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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 37.1915-1916

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K., M.: Eine Antwort
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Professor SUTTER UND KARL HAGELE.

HESSISCHES SPIELZEUG. FELDGESCHÜTZ.

EINE ANTWORT. (Zu dem Briefe im Septem-
berheft.) „Verehrte Briefschreiberin! Gewiß,
es wäre wunderschön, wenn bei der gegenwär-
tigen Mobilisierung der „Metalle" alle jenen bron-
zenen Möpse und Venusinnen aus den guten
Stuben daran glauben müßten, an die Adler auf
den Kriegerdenkmälern gar nicht zu denken. Schaut
man aber an den Metallsammelstellen der Abliefe-
rung zu, so muß man leider bemerken, daß unge-
fähr das Gegenteil stattfindet. Jene schauerlichen
Kunstgegenstände kommen ziemlich zäh heraus,
dagegen wandert vieles zur Einschmelzung, was
auf den stolzen Namen „Kunstgegenstand" keinen
Anspruch machen darf und doch soviel mehr wert
ist, prächtige alte Kupfereimer und Pfannen und
Mörser, die in ihrer handwerklichen Gediegenheit
unwiederherstellbar sind. Der Geseßgeber hat die
ehrliche Absicht gehabt, künstlerische Werte zu
schonen; nur ist guter alter „Hausrat" oft soviel
mehr wert als die sogenannten „Kunstgegenstände",
üas soll kein Vorwurf sein; Geschmackswerte lassen
sich nicht reglementarisch erfassen. Daß aber der
Schuß der Verordnung den wirklichen künstlerischen
Werten zu gute komme und die Geschmacklosig-
keiten nicht zu unrecht verschont bleiben, dazu ist
die Fürsorge der Berufenen und Aufklärung in der
Öffentlichkeit nötig. Eine Propaganda in doppelter
Richtung tut not. Das Eine ist, daß die guten
alten Sachen möglichst gerettet werden.
Wir wissen, daß die Volkskunstvereine schon viel-
fach verdienstlich tätig sind. In vorbildlicher Weise
wird in München gearbeitet; man hat den Ein-
druck, daß mit außerordentlicher Liebe und Sorg-
falt verfahren wird. Die Arbeit trägt reichen Segen;
was für ungeahnte Schönheiten da zusammen kom-
men, wie sie kein Museumsbesiß aufzuweisen hat,
davon zu berichten wird vielleicht später einmal die
Stunde kommen. Für heute ist nur zu fordern,
daß dieser Schuß niclit auf einige Städte beschränkt
bleibt, sondern auf die Sammlungen des ganzen

Reiches ausgedehnt werde. — Das Zweite ist, daß
das Publikum methodisch angeregt werde, die
schlechten neuen Sachen wegzugeben, auch
wenn sie als „Kunstgegenstände" formell von der
Beschlagnahme frei sind. Auch hierfür hat München
einen guten Gedanken gehabt. Wenn man die Sam-
melstelle betritt, findet man sich zunächst einem
riesenlangen Bordbreit gegenübergestellt. Dort sind
alle jene lieblichen Greuel versammelt, bis zum gal-
vanisierten Tanzschuh. Ein großes Plakat mahnt:
„Befreit euch von solchen Geschmacklosigkeiten". Die
pädagogische Wirkung dieser Ausstellung ist außer-
ordentlich, wie man aus den Gesprächen an Ort und
Stelle erlauschen kann. Wir meinen, daß die gute
Idee dieser Ausstellung sidi noch viel eindringlidier
verwirklichen läßt. In den verkehrsreichen Straßen
der Stadt mögen Behörden oder Kunstvereine Aus-
lagen veranstalten (Ladeninhaber von wirklich künst-
lerischen Interessen werden ihre Schaufenster gern
zur Verfügung stellen), worin sie Schulbeispiele von
jenen Gegenständen vorführen, welche wegzugeben
leider keine Pflicht, wohl aber eine Tat des Ge-
schmacks ist und eine patriotische Leistung dazu.
Gewerbelehrer, Männer von der Heimatkunst, hier
wäre ein Feld zur Betätigung! Ihr werdet er-
staunen, wie empfänglich das Publikum für solch
eine öffentliche Belehrung in Geschmacksdingen ist.
Es ist in anderen Zeiten so schwer, öffentlich am
Beispiel zu zeigen: „Dies ist schlecht"! Diesmal
müßten die Kitschfabrikanten schweigen, denn man
demonstriert ja zugunsten des Vaterlandes." k. m.
£

KRIEGS-RADIERUNGEN VON ERICH ERLER.
Das großzügige Blatt, mit dem dieses Heft
eingeleitet ist, entstammt einem soeben erschienenen
bedeutungsvollen graphischen Werke, das im Novem-
berheft näher gewürdigt werden soll. Es ist das
Schlußblatt einer Folge von Kriegs-Radierungen:
eine deutsche Frau, die an Stelle des Mannes der
Erde das Saatkorn für das „Neue Brot" anvertraut. -
 
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