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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 37.1915-1916

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Lübbecke, Fried: Die Wiesbadener Kunstausstellung 1915: im neuen Museum 1. Oktober - 12. Dezember
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https://doi.org/10.11588/diglit.8533#0210

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Die Wiesbadener Kunstausstellung igiß.

OTTO KOPP MÜNCHEN.

>B UDENDE JUNGEN I M WA] D«

mischung nur für Wiesbaden interessanter ma-
lender und bildhauernder Lokalgrößen fernzu-
halten, so haben sie diese doch so zu gruppieren
gewußt, daß die im Vergleich geförderte Selbst-
erkenntnis sie späteren ähnlichen Veranstal-
tungen von selbst fernbleiben heißen wird.

Als wesentlicher Eindruck der ganzen Aus-
stellung ist festzulegen: die klare Gegen-
überstellung des Berliner Kreises und der von
Süddeutschland, vor allem vom Rhein über
Frankreich aus befruchteten jüngeren Expres-
sionisten. Zweier Welten, die beide in ihrer
Art tüchtig, — der Berliner Kreis womöglich
an wirklichen Persönlichkeiten reicher — deut-
lich das Werden der letzten 30 Jahre unseres
Geisteslebens erkennen lassen. Dort, in der
historisch gewordenen Reihe der glanzvollen
Namen eines Liebermann, Leistikow, Corinth
das Ringen um den Ausdruck der mit einer
bis dahin in der Kunstgeschichte unbekannten
Schärfe ergriffenen äußeren Erscheinungsform,
ein Ringen, das so klar das oft doktrinäre
Suchen und dann wieder zu handfeste Zu-
packen des jungen Kaiserreiches spiegelt, und
hier bei den Jungen die Versenkung in die nur

gefühlsmäßig auszuschöpfenden Tiefen einer
im Farbigen und Formalen liegenden Trans-
zendenz. Zwischen beiden stehend die darum
so oft problematischen, urdeutschen Gestalten
eines Thoma und Böcklins, eines Slevogt,
Trübner und Habermanns.

Da, wie gesagt, die Auswahl der ausgestell-
ten Werke bis auf ganz geringe Ausnahmen
eine qualitativ angenehme Höhe des einzelnen
gewährleistet, so erübrigt sich eigentlich eine
Sonderbesprechung. Sie bliebe im Grunde eine
Aufzählung des Katalogs mit mehr oder weniger
richtigem Epithetaschmuck. Zudem sind eine
große Zahl der Werke dem Kunstfreunde ohne-
hin von anderen Ausstellungen her bekannt.
Hingewiesen sei nur auf einige neu auftau-
chende frische Begabungen wie Edwin Scharff
und Otto Kopp-München, Ida Gerhardi-Lü-
denscheid, Alice Lenhard-Falkenstein. Von
aktuellen Bildern packt ein Werk von E. Wolff-
Malm, „Die Granate", das den Krieg in seinem
ganzen Grauen auf eine knappe Formel bringt:
Vier Soldaten in einem Schützengraben, von
einer Granate getroffen, eine Szene, die in
ihrem sicheren Aufbau zweifellos auf ähnlich
 
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