entwurf: irma f1rle münchen.
»modezeichnung eur kleider u. hute«
KUNST UND MODE.
zu den abbildungen der kleider, hüte, kunstblumen.
Die Mode ist eine Huldigung vor dem Weib.
Seide gleißt und prahlt und will sich um
junge Hüften spannen. Alles, was an Farbe
und Licht in den Stoffen steckt, erwacht, wie
die Erde vor der aufgehenden Sonne; das Ge-
webe strafft sich, faltet sich, wallt und rauscht:
Die Tänzerin, die vor tausend Menschen im
Licht der Rampen tanzt, holt nicht mehr Rei-
zungen und Lockungen aus dem Schnellen ihrer
Glieder, den Schlangenwindungen des Körpers,
dem Aufleuchten und dunklen Verglühen ihrer
samtnen Haut. Federstutze springen steil auf
vom Haupte des Weibes, sie tragen die schim-
mernde Wehr des Stolzes ihr voran. Schlaufen
flattern, ein flüchtiger, zärtlicher Rahmen, um
das königliche Oval, daraus die Augen Blitze
werfen. Stets neu, immer wieder auf andere
Weise anbetungswürdig und fremd, lockt die
Weibheit, und es winden sich in verzückten
Krämpfen Dinge und Künste, um immer wieder
anders, hingebender, kongenialer ihr zu hul-
digen. Noch haben die Pelze ihre Katzen-
schmeichelkünste nicht ausgeschöpft. Wolle,
Seide, Brokate, Gold und Steine, ihr wandel-
baren Wesen, nie wird die Frau eurer Umar-
mungen, eurer Krönungen, eurer Maskenfeste
müde werden! Während ihr selig die selige
Herrin umsingt, rollen sich schon wieder in der
Werkstatt die buntseidenen Blätter, die spira-
ligen Drähte formen sich zu Staubfäden, sprin-
gende Lust, süße heiße Leidenschaft schießt
in sie hinein, und jeden Moment sind ihre ge-
hemmten Gesten bereit, in den Tanz der Hul-
digungen einzutreten. — anton jaumann.
xix. Februar 1916. 7
»modezeichnung eur kleider u. hute«
KUNST UND MODE.
zu den abbildungen der kleider, hüte, kunstblumen.
Die Mode ist eine Huldigung vor dem Weib.
Seide gleißt und prahlt und will sich um
junge Hüften spannen. Alles, was an Farbe
und Licht in den Stoffen steckt, erwacht, wie
die Erde vor der aufgehenden Sonne; das Ge-
webe strafft sich, faltet sich, wallt und rauscht:
Die Tänzerin, die vor tausend Menschen im
Licht der Rampen tanzt, holt nicht mehr Rei-
zungen und Lockungen aus dem Schnellen ihrer
Glieder, den Schlangenwindungen des Körpers,
dem Aufleuchten und dunklen Verglühen ihrer
samtnen Haut. Federstutze springen steil auf
vom Haupte des Weibes, sie tragen die schim-
mernde Wehr des Stolzes ihr voran. Schlaufen
flattern, ein flüchtiger, zärtlicher Rahmen, um
das königliche Oval, daraus die Augen Blitze
werfen. Stets neu, immer wieder auf andere
Weise anbetungswürdig und fremd, lockt die
Weibheit, und es winden sich in verzückten
Krämpfen Dinge und Künste, um immer wieder
anders, hingebender, kongenialer ihr zu hul-
digen. Noch haben die Pelze ihre Katzen-
schmeichelkünste nicht ausgeschöpft. Wolle,
Seide, Brokate, Gold und Steine, ihr wandel-
baren Wesen, nie wird die Frau eurer Umar-
mungen, eurer Krönungen, eurer Maskenfeste
müde werden! Während ihr selig die selige
Herrin umsingt, rollen sich schon wieder in der
Werkstatt die buntseidenen Blätter, die spira-
ligen Drähte formen sich zu Staubfäden, sprin-
gende Lust, süße heiße Leidenschaft schießt
in sie hinein, und jeden Moment sind ihre ge-
hemmten Gesten bereit, in den Tanz der Hul-
digungen einzutreten. — anton jaumann.
xix. Februar 1916. 7