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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 37.1915-1916

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Wartmann, Wilhelm: Gedächnis-Ausstellung Max Buri in Zürich
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https://doi.org/10.11588/diglit.8533#0139

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Gedächtnis-Ausstellung Max Buri in Zürich.

MAX BURI f BR1F.NX. LANDSCHAFT.

»BLICK VOM GURTEN BEI BERN« 1908.

Was neben der tiefen Farbigkeit in der Luzerner
Landschaft des „Mutteridyll" und im großen
Iseltwalder Bild nur teilweise durchgeführt ist,
die lineare Gliederung in große Flächen und Pläne
wird im „Lauterbrunnental mit Jungfrau", im


Bilck vom Gurten" in derBrienzerseelandschaft
mit dem baumumstandenen Herrenhaus links
vorn, zum entscheidenden Grundgesetz; die
spätere „Blümlisalp" und die Brienzerseeland-
schaften von 1914 behalten die große Flächen-
teilung als Gewinn, verbinden sie aber mit
weicherer Modellierung und warmer, von innen
heraus leuchtender Farbigkeit. In den Still-
leben zeigt sich der gleiche Weg. Es ist eine
der ersten Erfahrungen, zu denen die Aus-
stellung zwingt, daß eben auch die Stilleben
und die Landschaften Max Buris sich erst ganz
offenbaren und erschließen, wenn sie als Er-
gebnisse jener besondern Burischen Eigenart
gewürdigt werden, die jeder in den Figuren-
bildern ohne weiteres erkennt und anerkennt.

Öfter als bei den Figuren wird für die Land-
schaften Max Buris der Vergleich mit seinem
großen Berner Landsmann aufgestellt. Die Ver-
schiedenheit ist hier nicht geringer als dort.

Hodler durchdringt seine Gebirge, wie seine
Menschen, bis auf die Knochen, sie durch-
stoßen überall die nur dünn darüber gespannte
Haut und bestimmen von innen heraus die
Form; die Gräte und Kämme erhöht und ent-
rückt er. Buris mehr triebhafte Malfreude sieht
auch die Berge aus der Nähe ; sie leuchten groß
herüber. Er entreißt der Natur nicht gewaltsam
ihre Geheimnisse, sondern malt ihren freund-
lichen Schein und geht glücklich in ihr auf.
Wie aus seinen Selbstbildnissen, mögen sie in
der Auffassung und Malweise nun so oder an-
ders zugerichtet sein, das gute blaue Augen-
paar unverfälscht und unbeschwert uns immer
wieder entgegenblickt, so herrscht in den Land-
schaften der Friede mit blauem Himmel, blauem
See, frischgrünen Wiesen und Bäumen, fröh-
lichroten Ziegeldächern und hellen Lüften.

Hodlersches Pathos, jedes Pathos der Ge-
bärde und der Gesinnung, ist Buri fremd. Die
Linie als Selbstzweck gilt ihm nichts, die Zeich-
nung allein nicht als Lösung. Der Mensch, nicht
der menschliche Körper, ist sein Studium. In
seinen Bildern erscheinen keine andern als
ruhig sitzende Figuren, fast alle in die unförm-
 
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