Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 37.1915-1916

DOI Artikel:
Wartmann, Wilhelm: Gedächnis-Ausstellung Max Buri in Zürich
DOI Seite / Zitierlink:
https://doi.org/10.11588/diglit.8533#0134

DWork-Logo
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Gedächtnis-Ausstellung Max Buri in Zürich.

MAX HURI t GEMÄLDE »NACH DEM BEGRÄBNIS IN BEIENZ« 1906. MIT GENEHMIGUNG DER DEUTSCHEN VERLAGS-ANSTALT—STUTTGART.

dien, die aus der Frühzeit von Sammlern und
Freunden mit mehr Pietät als der Künstler
selbst sie für diese Werke hegte, gerettet worden
sind; in der allgemeinen Haltung ist allerdings
die Schule noch maßgebend. In den Jahren
1900—1905 wird Buri stärker als Paris und
München und schafft aus eigener Kraft.

Das auf diesen Jahren sich aufbauende Ge-
samtwerk ist von eindrucksvoller Einheitlich-
keit und Stetigkeit der Entwicklung. Sie geht
nicht in absolut gerader Linie und deutlich geglie-
derten Absätzen, aber leichte Schwankungen
und kleine Umwege führen immer wieder zur
Hauptrichtung zurück, und immer auch ein Stück
vorwärts, im Sinne der künstlerischen Absich-
ten und Ziele — oder der unbewußten grund-
legenden Begabung — des Malers, und im Sinne
seiner Zeit. Die dämpfende Wirkung der Atmo-
sphäre will er bannen, zu vollständiger Hellig-
keit und Farbigkeit durchdringen. Immer mehr
wachsen seine Bilder nicht aus dem Dunkeln
oder aus Mittelstufen heraus, sondern aus der
reinen Helligkeit, sind sie nicht von Luft durch-
tränkt, nur von Licht, bauen sie sich nicht aus
verbindenden Tönen auf, nur aus Farben. Die
Feststellung, daß seine Figuren von einer ge-

wissen Zeit an alle auf hellerem Grunde stehen,
bleibt beim Oberflächlichen, streift aber doch
das Grundproblem. (Wenn gelegentlich ein ganz
schwarzer Grund erscheint, so trägt der Künstler
damit nur den Bildrahmen vom Rand der Lein-
wand an den Umriß der Figur, die sich in sich
selbst wieder so aufbaut, wie sonst der ganze
rechteckige oder quadratische Bildausschnilt.)

Als kleine Abschweifungen von dem so
sicher erkorenen Wege mag man es empfinden,
wenn Buri gelegentlich, um dem „Ton" zu ent-
rinnen, zu fast reiner Umrißzeichnung mit far-
biger Flächenfüllung hinneigt. Trotz der oft
gehörten Behauptung, er pflege den Plakatstil,
sind es schließlich nur wenige, kleinere Bilder,
die in überstark ausgeprägtem Verzicht auf
Luft und Modellierung sich von der Art der
Tafelmalerei merklich entfernen. In zwei Ber-
ner Köpfen von 1914 wölbt er wieder so
stark, daß sie beinahe die Illusion der Natur-
erscheinung geben. Im Jahre 1908 bläht und
rundet er die blauen Hemden und die Bärte
seiner Bauern mit flockig breiten Strichen.
Wenig später zeigen die „Rothaarige", „Papa
Wenger", die „Köchin" eine emailartig weiche
Modellierung; andern Orts setzt er leuchtend
 
Annotationen