Über einige Grenzen der Malerei.
modernen Menschen mindestens eben so wert-
voll wäre als die fast rein intellektuellen Ge-
nüsse derProjektion des Raumes auf die Fläche.
Ich nenne nur das eine Beispiel eines sanft ab-
fallenden Geländes, jenes ganz unbeschreibliche
Raumgefühl, das sich für den Obenstehenden
mit der allmählichen Senkung einer leichten,
weiten Erderhöhung verbindet. Das wird der
Maler niemals zeichnen können, wenigstens so
lange nicht, als es keine Perspektive gibt, die
hinter einem hohen ersten Plan einen tiefen
Hintergrund sichtbar zu machen vermag (ohne
daß sich das Verhältnis von Bild und Augen-
höhe ins Ungewohnte verschiebt). Wenn der
Maler diese räumliche Situation direkt nicht
darstellen kann, so ist damit natürlich durchaus
noch nicht gesagt, daß er das mit ihr verbun-
dene Gefühl nicht auf einem andern Wege mit-
zuteilen vermag. Gerade darin wird sich die
künstlerische Kraft zeigen, daß er das Erlebnis
von der Zufälligkeit der Situation befreien und
ihm ein notwendiges Gewand geben kann. Der
Streit, ob der Künstler dies oder jenes dar-
stellen kann oder darf, ist ganz müßig, weil
alles von seinem künstlerischen Talent, d. h.
von seinem Bewußtsein gewordenen Instinkt
abhängt, ob die Darstellungsmittel sich mit den
allgemeinen Grenzen der Kunst überhaupt und
den speziellen seiner Kunstart vertragen und
von der Fähigkeit, nur solche Erlebnisse zu
realisieren, die überhaupt ins Bereich der Kunst
gehören. In diesem Sinne gibt es zwei unüber-
schreitbare Grenzen für jeden Künstler: daß er
niemals das Unendliche, Absolute, die univer-
sale Totalität fassen und daß er das, was er
geben will, niemals direkt und unmittelbar be-
richten, sondern nur indirekt durch einen ge-
schaffenen, neuen Kunstkörper darstellen kann.
Alles führt uns zu der Behauptung, daß die
Kunst jene vermeintliche Würde, die ihr aus der
modernen Menschen mindestens eben so wert-
voll wäre als die fast rein intellektuellen Ge-
nüsse derProjektion des Raumes auf die Fläche.
Ich nenne nur das eine Beispiel eines sanft ab-
fallenden Geländes, jenes ganz unbeschreibliche
Raumgefühl, das sich für den Obenstehenden
mit der allmählichen Senkung einer leichten,
weiten Erderhöhung verbindet. Das wird der
Maler niemals zeichnen können, wenigstens so
lange nicht, als es keine Perspektive gibt, die
hinter einem hohen ersten Plan einen tiefen
Hintergrund sichtbar zu machen vermag (ohne
daß sich das Verhältnis von Bild und Augen-
höhe ins Ungewohnte verschiebt). Wenn der
Maler diese räumliche Situation direkt nicht
darstellen kann, so ist damit natürlich durchaus
noch nicht gesagt, daß er das mit ihr verbun-
dene Gefühl nicht auf einem andern Wege mit-
zuteilen vermag. Gerade darin wird sich die
künstlerische Kraft zeigen, daß er das Erlebnis
von der Zufälligkeit der Situation befreien und
ihm ein notwendiges Gewand geben kann. Der
Streit, ob der Künstler dies oder jenes dar-
stellen kann oder darf, ist ganz müßig, weil
alles von seinem künstlerischen Talent, d. h.
von seinem Bewußtsein gewordenen Instinkt
abhängt, ob die Darstellungsmittel sich mit den
allgemeinen Grenzen der Kunst überhaupt und
den speziellen seiner Kunstart vertragen und
von der Fähigkeit, nur solche Erlebnisse zu
realisieren, die überhaupt ins Bereich der Kunst
gehören. In diesem Sinne gibt es zwei unüber-
schreitbare Grenzen für jeden Künstler: daß er
niemals das Unendliche, Absolute, die univer-
sale Totalität fassen und daß er das, was er
geben will, niemals direkt und unmittelbar be-
richten, sondern nur indirekt durch einen ge-
schaffenen, neuen Kunstkörper darstellen kann.
Alles führt uns zu der Behauptung, daß die
Kunst jene vermeintliche Würde, die ihr aus der