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TWRItKKRONUNC VON PAUL SCHEURICH.
VERDEUTSCHUNG FREMDSPRACHL.FACHAUSDRUCKE IN DER MALEREI.
VON HERMANN ESSWEIN - MÜNCHEN. (FORTSETZUNG II.)
Daß Gesamtwerk, Lebenswerk nicht
weniger gut klingt wie o e u v r e dürfte kaum
bestritten werden. Der Historie haben wir
uns gottlob längst entschlagen. Die Marine
tat gut daran zum einfachen Seestück zu
werden, das Genre ist als Sittenbild durch-
aus treffend bezeichnet, und warum man an
Stelle des gut deutschen vollkommen ausrei-
chenden Bildnis immer noch recht häufig dem
Portrait begegnet, ist schwer zu verstehen.
Auch das Interieur kann ohne weiteres dem
Innenraumbilde Platz machen, denn es
braucht darunter keine feinere Unterscheidung
zu leiden. —
Das Kostümstück dürfte allerdings weniger
leicht abzuschaffen sein. Wohl könnte der Kri-
tiker von einem solchen \X^erke sagen, daß es
mehr dem Beiwerk und der Gewandung als,
nach Art des echten Bildnisses, dem seelischen
Ausdruck gelte, aber zur Bezeichnung des in
den Kunstschulen neben Kopf und Akt ge-
pflegten Studienzweiges dürfte das Costüm
nicht wohl zu entbehren sein. Gewandstück
wäre, da neuzeitliche Damenmoden, Uniformen,
Fräcke, Sportanzüge usw. keine Gewänder sind,
zu feierlich, und der Kunst jünger, der von sich
sagen wollte, er treibe Gewandübungen
(anstatt Costümstudien), erschiene uns als ent-
weder in die turnerische oder in die schneider-
mäßige Fachsprache verirrt.
Von der Skizze zur biederen altdeutschen
S t e f z e zurückzukehren, möchte wohl manchem
als recht verlockend erscheinen, wäre in sofern
aber bedenklich, als die Stefze gar keine Skizze
im Sinne der neuzeitlichen Ölmalerei, sondern
eine Stiftzeichnung bedeutet. Zudem braucht
der Kundige das Wort Skizze keineswegs wie
der Laie als unnützes Fremdwort für Entwurf,
Aufriß, sondern ihm bedeutet es ein in sich
abgerundetes, kleines, in rascher Arbeit und
mit geringstem Aufwand an handwerklichen
Mitteln erbrachtes Kunstwerk in bewußtem und
XIX. Januar 1916. 6
TWRItKKRONUNC VON PAUL SCHEURICH.
VERDEUTSCHUNG FREMDSPRACHL.FACHAUSDRUCKE IN DER MALEREI.
VON HERMANN ESSWEIN - MÜNCHEN. (FORTSETZUNG II.)
Daß Gesamtwerk, Lebenswerk nicht
weniger gut klingt wie o e u v r e dürfte kaum
bestritten werden. Der Historie haben wir
uns gottlob längst entschlagen. Die Marine
tat gut daran zum einfachen Seestück zu
werden, das Genre ist als Sittenbild durch-
aus treffend bezeichnet, und warum man an
Stelle des gut deutschen vollkommen ausrei-
chenden Bildnis immer noch recht häufig dem
Portrait begegnet, ist schwer zu verstehen.
Auch das Interieur kann ohne weiteres dem
Innenraumbilde Platz machen, denn es
braucht darunter keine feinere Unterscheidung
zu leiden. —
Das Kostümstück dürfte allerdings weniger
leicht abzuschaffen sein. Wohl könnte der Kri-
tiker von einem solchen \X^erke sagen, daß es
mehr dem Beiwerk und der Gewandung als,
nach Art des echten Bildnisses, dem seelischen
Ausdruck gelte, aber zur Bezeichnung des in
den Kunstschulen neben Kopf und Akt ge-
pflegten Studienzweiges dürfte das Costüm
nicht wohl zu entbehren sein. Gewandstück
wäre, da neuzeitliche Damenmoden, Uniformen,
Fräcke, Sportanzüge usw. keine Gewänder sind,
zu feierlich, und der Kunst jünger, der von sich
sagen wollte, er treibe Gewandübungen
(anstatt Costümstudien), erschiene uns als ent-
weder in die turnerische oder in die schneider-
mäßige Fachsprache verirrt.
Von der Skizze zur biederen altdeutschen
S t e f z e zurückzukehren, möchte wohl manchem
als recht verlockend erscheinen, wäre in sofern
aber bedenklich, als die Stefze gar keine Skizze
im Sinne der neuzeitlichen Ölmalerei, sondern
eine Stiftzeichnung bedeutet. Zudem braucht
der Kundige das Wort Skizze keineswegs wie
der Laie als unnützes Fremdwort für Entwurf,
Aufriß, sondern ihm bedeutet es ein in sich
abgerundetes, kleines, in rascher Arbeit und
mit geringstem Aufwand an handwerklichen
Mitteln erbrachtes Kunstwerk in bewußtem und
XIX. Januar 1916. 6