Hans Thoma.
HANS THOMA—KARLSRUHE. »CHRISTUS UND DIE SAMARITERIN« 1887. BES : HENRY THODE.
Vater früh starb. Die Mutter stammte aus einer
bäuerlichen Künstlerfamilie, in der Heiligen-
bilder, Kruzifixe und Uhrenschilder produziert
wurden. Nach kurzer Lehrzeit bei einem Litho-
graphen und dann bei einem Stubenmaler in
Basel kehrte der Knabe wieder ins Elternhaus
zurück, dann gab man ihn zu einem Uhren-
schildermaler in St. Blasien, wo er wenigstens
mit Pinsel und Ölfarben hantieren lernte. Und
wieder kam er ins Elternhaus, weil die Mutter,
als der Vater gestorben war, das Lehrgeld nicht
mehr bezahlen konnte. Von jetzt ab suchte er
sich selbst zu bilden, malte für ländliche Ab-
nehmer schon kleine Landschaften und Bild-
nisse und arbeitete inzwischen fleißig vor der
Natur. Was er hier zuwege brachte verschaffte
ihm schließlich (1859) die Aufnahme in die
Karlsruher Kunstschule und ein Stipendium
dazu. Er arbeitete bei des Coudres und dann
bei Schirmer, in den Ferien zuHause im Schwarz-
wald, dessen Schönheiten er nun schon mit
besserem Rüstzeug als Maler zu Leibe gehen
konnte. Auf der Schule kam er mit Emil Lugo,
Eugen Bracht und Philipp Roth in freundschaft-
liche Beziehungen, trat auch dem Wiener Canon
nahe, dessen starke und sichere Persönlichkeit
ihm manches zu geben hatte. Wenn das knappe
Stipendium verzehrt war, erfolgte wieder die
Rückkehr nach Bernau ins Elternhaus, wobei
ihn jene Freunde oft begleiteten. Dann war
wieder die Natur seine Lehrmeisterin und dabei
studierte er die Alten, vornehmlich Dürer und
Holbein. Auch in Düsseldorf weilte Thoma
eine Zeit lang, wo ihn Olto Scholderer nach
Kräften förderte. Dieser nahm ihn 1869 auch
mit nach Paris und hier tat sich dem jungen
Maler eine neue Welt auf, als er eine große
Ausstellung Courbets sah. Vielleicht lag keine
der großen französischen Maler Kunst dem
deutschen Empfinden so nahe, als die des star-
ken, phrasenlosen, eher schwerblütigen Cour-
bet, der sich ja selber im Kreise deutscher
Kunstgenossen besonders wohl fühlte. Die
Früchte dieser Lehrjahre stellte Thoma mit
großem Mißerfolg in Karlsruhe aus und wurde
in geradezu grotesker Weise angefeindet. Auch
ein wohlwollender Kunstschulprofessor redete
ihm zu, künftig so zu malen, wie gebildete
Menschen es verlangten. Er ward wohl ein
wenig irre an sich und verdarb beim „Bessern"
HANS THOMA—KARLSRUHE. »CHRISTUS UND DIE SAMARITERIN« 1887. BES : HENRY THODE.
Vater früh starb. Die Mutter stammte aus einer
bäuerlichen Künstlerfamilie, in der Heiligen-
bilder, Kruzifixe und Uhrenschilder produziert
wurden. Nach kurzer Lehrzeit bei einem Litho-
graphen und dann bei einem Stubenmaler in
Basel kehrte der Knabe wieder ins Elternhaus
zurück, dann gab man ihn zu einem Uhren-
schildermaler in St. Blasien, wo er wenigstens
mit Pinsel und Ölfarben hantieren lernte. Und
wieder kam er ins Elternhaus, weil die Mutter,
als der Vater gestorben war, das Lehrgeld nicht
mehr bezahlen konnte. Von jetzt ab suchte er
sich selbst zu bilden, malte für ländliche Ab-
nehmer schon kleine Landschaften und Bild-
nisse und arbeitete inzwischen fleißig vor der
Natur. Was er hier zuwege brachte verschaffte
ihm schließlich (1859) die Aufnahme in die
Karlsruher Kunstschule und ein Stipendium
dazu. Er arbeitete bei des Coudres und dann
bei Schirmer, in den Ferien zuHause im Schwarz-
wald, dessen Schönheiten er nun schon mit
besserem Rüstzeug als Maler zu Leibe gehen
konnte. Auf der Schule kam er mit Emil Lugo,
Eugen Bracht und Philipp Roth in freundschaft-
liche Beziehungen, trat auch dem Wiener Canon
nahe, dessen starke und sichere Persönlichkeit
ihm manches zu geben hatte. Wenn das knappe
Stipendium verzehrt war, erfolgte wieder die
Rückkehr nach Bernau ins Elternhaus, wobei
ihn jene Freunde oft begleiteten. Dann war
wieder die Natur seine Lehrmeisterin und dabei
studierte er die Alten, vornehmlich Dürer und
Holbein. Auch in Düsseldorf weilte Thoma
eine Zeit lang, wo ihn Olto Scholderer nach
Kräften förderte. Dieser nahm ihn 1869 auch
mit nach Paris und hier tat sich dem jungen
Maler eine neue Welt auf, als er eine große
Ausstellung Courbets sah. Vielleicht lag keine
der großen französischen Maler Kunst dem
deutschen Empfinden so nahe, als die des star-
ken, phrasenlosen, eher schwerblütigen Cour-
bet, der sich ja selber im Kreise deutscher
Kunstgenossen besonders wohl fühlte. Die
Früchte dieser Lehrjahre stellte Thoma mit
großem Mißerfolg in Karlsruhe aus und wurde
in geradezu grotesker Weise angefeindet. Auch
ein wohlwollender Kunstschulprofessor redete
ihm zu, künftig so zu malen, wie gebildete
Menschen es verlangten. Er ward wohl ein
wenig irre an sich und verdarb beim „Bessern"