SCHArSPlELERIN ALS »MADAM HUTTERKLY«
^9 PHOTOGRAPH^
ZU KARL SCHENKERS B1LDN1S-P
Die stüleHoifnung der Kunstfreunde, daß ein*
gewisse konventionelle Bildnismalerei —
ie hat mit der Malerei nur das Material gemein
am — von der Bildnis-Photographie »"» A
Dasein gedrängt werde und
schwinden möchte, di
sie
sam — . raphie aus dem
einmal ganz ver-
.^miiucnie, diese Hoffnung kann irischen
Mut aus den Arbeiten eines jungen Berliner
Photographen schöpfen, die uns als das Beste
erscheinen, was die Porträt-Photographie zur
Zeit leistet. Es ist gleich zu bemerken, daß
Schenker ein Maler von Talent ist, also außer
seinen fachtechnischen Kenntnissen noch etwas
mehr mitbringt als den guten Geschmack, mit
dem man sich bei der Photographie meist be-
gnügt. Er hat als Maler ein sicheres konstruk-
tives Auge, das die bildhaften Elemente wahr-
nimmt und die Fläche nicht mit hübschen Ein-
und Zufällen teilt, wie sie eine Farbe ergibt
oder eine nS»ui- Er macht
nichts als rei2;:Uee-
Bildnisse, die „gebaut" sind, stellt sie auf, ge-
wissermaßen. Er flunkert nicht mit sogenann-
tem seelischen Ausdruck; er bildet sich nicht
ein, den sozusagen inneren Charakter des Por-
trätierten kennen und wiedergeben zu müssen;
er bleibt vielmehr ganz solide und gewissen-
haft bei der Oberfläche, die ja der Tiefe viel
stärker verbunden, viel verräterischer ist als
man meint, und jedenfalls stärker verbunden
als der dem Individuum bewußt gewordene
Charakter, der zumeist eine Anmaßung ist. Hier
bei Schenker wird deutlich: eine gute Ana-
tomie ist dem Photographen viel nötiger als eine
zweifelhafte „Seelenkunde", die dem porträ-
tierten Naturforscher eine Denkermiene, dem
Literaten eine Feder in die Hand und der Welt-
dame das gewisse Lächeln gibt, dem Braut-
paar den seriösen Treueschwur auf die Lippen
und der jungen Mutter den innigen Blick auf
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ZU KARL SCHENKERS B1LDN1S-P
Die stüleHoifnung der Kunstfreunde, daß ein*
gewisse konventionelle Bildnismalerei —
ie hat mit der Malerei nur das Material gemein
am — von der Bildnis-Photographie »"» A
Dasein gedrängt werde und
schwinden möchte, di
sie
sam — . raphie aus dem
einmal ganz ver-
.^miiucnie, diese Hoffnung kann irischen
Mut aus den Arbeiten eines jungen Berliner
Photographen schöpfen, die uns als das Beste
erscheinen, was die Porträt-Photographie zur
Zeit leistet. Es ist gleich zu bemerken, daß
Schenker ein Maler von Talent ist, also außer
seinen fachtechnischen Kenntnissen noch etwas
mehr mitbringt als den guten Geschmack, mit
dem man sich bei der Photographie meist be-
gnügt. Er hat als Maler ein sicheres konstruk-
tives Auge, das die bildhaften Elemente wahr-
nimmt und die Fläche nicht mit hübschen Ein-
und Zufällen teilt, wie sie eine Farbe ergibt
oder eine nS»ui- Er macht
nichts als rei2;:Uee-
Bildnisse, die „gebaut" sind, stellt sie auf, ge-
wissermaßen. Er flunkert nicht mit sogenann-
tem seelischen Ausdruck; er bildet sich nicht
ein, den sozusagen inneren Charakter des Por-
trätierten kennen und wiedergeben zu müssen;
er bleibt vielmehr ganz solide und gewissen-
haft bei der Oberfläche, die ja der Tiefe viel
stärker verbunden, viel verräterischer ist als
man meint, und jedenfalls stärker verbunden
als der dem Individuum bewußt gewordene
Charakter, der zumeist eine Anmaßung ist. Hier
bei Schenker wird deutlich: eine gute Ana-
tomie ist dem Photographen viel nötiger als eine
zweifelhafte „Seelenkunde", die dem porträ-
tierten Naturforscher eine Denkermiene, dem
Literaten eine Feder in die Hand und der Welt-
dame das gewisse Lächeln gibt, dem Braut-
paar den seriösen Treueschwur auf die Lippen
und der jungen Mutter den innigen Blick auf
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