame erziehe-
rische Arbeit, die aber den vielen beim Werk
Beteiligten zur Freude wurde, zur Freude, die
jetzt überspringt auf die Tausende, die als
Geber und Spender zu Mitarbeitern an dem
Werke Alloffenbachs wurden.
In stimmungsvoller Feier wurde der „Mann
in Eisen" am 3. Oktober im Beisein des hessi-
schen Großherzogspaares vor einer vieltausend-
köpfigen Zuschauermenge der Öffentlichkeit
übergeben. Großherzog Ernst Ludwig schlug
den ersten Nagel in dieses Werk der Kriegsbe-
schädigten der hessischen Berufsübungsstätte.
Den zweiten Nagel schlug die Großherzogin
und ihr folgten die beiden jugendlichen Prinzen.
Inniger Glaube an unser Recht, mannhaftes
Vertrauen zu unserem Schwert, sittlicher Ernst
und hohes Pflichtgefühl pflanzt der „Eiserne
Mann von Offenbach", ein echtes Werk deut-
scher Volkskunst, in die ihn alltäglich um-
lagernde Menge, und Tausende von Nägeln in
seinem Eisenpanzer zeigen, daß der in ihm ver-
körperte Sammelruf an die Opferfreude der Be-
völkerung nicht ungehört verhallt, h. eberhardt.
£
BRESLAU. Die Stadt Breslau plant die Er-
richtung eines Museums des jetzigen Welt-
krieges und hat mit den Vorbereitungen die
Direktion des Schlesischen Museums für Kunst-
gewerbe und Altertümer betraut. Eine festere
Form wird der Gedanke natürlich erst nach dem
Friedensschlüsse annehmen. Aber schon jetzt
werden Ankäufe für das zu errichtende Museum
gemacht, für die es vielleicht nachher zu spät ist.
Besonderes Gewicht wird dabei auch auf Werke
der Kunst gelegt, die die kriegerischen Ereig-
nisse widerspiegeln. So wurden fünf Hand-
zeichnungen von Fr. Erler und F. Spiegel sowie
die letzthin erschienene Mappe der Künstler
angekauft, ferner Handzeichnungen von Richard
Müller, Hans von Hayek, Franz Klemmer,
Arnold Busch, Gerhard Beuthner. Eine beson-
dere Abteilung bildet die auf den Krieg bezüg-
liche Graphik, für die u. a. die in nur wenigen
Exemplaren herausgegebene Folge von Radie-
rungen von Erich Erler angeschafft wurde. Im
Januar 1916 soll im Kunstgewerbe-Museum eine
Ausstellung aller bisherigen Erwerbungen für
das Breslauer Welt-Kriegs-Museum stattfinden.
OKTOBER 1915.
OFFENBACH. Der „Mann in Eisen" (Abb.
S. 185). Zu der Zahl der Nageldenkmäler,
die allerwärts in deutschen Gauen erstehen, um
Mittel aufzubringen, Kriegswunden und Kriegs-
leid zu lindern, nimmt der Offenbacher „ Mann
in Eisen" eine ganz besondere Stelle ein, er
wurde geschaffen von Männern, die in Feindes-
land ihr Leben in die Schanze geschlagen hatten,
draußen bluteten und nun zurückgekehrt sind
zur Heilung ihrer Wunden und Neuanpassung
an ihren altgewohnten Friedensberuf. Der
„Mann in Eisen" ist erstanden in dem hessi-
schen Zentrallazarett für Berufsübungen Kriegs-
beschädigter, Technische Lehranstalten, Offen-
bach am Main. — Goetz von Berlichingen, der
mannhafte Deutsche mit der eisernen Hand,
das Sinnbild der ungebrochenen Willenskraft
des Kriegsverstümmelten wurde den im Laza-
rett arbeitenden Kriegsbeschädigten als Ge-
danke und Vorwurf für das auszuführende Werk
gegeben. Der frühere Schüler der Technischen
Lehranstalten, Reservist Ernst Unger, ein
vielversprechender junger Bildhauer, dem eine
französische Granate drei Finger der linken
Hand zerrissen, hat das Modell dieser den un-
gebrochenen Glauben an deutsche Kraft wider-
spiegelnden Männergestalt geschaffen. Kriegs-
verletzte Schmiede des Lazaretts erstellten das
Eisengerüst und schmiedeten dem Manne das
blanke Schwert, kriegsverletzte Stukkateure
gössen die Form. Die Drehvorrichtung des
Denkmals erstand in der Maschinenwerkstätte.
Die vier zum Nageln benutzte Hämmer und
Hammerstiele kamen nach Entwürfen des kunst-
gewerblichen Zeichensaales in der Eisen- und
Holzdreherei zur Ausführung; die Nagelkisten
und Tische fertigte die Schreinerwerkstätte.
Die Architekten des Lazaretts entwarfen die
große, den Alicenplatz beherrschende fünf-
bogige Pfeilerhalle. Die Dekorationsmaler des
Lazaretts tönten die 2 l/a m hohe Holzfigur und
gaben unter Meister Throlls bewährter Leitung
der Halle den reichen dekorativen Farben-
schmuck. Die Abzeichen für die 150 beim Ver-
kauf der Nägel- und Postkarten tätigen Frauen
und Mädchen entstanden in der Druckerei und
Kartonnagewerkstätte des Lazaretts. Auch die
Vordrucke des „Eisernen Buches" besorgten
kriegsbeschädigte Setzer und Drucker. Ein im
Handel erschienenes, im Lazarett gefertigtes ge-
schmackvoll gestaltetes Sammelbuch für die in
zwölf verschiedenen Farben gehaltenen Nagel-
karten, spornt an zur Sammeltätigkeit. Die
Plakate und Postkarten zeichnete Franz Franke.
All das viele Drum und Dran, das eine der-
artige Veranstaltung immer im Gefolge hat,
wurde bei dem Offenbacher Mann in künstle-
rische Form gekleidet, eine mühsame erziehe-
rische Arbeit, die aber den vielen beim Werk
Beteiligten zur Freude wurde, zur Freude, die
jetzt überspringt auf die Tausende, die als
Geber und Spender zu Mitarbeitern an dem
Werke Alloffenbachs wurden.
In stimmungsvoller Feier wurde der „Mann
in Eisen" am 3. Oktober im Beisein des hessi-
schen Großherzogspaares vor einer vieltausend-
köpfigen Zuschauermenge der Öffentlichkeit
übergeben. Großherzog Ernst Ludwig schlug
den ersten Nagel in dieses Werk der Kriegsbe-
schädigten der hessischen Berufsübungsstätte.
Den zweiten Nagel schlug die Großherzogin
und ihr folgten die beiden jugendlichen Prinzen.
Inniger Glaube an unser Recht, mannhaftes
Vertrauen zu unserem Schwert, sittlicher Ernst
und hohes Pflichtgefühl pflanzt der „Eiserne
Mann von Offenbach", ein echtes Werk deut-
scher Volkskunst, in die ihn alltäglich um-
lagernde Menge, und Tausende von Nägeln in
seinem Eisenpanzer zeigen, daß der in ihm ver-
körperte Sammelruf an die Opferfreude der Be-
völkerung nicht ungehört verhallt, h. eberhardt.
£
BRESLAU. Die Stadt Breslau plant die Er-
richtung eines Museums des jetzigen Welt-
krieges und hat mit den Vorbereitungen die
Direktion des Schlesischen Museums für Kunst-
gewerbe und Altertümer betraut. Eine festere
Form wird der Gedanke natürlich erst nach dem
Friedensschlüsse annehmen. Aber schon jetzt
werden Ankäufe für das zu errichtende Museum
gemacht, für die es vielleicht nachher zu spät ist.
Besonderes Gewicht wird dabei auch auf Werke
der Kunst gelegt, die die kriegerischen Ereig-
nisse widerspiegeln. So wurden fünf Hand-
zeichnungen von Fr. Erler und F. Spiegel sowie
die letzthin erschienene Mappe der Künstler
angekauft, ferner Handzeichnungen von Richard
Müller, Hans von Hayek, Franz Klemmer,
Arnold Busch, Gerhard Beuthner. Eine beson-
dere Abteilung bildet die auf den Krieg bezüg-
liche Graphik, für die u. a. die in nur wenigen
Exemplaren herausgegebene Folge von Radie-
rungen von Erich Erler angeschafft wurde. Im
Januar 1916 soll im Kunstgewerbe-Museum eine
Ausstellung aller bisherigen Erwerbungen für
das Breslauer Welt-Kriegs-Museum stattfinden.