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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 37.1915-1916

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Thoma, Hans: Ein offener Brief: von Hans Thoma an den Herausgeber
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https://doi.org/10.11588/diglit.8533#0057

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Ein offener Brief.

Die „Pieta" S. 11 ist 1885 in Frankfurt ent-

aus

iluß auf meine Arbeiten und ich war immer froh,
wenn ich sie über Bord werfen konnte. Auf-
traggeber, die aus einem Prinzip heraus mich
hätten bestimmen können, hatte ich zu meinem
Leidwesen nie, meine Existenzmittel waren
knapp und ich mußte mich, wie noch so viele
andere Maler, von Bild zu Bild durch die Welt
d. h. durch die Ausstellungen schlängeln.

Wenn nun Bilder von mir — die in einem
Zeitraum von über fünfzig Jahren so „gelegent-
lich" ohne bestimmten Plan entstanden sind —
nun in Reproduktionswerken untereinander ge-
mischt erscheinen, so mag das etwas verwirren-
des haben, und da der Hervorbringer immer

noch lebt, so ist es natürlich, daß man ihn in bes ^rinnf un^SD"a.nErinnerungsbild,welche:
Mancherlei um Auskunft angehen mag, und da genherde b. JUs1Shwarzwald kennt, gleich ver
das Alter mitteilsam ist, so thut er es gerne. jeder, der den 3

.um ttiigenen mag, und (
Alter mitteilsam ist, so thut er es gerne.
Das früheste Bild in dieser Zusammenstellung
ist das „Mädchen mit Hühnern" S. 16. — Ich
habe dies Bild in meiner Kunstschulzeit in Karls-
ruhe gemalt; es giebt aus dieser Periode mehrere
Hühnerbilder von mir und ich stand im Begriff,
einen Namen als „Hühnermaler" zubekommen,
ich will nicht sagen, daß ich deshalb au
habe, Hühner zu malen.

Das „Selbstporträt" S. 2 habe ich 1872 in
München gemalt; manche Maler werden mich
verstehen, wenn ich sage, daß solche Selbst-
porlräts oft deshalb entstehen, weil man keine
Bestellungen hat und auch kein Geld, um Mo-
delle zu bezahlen, auch hält einem niemand
besser still als das Bild in seinem Spiegel, wo
man ruhig studieren kann.

Das zweite „Selbstporträt" S. 26 habe ich
aber doch 1899 im Auftrag und auf Bestellung
für das „Städelsche Institut" in Frankfurt ge-
malt; es war vor meinem Abschied von dort,
vielleicht sieht man es dem Bilde an, daß ich
mich über diesen Auftrag freute.

Das Bild S. 27 „Unter dem Flieder" habe
ich 1871 direkt vor der Natur gemalt und zwar
in Säckingen, ebenso das „Stilleben" S. 17.
I S. 24 ist ein frühes Bildniß meiner Frau,
| S. 33 ebenso im römischen Kostüm, das sie
sich in Rom angeschafft hatte.

S. 32 ist eine gewisse Neckerei, weil meine
i Frau sich im Heimschleppen von Feldblumen
J nie genug thun konnte und der „geduldige Ehe-

■ mann" dann mittragen mußte, ich habe das Bild
5 später „Deutsche Flora" genannt.

■ Eine andere „Flora" auf S. 7 ist das

■ reproduzirte Bild vom Jahr 1892.

■ Die „Tanzenden Landkinder" S. 31 habe ich

■ in München 1872 gemalt.

■ „Christus und die Samariterin" S. 10 habe ich
ä 1887 in Frankfurt gemalt; leider war die zurRe-

■ Produktion benutzte Photographie nicht sehr gut.

standen.

Den „Hüter des Thaies" 1893 S. 22 habeich
ebenfalls in Frankfurt gemalt.

Das Bild auf S. 37 „Singende, lautenspie-
lende weißgekleidete Frau" ist ein Ausschnitt
dem 3 Meter hohen Wandbild „Das Land
der Erlösten" im Karlsruher Museum, es zeigt
wohl die Art meiner Arbeit besser als es bei
der unmäßig verkleinerten Aufnahme des gan-
zen Bildes möglich gewesen wäre.

Die „Drei Köpfe" zum Schluß S. 40 sind ein
frei erfundenes Familienbild.

Die „Fuchsien" S. 29 1870 sind ein mir lie-
bes Erinnerungsbild. Die „Heimkehrende Zie-
Erinnerungsbild, welches
-i . i ____

eine

Aufenthalt 1880

jeder, der de
stehen wird.

Die Landschaft S. 35 ist ein Stück „Bernau"
mit seinen Wiesen und ziehenden Wolken.

Das Bild S. 36 „Die Wonne des Fliegens"
ist wohl mit aus dem Bestreben entstanden:
>rnmen, den leeren Raum einer Luft durch ein fast geo-
fgehört metrisches Maaß klar zu machen und so das
Gefühl des Schwebens im Räume hervorzurufen.

Das Bild S. 3 „Blühendes Thal" 1913 ist ein
Seitenthälchen des Rheines bei Säckingen
„Römische Campagna" S. 4 1912 ist
späte Erinnerung an meinen
in Rom.

„Drohende Wolken" S. 5 habe ich einmal so
ähnlich im Taunus gesehen.

„Herbsttag" 1904 S. 6 ist in der Nähe von
Schönenberg gesehen.

„Frühlingsklang" S. 9, mit seinem Feigen-
baum, dem schalmeienden Hirten und den Frö-
schen, ist aus einer Stimmung in einem kleinen
Thälchen bei Gardone entstanden.

Die „Landschaft" auf S. 23 ist aus dem Alb-
thal bei St. Blasien. „Das wandernde Bächlein"
S. 18 ist aus der G.gend von Neustadt im

Schwarzwald.

Die „Landschaft" S. 19 mit der großen Wolke
Uon «Vier Hie weite Land-

ld

farbig

IL W . i , ___

und den Sonnenstrahlen über die weite
schaft ist eine Anregung aus der Villinger

Gegend. —

Der „Gewitterregen" 1914 auf S. 21 ist in
Gedanken an den Oberrhein bei Säckingen in
freier Weise entstanden.

Aus gleicher Gegend stammt auch das B
S. 12 „Morgen am Oberrhein".

Das „Silberhorn an der Jungfrau in den Ber-
ner Alpen" auf S. 15 ist nach einer ganz flüch-
tigen Bleistiftskizze auf einem Spaziergang
Wengen gegenüber entstanden; dadurch, daß
ich nur den Eindruck dieser großen Welt in
einer wohl niemand anderem verständlichen

■ Oktober 1915. 4
 
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