DIE TECHNIK ALS TRÄGERIN DES KÜNSTLERISCHEN AUSDRUCKS.
Als Muthesius kurz vor Kriegsausbruch auf
der vorjährigen Werkbundtagung zu Cöln
einen einschlagenden und vielumstrittenen Vor-
lag hielt, in dem der Ausdruck „Typ" nament-
lich die Künstlerpersönlichkeiten in starke Er-
regung versetzte, ahnten wir alle nicht, wie so
bald wir von dem darin ruhenden Wahrheits-
kern an handgreiflichen Beispielen überzeugt
werden sollten. Muthesius hatte verlangt, daß
Wir von den eigenwilligen Gestaltungen und
Formen, von dem mehr persönlichen Ausdruck
ln Gebrauchsformen, so in Möbeln und Geräten,
absehen sollten im Interesse eines größeren
Außenhandels in der vom Deutschen Werk-
bund erstrebten Qua-
litätsarbeit des deut-
schenKunstgewerbes.
Mit den vielen unter-
schiedlichen Herkünf-
ten, mit dem tän-
delnden Formenspiel,
müsse aufgehört wer-
den, wenn derWelt-
markt Abnehmer des
deutschen Kunstge-
werbes werden solle.
Es handele sich nicht
allein um gute Tech-
nik,einwandfreiesMa-
terial und billige Prei-
se, sondern um den
einheitlichen Gesamt-
Ausdruck des Willens
nach Großzügigkeit in
der künstlerischen
Form. — Der Krieg
hat den anschließen-
den erregten Ausein-
andersetzungen ein
lähes Ende bereitet.
Die Heere und Flotten
der Völker stehn ein-
ander gegenüber, sie
sollen entscheiden,
Welchen Anteil das
Deutsche Reich an der
Ffde haben soll. Die
sichtbaren Kampfmit-
tel sind die Waffen,
die unsichtbaren sind
^er Geist und die
^raft, die sie ersannen
ütld anfertigten, und
MODEHAUS »ALFRED-MARIE« HOLZSCHN. A. OFFTERDINGER.
KLEID AUS ROTULAU U. GELB GESTRE1FT.TAFT. SPITZEN ÄRMEL.
der Geist und die Kraft, durch den sie geleitet
und mit der sie geführt werden. Die Waffen
entscheiden und zwar eine einheitliche Vielheit
guter und bester Waffen. Entspringen die guten
Waffen den gleichen Geistes- und Kraftquellen,
dann ist das, was sie zu verteidigen haben, min-
destens von gleich hohem Werte, weil die Welt-
geschichte lehrt, daß da, wo die höchsten Güter
zuverteidigen sind, die besten Waffen geschmie-
det werden. Das ist auch auf die friedlichen
Kampfmittel, auf die geistigen Waffen, auf Kul-
tur-Errungenschaften und Warenerzeugung an-
wendbar, denn das Bessere wird immer zum
Besieger und Verdränger des Minderwertigen.
Unsere Erfolge mit
den Erzeugnissen der
Groß- und Schwer-
industrie, der Farben-
und chemischen Indu-
strie, der Werkzeug-
und Instrumenten-
Fabrikation waren
würdig der sittlichen
Kampfesweise eines
großen Kulturvolkes.
Errungenschaften und
Siege verpflichteten
aber nicht nur zur Er-
haltung des Gewonne-
nen, sondern auch zu
einer Erweiterung und
Abrundung des Erfol-
ges. Dafür erachtete
Muthesius das deut-
sche Kunstgewerbe
berufen und würdig,
und er erachtete es
für nützlich, es dafür
vorzubereiten. Des-
halb forderte er die
Einheitlichkeit des
Ausdrucks, oder, wie
er seine Forderung
einkleidete, den Typ.
Natürlich stellte er
diese Bezeichnung an
das Ende der Ent-
wicklungsreihe als
Reifes, Abgeklärtes,
als ein Qualitätsergeb-
nis. Heute erscheint
es unbegreiflich, daß
Muthesius nicht ver-
Als Muthesius kurz vor Kriegsausbruch auf
der vorjährigen Werkbundtagung zu Cöln
einen einschlagenden und vielumstrittenen Vor-
lag hielt, in dem der Ausdruck „Typ" nament-
lich die Künstlerpersönlichkeiten in starke Er-
regung versetzte, ahnten wir alle nicht, wie so
bald wir von dem darin ruhenden Wahrheits-
kern an handgreiflichen Beispielen überzeugt
werden sollten. Muthesius hatte verlangt, daß
Wir von den eigenwilligen Gestaltungen und
Formen, von dem mehr persönlichen Ausdruck
ln Gebrauchsformen, so in Möbeln und Geräten,
absehen sollten im Interesse eines größeren
Außenhandels in der vom Deutschen Werk-
bund erstrebten Qua-
litätsarbeit des deut-
schenKunstgewerbes.
Mit den vielen unter-
schiedlichen Herkünf-
ten, mit dem tän-
delnden Formenspiel,
müsse aufgehört wer-
den, wenn derWelt-
markt Abnehmer des
deutschen Kunstge-
werbes werden solle.
Es handele sich nicht
allein um gute Tech-
nik,einwandfreiesMa-
terial und billige Prei-
se, sondern um den
einheitlichen Gesamt-
Ausdruck des Willens
nach Großzügigkeit in
der künstlerischen
Form. — Der Krieg
hat den anschließen-
den erregten Ausein-
andersetzungen ein
lähes Ende bereitet.
Die Heere und Flotten
der Völker stehn ein-
ander gegenüber, sie
sollen entscheiden,
Welchen Anteil das
Deutsche Reich an der
Ffde haben soll. Die
sichtbaren Kampfmit-
tel sind die Waffen,
die unsichtbaren sind
^er Geist und die
^raft, die sie ersannen
ütld anfertigten, und
MODEHAUS »ALFRED-MARIE« HOLZSCHN. A. OFFTERDINGER.
KLEID AUS ROTULAU U. GELB GESTRE1FT.TAFT. SPITZEN ÄRMEL.
der Geist und die Kraft, durch den sie geleitet
und mit der sie geführt werden. Die Waffen
entscheiden und zwar eine einheitliche Vielheit
guter und bester Waffen. Entspringen die guten
Waffen den gleichen Geistes- und Kraftquellen,
dann ist das, was sie zu verteidigen haben, min-
destens von gleich hohem Werte, weil die Welt-
geschichte lehrt, daß da, wo die höchsten Güter
zuverteidigen sind, die besten Waffen geschmie-
det werden. Das ist auch auf die friedlichen
Kampfmittel, auf die geistigen Waffen, auf Kul-
tur-Errungenschaften und Warenerzeugung an-
wendbar, denn das Bessere wird immer zum
Besieger und Verdränger des Minderwertigen.
Unsere Erfolge mit
den Erzeugnissen der
Groß- und Schwer-
industrie, der Farben-
und chemischen Indu-
strie, der Werkzeug-
und Instrumenten-
Fabrikation waren
würdig der sittlichen
Kampfesweise eines
großen Kulturvolkes.
Errungenschaften und
Siege verpflichteten
aber nicht nur zur Er-
haltung des Gewonne-
nen, sondern auch zu
einer Erweiterung und
Abrundung des Erfol-
ges. Dafür erachtete
Muthesius das deut-
sche Kunstgewerbe
berufen und würdig,
und er erachtete es
für nützlich, es dafür
vorzubereiten. Des-
halb forderte er die
Einheitlichkeit des
Ausdrucks, oder, wie
er seine Forderung
einkleidete, den Typ.
Natürlich stellte er
diese Bezeichnung an
das Ende der Ent-
wicklungsreihe als
Reifes, Abgeklärtes,
als ein Qualitätsergeb-
nis. Heute erscheint
es unbegreiflich, daß
Muthesius nicht ver-