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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 37.1915-1916

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Kruse, Käthe: Bewegliche Soldaten von Käthe Kruse: ein Brief der Künstlerin an den Herausgeber
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https://doi.org/10.11588/diglit.8533#0276

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KÄTHE KRUSE. »BEWEGLICHE SOLDATEN« »DEUTSCHE SOLDATEN AUF DEM MARSCH«

BEWEGLICHE SOLDATEN VON KÄTHE KRUSE.

EIN BRIEF DER KÜNSTLERIN AN DEN HERAUSGEBER.

"NT ein das ist schrecklich, daß ich selbst mich
1 \| über die kleinen Soldaten äußern soll. Sie
wissen doch, daß ich mich nicht gern selbst
äußere. Ich meine: entweder eine Sache ist
gelungen, dann sagt sie selbst alles, was man
wollte und wünschte, oder sie ist nicht durch-
geführt, und dann hilft alles Erklären und Weise-
reden garnichts. Nein, ich bin ein Feind alles
Redens. Wir haben zu gut und zu klug reden
gelernt. Für die simpelsten Gedanken-Wirr-
gänge haben wir verblüffende Titel gefunden,
liest man solch eine Abhandlung mit sozialen
und ethischen und künstlerischen Gesichts-
punkten, so wird man ganz stumm vor Ehr-
furcht und eine eigne Stellung zu den Dingen
ist im Keim erstickt. Ach, ich möchte fast sagen,
daß ein Teil der Welt nur deshalb so urteilslos
ist, weil der andere Teil so klug reden kann.
Und ich möchte halt durchaus nicht in dies
Fahrwasser kommen, auch klug-zu-reden. Ich
bin ein ausgesprochener Tatmensch. Bescheidne
kleine Taten, aber mit der nötigen Verbissen-
heit. Und hier war sie besonders von Nöten.
Mein Mann hatte mir gesagt, ich solle nun Sol-
daten machen. Das war natürlich, denn man
denkt jetzt nur an Soldaten. An die Soldaten
draußen im Schützengraben, oder die auf den
russischen Schlammwegen. Oder an die in den
Lazaretten, oder auch die in den Gefangenen-

lagern. Und in den Kasernen. Und auf den
Truppenübungsplätzen. Und die Flieger! Und
wo überall sie sind, unsere Soldaten. Die
ganze Phantasie ist ausgefüllt mit allem was
unsere Soldaten tun, immer sieht man sie. Und
wenn man Soldaten macht, dann müssen sie
alles tun können, was die draußen tun. Das
war klar. Alles mußte man damit machen kön-
nen. „Fein" mußte es sich damit spielen lassen!
Der Phantasie alle Möglichkeiten geboten wer-
den, den Soldaten in jede Stellung zu bringen,
die der vorschwebenden Situation entspricht.
Genau entspricht. (Hier fängt das spielerische,
vielleicht künstlerische dieser Arbeit an, das,
wozu die Verbissenheit gehörte.) Es war für
mich nicht gar zu schwer, diese Menschlein zu
schaffen. Wissen Sie, wie ich darauf kam? Ich
war erst ganz verzweifelt über meines Mannes
Wunsch, ganz genau so wie damals, als er sagte:
mach deinen Kindern selbst Puppen. Wie soll
man das so einfach machen! Nein, ich war
wieder recht unglücklich über den neuen Be-
fehl. Denn neben allem „Tun" bleib auch ich
recht gern im Gleise. Und da sah ich gelegent-
lich, ohne etwas zu suchen, eine Photographie
von einem Feldlager. Im Vordergrund stand
ein Feldgrauer ganz einfach, bißchen müde,
bißchen zerdrückt und staubig, gar kein „Held",
einfach ein Mensch, der seine Pflicht erfüllte
 
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